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0097 - Preis der Macht

Titel: 0097 - Preis der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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tun können, als die Arme hochzunehmen!"
    Enre, der den Worten des alten Sippenchefs gebannt gelauscht hatte, verfluchte die Minute, in der er in dieser Nacht von Olgall aus dem Schlaf gerissen worden war, um sich um einen unentzifferbaren Funkspruch zu bemühen.
    Er hatte sich unter den Patriarchen, die alle Fäden der Umsturzbewegungen in den Händen hielten, ein Gremium ausgeglichener, kluger Köpfe vorgestellt, und mußte jetzt fassungslos erkennen, daß das Gegenteil der Fall war.
    Nur ein Patriarch imponierte ihm: Cokaze! Und der verließ gerade den kleinen Saal.
     
    *
     
    Doktor Orge Olundson hatte mit Hilfe seiner Mitarbeiter dem umfassenden Bericht über das kleine Soltener-Volk das Wichtigste entnommen und zu einem übersichtlichen, abgerundeten Bild zusammengefügt. Doch ein Punkt bereitete ihm immer noch Unbehagen.
    Dort stand es; die Angaben stammten von der Riesenpositronik: Die Soltener sind ein Volk von Lügnern!
    Doktor Orge Olundson blickte sorgenvoll zur Uhr. Es war höchste Zeit, den Bericht an den Chef abzusenden. Zögernd setzte er als letzter seinen Namen darunter.
    „Ein Volk von Lügnern ..." sagte er dabei und schüttelte den Kopf. „Wenn es stimmt, was ich aber immer noch nicht glauben kann, dann sind doch hoffentlich die Soltener vom Chef nicht ausgesucht worden, um unsere Freunde zu werden. Ein Volk von Lügnern ... unglaublich!"
     
    *
     
    Der Bericht der Ethnologen traf als letzter bei Perry Rhodan ein. Der Administrator nahm ihn als ersten in die Hand.
    Im zweiten Absatz, erster Satz, stand: Die Soltener sind ein Volk von Lügnern.
    Perry Rhodan las den Satz zweimal. „Bully, hier bitte, lies!"
    Reginald Bull beugte sich ahnungslos vor. Perrys Finger zeigte die Zeile an. „Das ist doch ein fauler Witz", meinte Bully. „Von wem kommt der Bericht? Von den Ethnologen? Die rufe ich an. Diesem Olundson werde ich etwas erzählen. Das ist doch der Gipfel der Unverschämtheit, uns so etwas vorzusetzen!"
    Bully war böse, eine seelische Verfassung, die selten an ihm zu beobachten war. Knurren, fluchen, sich salopp ausdrücken - das war bei ihm an der Tagesordnung. Er streckte schon die Hand nach dem Interkom aus, um eine Verbindung mit Doktor Olundson herzustellen, als Rhodan ihm den Vorschlag machte: „Nehmen wir uns doch schnell die übrigen Berichte vor. Vielleicht geben sie über diese unglaubliche Behauptung Aufklärung."
    Aber zehn Minuten vor der angesetzten Besprechung mit den Mutanten betrat Doktor Orge Olundson zum erstenmal in seinem Leben Perry Rhodans Arbeitszimmer. Bully, mit seiner Donnerstimme, hatte ihn herbeizitiert. „Mein lieber Olundson", begann Bully. „Sie sind ja ein Witzbold! Glauben Sie, wir hätten Zeit, uns auch noch über faule Witze zu ärgern? Die Soltener sind ein Volk von Lügnern...!"
    So laut hatte Bully selbst nicht während der Debatte mit den Parlamentariern des Solaren Imperiums gesprochen, als Rhodan und auch ihm massive Vorwürfe gemacht worden waren.
    Dr. Orge Olundson zuckte sichtbar zusammen, schluckte und ging dann völlig unerwartet auf Reginald Bull zu. „Bitte, Staatsmarschall Bull!" Demonstrativ hielt er ihm drei Stanzstreifen entgegen.
    „Was soll ich damit?" grollte Bully ihn an.
    „Lesen ... und dann brüllen!" Im gleichen Moment erkannte Bully, daß er zu weit gegangen war.
    „Wer hat denn gebrüllt, Doktor? Vielleicht habe ich deutlicher als sonst gesprochen ..." Und dann kam sein Luftschnappen, und danach ziemlich kläglich: „Perry, es stimmt! Die Soltener sind Lügner! Da! Lies!"
    Während Rhodan sich mit dem Inhalt des Stanzstreifens vertraut machte, blickte Bully den Ethnologen hilfesuchend an. Plötzlich legte er ihm die Hand auf die Schulter. „Doktor, nichts für ungut, ja? Ich habe mich zu entschuldigen ..."
    Hastig fiel ihm der Ethnologe ins Wort: „Warum? Für mein Erlebnis, daß Terras Halbgötter Menschen geblieben sind, bin ich bereit, noch einen höheren Preis zu zahlen!"
    Auch Rhodan sah auf.
    „Halbgötter?" fragte Bully.
    „Ja, denn Sie werden ja nicht älter. Haben Sie sich noch nie Gedanken darüber gemacht, daß Sie damit der Masse Mensch unheimlich sind? Man hat Sie sozusagen zu Halbgöttern gestempelt."
    „Doktor ..."
    Rhodans graue Augen waren ernst auf ihn gerichtet. „Wir haben Ihnen zu danken, weil Sie uns auf etwas aufmerksam gemacht haben, über das von unserer Seite her noch nie Überlegungen angestellt worden sind. Halbgötter, wir ...!" Er lachte, aber es war kein lustiges Lachen.

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