0097 - Das Höllentor
dient, von innen zu öffnen.«
Zamorros Spannung wuchs.
»Ich bin der Ansicht, daß man sie auch von außen öffnen kann«, sagte er.
»Nein, Sidi, das ist unmöglich«, meinte Jawash.
»Und warum?«
»Das ist nur ein Gefühl, Sidi.«
»Ich meine, daß man die Tür von außen öffnen kann. Denn schließlich wurden Sie mit den übrigen Gefangenen jeden Abend von den Gelben Furien hinaufgeführt und eingelassen.«
»Oh, jetzt fällt es mir ein!« rief Jawash aus. »Die vordersten Furien klopften gegen die Tür. Es war ein bestimmtes Zeichen. Dann wurde von innen geöffnet. Immer von innen, Sidi.«
»Noch eine Frage, Jawash. Sind die Wände des Stollens eben? Oder haben sie irgendwelche Vertiefungen? Kleine Höhlen etwa, wo man sich verstecken könnte?«
»Ja, Sidi. Das müßte möglich sein. Ich habe im Verlauf des Schachtes einige solcher Steinnischen gesehen.«
»Perfekt!« sagte Zamorra zufrieden.
Nicole Duval ahnte etwas.
»Du hast wieder etwas vor, nicht wahr?«
»Ja, das muß ich ja, wenn wir weiterkommen wollen. Und jetzt weiß ich ja, daß ich aus dem Schacht wieder hinauskomme.«
»Du willst doch nicht…?« Nicole schluckte und konnte ihre Frage nicht beenden.
»Doch«, antwortete Zamorra, der genau wußte, daß sie seine Absicht erkannt hatte. »Ich werde morgen früh in dem Stollen sein.«
»Zamorra, du wirst dich in Todesgefahr begeben!« rief Nicole in höchster Erregung.
»Ich glaube nicht, Cheri. Ich weiß auch schon, wie ich hineinkomme.«
Nicole und Jawash fragten den Professor noch nach dieser Methode, aber er hüllte sich in Schweigen und wünschte eine gute Nacht.
»Nur eine Frage noch, Jawash. Ich nehme an, daß eine Arbeitsschicht der Gefangenen kurz vor Morgengrauen aus dem Berg und hinunter in die Höhle geführt wird?«
»Ja, Sidi, so ist es. Wir haben zwar weitgehend das Gefühl für Tag und Nacht verloren, weil wir immer eingeschlossen sind. Aber man kann die Zeit schätzen. Abends, wenn es dunkel ist, werden wir herausgeführt. Also muß es gegen Morgen gehen, wenn wir den Berg mit dem Wasserschacht wieder verlassen.«
»Dann werde ich dort sein. Du, Nicole, wirst bitte versuchen, daß der Wirt einen verläßlichen Boten ins Dorf und zu den Eltern Jawashs schickt. Sie sollen erfahrexi, daß ihr Sohn befreit und in Sicherheit ist.«
»Wird erledigt«, sagte Nicole. »Du hast den Löwenanteil an der schwierigen Arbeit wieder einmal für dich allein bestimmt.«
»Ein einzelner kann es riskieren, was ich vorhabe«, sagte Zamorra darauf. »Zu zweit wäre es gefährlich und so gut wie unmöglich.«
»Ich bin ja die einsichtige Mitarbeiterin, wie immer«, sagte das Mädchen. Und sie war nicht bei bester Laune.
***
Zamorra sah auf die Uhr. Kurz vor halb eins.
Er war entschlossen, den Plan auszuführen. Hartnäckig und bis zum Ende. Und gegen Morgen wollte er den ersten Schlag führen. Die Dinge waren geklärt. Zum erstenmal hatte er eine Möglichkeit, dem Geheimnis Jussufs und der Gelben Furien näherzukommen.
Es war nötig, sich den Ort des Geschehens selbst anzusehen. Immer wieder hatte es ausgesehen, als würde sich eine solche Möglichkeit nicht ergeben.
Jetzt ging es zur Tat.
Gut, daß ich Zeit habe, dachte Zamorra.
Er fand die Stelle wieder, wo sie den Wagen geparkt hatten. Auch jetzt stellte er den Jeep hier ab.
Sofort machte er sich an den kurzen Aufstieg. Es war eine waghalsige Klettertour. Und auch das Gehen auf dem Bergkamm war alles andere als ein Spaziergang.
Nur langsam kam der Professor voran. Immer wieder mußte er sich mit dem Fuß vorsichtig vorantasten, nach Unebenheiten suchen, Löchern im Gestein ausweichen.
Aber sein entschlossener Wille trieb ihn voran.
Nach einer Stunde erreichte er den letzten Ast, der in das Gestein gesteckt worden war und einen der schmalen Luftschächte verdeckte.
Noch langsamer, noch vorsichtiger ging Zamorra weiter.
Dann fühlte er etwas Metallisches unter den Füßen.
Er ging in die Hocke, suchte den Boden ab. Da war das Quadrat aus klingendem Metall! Die Luke! Die Tür zum Eingang. Sie maß an allen Seiten etwa einen Meter.
Sobald sie aufgehen würde, müßte er hinter ihr sicher versteckt sein.
Jawash hatte berichtet, daß sie nur von innen zu öffnen war.
Wie also sollte er vorgehen?
Er wußte, daß der Gang sehr schmal war. Konnte er versuchen, während des Ausstiegs der Gefangenen hineinzugelangen? Oder sollte er die Gruppe mit den Gelben Furien vorbeiziehen lassen, um dann blitzschnell hineinzutauchen
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