0097 - Das Höllentor
machen?«
Zamorra überlegte nicht lange.
»Es wäre wohl leicht zu bewältigen«, sagte er dann. »Aber ich halte es für unklug. Wenn wir diese vier überwinden, wird man es im Berg sofort wissen. Ich möchte die Gefangenen wohl befreien. Aber damit würden wir das Ende der übrigen heraufbeschwören.«
»Was gedenken Sie zu tun?«
»Wir pirschen uns bis zu dem Felsvorsprung und warten ab. Wenn es uns gelingt, den Weg der Furien und Gefangenen zu verfolgen, sind wir ein gutes Stück weiter. Wir müssen auf eine Gelegenheit warten, um in den Berg mit dem Wasserschacht einzudringen und alle Geiseln zu befreien. Alle auf einmal oder keinen. Anders geht es nicht.«
»Ich schätze, daß die Leute Ben Jussufs selbst nicht genau wissen, wie viele Gefangene sie haben. Sie sind ihrer Sache sicher, Sidi. Sie haben ihre Arbeiter, das genügt ihnen. Sie haben welche im Berg, und sie haben welche hier unten, bestimmt in einer Höhle.«
»Was willst du damit sagen, Yamun?«
»Es ist unmöglich, durch den Tempel in den Schacht zu kommen. Wir brauchen einen genauen Lageplan. Und den können wir nur von einem der Gefangenen bekommen.«
»Du meinst, man sollte wenigstens eine der Geiseln befreien?« fragte Zamorra.
»Ja, Sidi.«
»Und wie könnten wir das bewältigen?«
Der junge Yamun entwickelte dem Professor seinen Plan.
»Wir wissen, daß nur die vier Furien den Gefangenentrupp begleiten. Ich rechne damit, daß zwei von ihnen dem Zug vorangehen.«
»Das ist gut möglich«, gab Zamorra zu.
»Hinter ihnen gehen die Gefangenen, und zwar im Gänsemarsch. Anders ist nicht auf den Berggrat dort drüben zu gelangen.«
»Richtig«, meinte Zamorra. »Und bevor die letzten beiden Furien aus der Höhle kommen, um das Tor zu schließen und die Nachhut zu bilden, sollten wir eine der Geiseln ergreifen?«
»Ja, Sidi. Das wäre mein Vorschlag.«
»Der Plan ist gut, aber sehr gefährlich, Yamun. Die übrigen Geiseln könnten erschrecken. Auch glaube ich nicht daran, daß die Furien und die Männer Ben Jussufs ihre Gefangenen nicht zählen. Ich bin dagegen, daß wir eine einzige Geisel befreien und die mehr als hundert anderen der Rachlust der Araber aussetzen.«
Yamun biß sich auf die Lippen. Er überlegte.
»Es läßt sich anders machen, Sidi«, sagte er dann.
»Du hast noch einen Vorschlag?«
»Ja, Sidi. Wir nehmen eine Geisel weg. Also fehlt eine. Ich werde an ihrer Stelle mit in den Berg gehen. Ich werde alles erforschen und es Ihnen sagen. In zwei Tagen. Sie müßten in zwei Tagen hier sein und mich herausholen, wenn der Transport der Gefangenen erfolgt.«
Zamorra dachte über diesen Plan nach.
»Es ist todesmutig, aber es würde uns weiterhelfen«, sagte er abschließend. »Die Verantwortung kann ich aber nicht übernehmen.«
»Es ist Yamuns Entscheidung, Sidi. Ich weiß, was ich tue. Lassen Sie mich gehen, und nehmen Sie eine der Geisein. Vielleicht können Sie schon etwas erfahren.«
Schließlich stimmte Zamorra diesem Plan zu. Nicole sah nicht ohne Bewunderung auf den mutigen jungen Mann.
Die Unterhaltung war in französischer Sprache erfolgt. Yamun übersetzte dem Fellachen, der nur die Berbersprache verstand, das Gespräch und erläuterte ihm seinen Plan.
Der Fellache nickte eifrig.
»Wie kommt er in sein Dorf zurück?« fragte Zamorra noch.
»Er wird meinen Jeep nehmen. Wir haben ihn hinter dem Berg abgestellt.«
»In Ordnung«, sagte der Professor.
»Weiß der Fellache, um welche Zeit der Transport erfolgt?« fragte Zamorra.
Yamun gab die Frage an den Berber weiter.
Er übersetzte die Antwort des Fellachen.
»Eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit«, hieß diese Antwort.
»Also etwas über eine Stunde noch«, stellte Zamorra fest. »Wir müssen uns gedulden.«
***
Eine Stunde müßigen Wartens. Sie sprachen den Plan noch mehrmals in allen Einzelheiten durch, prüften ihre mer bis zu einem der Jeeps zurückziele. Sie kamen überein, daß sie sich immer bis zu einem der Jeeps zurückziehen und wegfahren könnten. Womit natürlich ihr Plan für alle Zeit vereitelt wäre.
»Wenn wir vorsichtig zu Werke gehen, kann nichts geschehen, Sidi«, sagte der junge Yamun zuversichtlich.
Als rund eine Stunde vergangen war, pirschten sie sidi erneut zu dem Felsvorsprung hin. In seinem Schutze blieben sie die nächsten Minuten stehen.
Und dann sahen sie das Licht. Gleißendes, blendendes Licht. Das große Tor öffnete sich wie von Geisterhand. Zamorra stand ganz vorn, er konnte durch einen Spalt einen Teil
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