0098 - Im Labyrinth der grünen Henker
weg, die bewaffnet waren wie Tupamaros kurz vor dem Staatsstreich. Trotz des Brandes und der Schüsse hatten weder Polizei noch Feuerwehr eingegriffen. Späher hatten berichtet, daß es um die Hütte des Hexenmeisters Pedro Fonseca ging, und da hatten die Ordnungsbehörden gepaßt.
Zamorra gab einem Hotelpagen die Autoschlüssel. Er sollte den Wagen in die Tiefgarage stellen. Die drei Männer und die schöne Evita Arajo betraten das Hotelhochhaus durch einen Seiteneingang. Sie fuhren mit dem Lift hinauf ins zehnte Stockwerk, wo sie Bill Flemings Einzelapartment aufsuchten.
Das Doppelzimmer, das Zamorra mit Nicole Duval geteilt hatte, befand sich im zwölften Stock. Bill Fleming trat an die Hausbar und mixte vier doppelte Rum-Cocktails.
»Das können wir jetzt gebrauchen«, sagte er.
Das Hotelzimmer war geräumig und modern eingerichtet. Es gab einen Farbfernseher und Telefon. Zamorra ließ sich in der Sitzecke nieder. Er schaute Evita Arajo an, deren Eingreifen ihn und Bill Fleming in Pedro Fonsecas Hütte gerettet hatte.
»Ich wußte nicht, daß Sie eine so wertvolle Verbündete sind, Señorita Arajo«, sagte er. »Offen gestanden habe ich Sie nur widerstrebend, mitgenommen, weil Sie sich gar nicht abschütteln ließen. Haben Sie noch mehr von diesem silbernen Pulver?«
»Genug«, antwortete Evita Arajo. »Mein Vater hat mir die Zusammensetzung genannt, ehe er mich nach Rio schickte.«
Joao da Costa musterte sie skeptisch. Bill Fleming stellte die Gläser hin.
»So, jetzt wollen wir erst einmal einen Schluck trinken.«
Bill hob das Glas. Er stutzte, die Flüssigkeit in dem Glas zitterte. Die Lampe wackelte, der Boden vibrierte. Ein tiefes Brummen und Grollen erklang.
»Ein Erdbeben?« fragte Bill Fleming entsetzt.
Zamorra, der aufgesprungen war, schüttelte den Kopf. Plötzlich sprühten Blutstropfen aus dem Nichts und besudelten die drei Männer und die schöne Evita. Entsetzt schauten sie sich um. Es gab einen Donnerschlag, der das Hotel bis in seine Grundfesten erzittern ließ.
Eine grollende Stimme erklang.
»Ihr habt es gewagt, sechs Diener des großen Cumbacho zu vernichten. Es gibt nur eine Möglichkeit für euch, euer armseliges Leben zu retten. Liefert das silberne Amulett und die schwarzhaarige Frau aus, die jenes Pulver angewendet hat. Und verlaßt Brasilien bis morgen abend.«
Die Fensterscheiben wurden durch die Donnerstimme zum Klirren gebracht. Joao da Costa duckte sich zusammen. Bill Fleming schaute sich irritiert um, so als erwarte er jeden Augenblick einen Angriff. Nur Evita Arajo und Zamorra blieben ruhig.
»Wer spricht da?« fragte Zamorra.
Das Licht flackerte ein paarmal. Der große Spiegel an der Wand kriegte plötzlich einen Sprung.
»Alonzo Gonzeiras«, antwortete die grollende Stimme, diesmal etwas leiser. »Nicole Duval ist in meiner Gewalt. Sie befindet sich in meinem Palast. Wenn du mich weiter erzürnst, dann wird es ihr Blut sein, das beim nächsten Mal auf dich niederregnet, Zamorra.«
»Wenn ich dir mein Amulett aushändige, verlange ich, daß du Nicole dafür freiläßt!« sagte Zamorra entschieden. »Und Evita Arajo muß gleichfalls freien Abzug aus Brasilien erhalten. Außerdem verlange ich eine Sicherheit, daß du dein Wort hältst und uns alle gehen läßt, Gonzeiras. Einen magischen Eid, der dich fest bindet.«
Stille. Dann gab es heftige Erschütterungen. Der Boden des Hotelzimmers bewegte sich, als sei es das Deck eines Schiffs im Sturm. Risse liefen durch die Wände. Der Spiegel zerbarst klirrend.
Danach war es wieder ruhig. Der Leuchter an der Decke pendelte aus. Zamorra atmete heftig. Sein Amulett strahlte und hatte sich erwärmt. Er spürte ein Prickeln auf der Brust, dort wo er das Amulett trug.
»Du hast mir keine Bedingungen zu stellen, Wurm Zamorra!« donnerte Gonzeiras’ Stimme. »Hinterlege dein Amulett an der Hotelrezeption auf meinen Namen, es wird abgeholt. Und verschwinde aus Brasilien, mit deinem Freund Bill Fleming. Auch Joao da Costa kann gehen. Das Weibsbild ebenfalls, doch damit ist meine Geduld erschöpft! Die Frist läuft morgen abend um acht Uhr ab! Wenn ihr dann noch in Rio seid, stirbt Nicole Duval eines gräßlichen Todes!«
Ein letzter Donnerschlag ertönte. Es stank nach Pech und Schwefel. Zamorra schaute sich im Zimmer um, das stark demoliert war. Die Möbel waren verschoben, der Fußboden uneben, der Spiegel war zerborsten und die Wände wiesen Risse auf, in die man die Finger hineinstecken konnte.
Der Lärm und die
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