0097 - Das Höllentor
nach einer weiteren Stunde die Stadt und das Hotel.
Nicole Duval traute ihren Augen nicht, als sie Zamorras Gefangenen sah.
Gemeinsam mit dem befreiten Berber wurde dieser noch einmal verhört.
Es stellte sich heraus, daß die Wächter tatsächlich nicht wußten, wieviele Gefangene sie hatten.
»Es kommen Leute von Ben Jussuf, bringen Geiseln. Sie verteilen die Leute, wir kümmern uns nicht. Die Gefangenen kommen. Sie können nicht fort. Sie sind sicher.«
»Bis auf gestern«, sagte der junge Berber stolz. »Zamorra hat mich herausgeholt, als die Gelben Furien uns in den Berg bringen wollten.«
»Mich hat er auch herausgeholt«, sagte der arabische Wächter mit eigentümlichem Grinsen. Es war ihm anzusehen, daß er froh war, von seiner Art von Zwangsarbeit weggekommen zu sein.
»Großer Schlachtplan«, sagte Zamorra, und alle hörten ihm atemlos zu.
***
Es wurde beschlossen, daß der Araber einen ausbruchsicheren Raum im Haus bezog. Der junge Berber würde bei ihm Wache halten-. Auch jetzt sah Zamorra davon ab, seinen Gefangenen zu fesseln.
»Ich fahre mit Nicole Duval am Abend zu der Höhle zurück. Wir werden den jungen Yamun zurückholen. Morgen früh steigt dann die erste Erstürmung. Wir lauern den Gelben Furien auf, wenn sie die Geiseln aus dem Berg ins Tal zurückbringen. Damit wird ein Teil der Geiseln befreit. Gleichzeitig sind wir imstande, in den Schacht einzudringen. Ich werde das mit Yamun und seinem Vater schaffen.«
»Und mit mir«, warf Nicole Duval dazwischen.
Zamorra sah sie lange an. Er wußte, was in ihr vorging. Schon oft hatte er sie bei einem tollkühnen Alleingang zurücklassen müssen. Dabei wußte er, wie auch sie die gefährlichsten Situationen meisterte. Er konnte sich in wenigen Sekunden an zahlreiche Fälle erinnern.
»Und natürlich mit dir«, sagte er deshalb abschließend. »Wir überwinden die Wächter, eine Gruppe nach der anderen.«
»Und dann?« fragte Nicole.
»Dann haben wir alle Entführten und ihre Wächter. Dann brauchen wir nur noch auf Ben Jussuf und seine Horde zu warten. Wir werden uns im Schacht aufhalten und ihn empfangen. Ich bin sicher, daß er neue Geiseln bringen wird. Wenn nicht morgen, dann in den nächsten Tagen. Ich hoffe, daß es Yamun gelingt, die Wächter zu belauschen. Dann können wir etwas über Jussufs Pläne erfahren.«
»Herr«, wandte sich der arabische Wächter an Zamorra. »Ihr habt vergessen, daß da noch zwei andere Wächter sind. Unten, in der Höhle.«
»Die haben wir so gut wie sicher«, sagte Zamorra mit lapidarem Tonfall. »Die entkommen uns nicht.«
»Wie Ihr meint, Herr«, sagte der Araber ungläubig. Er wußte nicht, daß auch dieser Teil der Operation Ben Jussuf für Zamorra längst feststand.
***
Tagsüber konnten sie nicht versuchen, den Fall voranzutreiben. Sie geduldeten sich bis zum Nachmittag.
Dann erst brachten sie ihren Gefangenen in den sicheren Kellerraum. Der junge Jawash gelobte hoch und heilig, ihn gut zu bewachen.
Der Weg war ihnen vertraut. Und die kleine Nebenmission war für Zamorra und Nicole kaum der Rede wert.
Sie parkten den Jeep an der bekannten Stelle vom letzten Tag, auf der anderen Seite des Berges, in der Nähe der Höhle. Dann drangen sie bis zum Schutz des Felsenvorsprungs vor und warteten in der einsetzenden Dunkelheit.
Diesmal wollten sie nichts riskieren. Die Wächter durften keine Sekunde lang Verdacht schöpfen. Und Zamorra rechnete unbedingt damit, daß der junge Yamun nicht erst auf Zamorras Auftreten wartete.
Das Tor öffnete sich. Voran gingen die beiden Führerinnen der Gelben Furien. Sie nahmen ihren Weg zielstrebig zum Berg hin, um durch den Schacht hineinzugelangen.
Dann kamen die ersten der Gefangenen Ben Jussufs. Sie folgten den Frauen mit den Hundeköpfen in gewohnter Weise.
Aber diesmal wußten sie, daß ein Mann fehlen würde, wenn sie im Berge anlangten. Yamun hatte es verstanden, sie von der Anwesenheit Zamorras und seiner Bedeutung in Kenntnis zu setzen. Die gefangenen Berber waren eine Einheit von Hoffnung und gegenseitigem Vertrauen. Sie wußten, und sie schwiegen.
Zamorra sah den Schatten auf sich zukommen. Der junge Yamun preßte sich neben Nicole und dem Professor gegen die schützende Wand.
Sie warteten, bis der letzte Gefangene sowie die dritte und vierte der Furien die Talsohle des gegenüberliegenden Berges erreicht hatten. Dann wurde das Tor von innen verschlossen.
Erst jetzt machten sich Zamorra, Nicole und der junge Yamun auf den Rückweg. Sie
Weitere Kostenlose Bücher