0098 - Der Joker des Teufels
entlang. Dann bog ich zur Queen Victoria Street ab.
Audrey saß reglos neben mir. Wie eine Puppe wirkte sie. Ich warf einen Blick in den Innenspiegel und stellte fest, daß Tony Ballard das Mädchen keine Sekunde aus den Augen ließ.
Er traute dem Frieden nicht.
Ich verlangte von Audrey präzisere Angaben über unser Ziel.
Sie nannte einen Straßennamen.
»Besitzt Surab Tinatin da ein Haus?« wollte ich wissen.
»Ja.«
»Wird er dasein, wenn wir kommen?«
»Ja. Er ist immer zu Hause. Er meidet die Menschen.«
»Weshalb?«
»Weil er sie haßt. Er möchte mit ihnen so wenig wie möglich zu tun haben.«
»Was kann er gegen uns unternehmen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Ist er ein Mensch oder ein Dämon?«
»Er ist ein Schwarzmagier. Als solcher kann er Dinge tun, wozu ein normaler Mensch nicht fähig ist. Mit Unterstützung der Hölle ist er unbesiegbar.«
»Wir werden dafür sorgen, daß ihm diesmal selbst die Hilfe des Teufels, nichts nutzt«, sagte ich.
Wir erreichten Stepney. Audrey zeigte uns ein unheimliches Haus. Es sah aus wie ein Miniaturschloß, mußte uralt sein, war verwittert, grau und unansehnlich und stand inmitten eines verwilderten Parks.
»Hier also wohnt der Joker des Teufels«, sagte ich. »Der Mann, der dem Bösen die Wege ebnen möchte.«
Audrey nickte nur, sagte nichts.
»Steig aus«, befahl ich ihr.
Auch Tony und ich verließen den Wagen. Es schneite nun sehr stark, aber der Wind hatte nachgelassen, deshalb spürten wir die Kälte nicht.
»Befindet sich der Altar des Grauens in diesem Haus?« fragte ich.
»Ja«, sagte Audrey.
»Wo?«
»Im Keller.«
»Führ uns hin«, verlangte ich, denn ich vermutete, daß die Kraft der Hölle dort, wo sich der schwarze Altar befand, am stärksten war.
Möglicherweise empfing der Joker des Teufels von da die Kraft für seine übernatürlichen Fähigkeiten. Deshalb wollte ich den Altar, auf dem Tony Ballard und ich unser Leben hätten verlieren sollen, vernichten.
Audrey stapfte gehorsam durch den Schnee.
Wir durchschritten den finsteren Park. Es hatte nicht den Anschein, als wäre das kleine Spukschloß bewohnt.
Aber wenn Audrey es sagte, dann stimmte es garantiert. In ihrem Zustand konnte sie mich nicht belügen.
Audrey führte uns zu einer schweren Holztür.
Meine Nervenstränge spannten sich.
Wußte der Joker des Teufels bereits von unserer Anwesenheit?
Wie gedachte er darauf zu reagieren?
Audrey öffnete die Tür, Ein schauriges Ächzen geisterte durch die Nacht. Tony Ballard drehte sich rasch um. Er blickte auch an der Gebäudefassade hoch. Ich merkte, wie sich seine Augen verengten.
Auch seine Spannung wuchs. Uns war bewußt, daß wir die Sache keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen durften.
Wir hatten eine schwierige Rechnung mit einer großen Unbekannten zu lösen. Deshalb war es angeraten, so vorsichtig wie nur irgend möglich zu sein.
Audrey trat durch die Tür.
Sie tastete nach einem Lichtschalter.
Vor uns lag eine feuchte Steintreppe. Wir stiegen sie gemeinsam hinunter, rechneten ständig mit einer Attacke des Bösen.
Doch noch blieb sie aus.
Wir erreichten das Ende der Kellertreppe. Das alte Gewölbe roch nach Moder und Fäulnis. Es gab schattige Nischen, eine Glühbirne an der Decke und… den Altar des Grauens!
***
Eine seltsame Ausstrahlung ging von dem schwarzen Steinblock aus. Mich schauderte bei dem Gedanken, daß ich darauf hätte sterben sollen.
Tony Ballard erging es genauso.
Audrey starrte den schwarzen Altar gebannt an. Sie schien von ihm dämonische Impulse zu empfangen, die ihre Widerstandskraft wieder aufbauten.
Trotz des Kreuzes, das sie immer noch um den Hals trug!
Das Mädchen wurde merklich lebendiger. Sie atmete heftiger. Die Blässe wich aus ihrem Gesicht.
Audrey erholte sich.
Das paßte Tony Ballard nicht. Der Detektiv hatte mit wachsendem Unmut beobachtet, daß es Audrey besserging. Schwarzmagische Kräfte schienen in den Körper des Mädchens überzufließen.
»Das gefällt mir nicht!« raunte Tony mir zu. »Audrey wird wiedererstarken! Dazu darf es nicht kommen!«
Der Detektiv wußte, wie er das Überfließen der schwarzmagischen Kräfte unterbinden konnte. Und er handelte augenblicklich.
Mit wenigen Schritten erreichte er den schwarzen Altar. Die Kraft des Bösen wollte ihn nicht an sich heranlassen.
Sie versuchte, ihn abzufangen, doch Tony zischte eine weißmagische Formel, die die Abwehr des Bösen schwächte.
Ehe neue Höllenkräfte auf ihn einwirken konnten, ritzte
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