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0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

Titel: 0098 - Im Labyrinth der grünen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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sechs starken Männer kam sie nicht an. Sie hielten sie gepackt. Alonzo Gonzeiras torkelte zu Nicole Duval, noch unsicher auf den Beinen. Seine Zombie-Diener nahmen Nicole Duval den silbernen Ring und den Universalschlüssel ab und gaben beides Gonzeiras.
    »Warum hast du das getan?« fragte er das barbusige Mädchen.
    Nicole Duval wußte, daß sie nichts mehr zu verlieren hatte.
    »Ich hasse dich«, stieß sie hervor. »Kreatur der Finsternis, Dämonendiener, Ungeheuer! Lieber würde ich mich einem krätzigen Bettler hingeben als dir.«
    Gonzeiras’ Hand klatschte in ihr Gesicht. Rechts und links, immer wieder. Nicole gab keinen Laut von sich. Endlich ließ Gonzeiras von ihr ab. Schwer und rasselnd ging sein Atem. Die Ohrfeigen, die er Nicole Duval gegeben hatte, waren nichts gegen den Schlag, den sie seinem Stolz und seinem Selbstbewußtsein versetzt hatte.
    »Schickt sie zu Cumbacho!« schrie Gonzeiras mit sich überschlagender Stimme. »Auf der Stelle! Ich will sie nicht mehr sehen!«
    Die Zombie-Diener schoben Nicole Duval zu dem dunklen Fleck an der Wand. Es mußte ein Dimensionsübergang sein. Das Wispern und Raunen wurde lauter, das düstere Licht flackerte. Dann ertönte wieder ein dumpfer, grollender Laut.
    Gonzeiras legte den Kopf schief. Er sagte ein paar Worte auf Portugiesisch. Sein haßerfüllter Blick streifte Nicole Duval. Widerwillig nickte er. Ein Wink, und die Zombie-Diener führten Nicole von dem dunklen Fleck weg.
    »Für den Augenblick bist du davongekommen«, sagte Gonzeiras zu der bildschönen Französin. »Aber freu dich nicht zu früh. Cumbacho wird dich doch verschlingen. Heute noch. Heute abend wirst du auf dem Marktplatz von Recife öffentlich dem Dämonendrachen geopfert, damit Cumbacho an dir seine Kräfte stärkt. Und damit die Einwohner von Recife abermals sehen, wer hier die Macht hat! Bald werden die Macumba-Götter im Labyrinth verschmachtet sein. Mit Zamorra brauchst du auch nicht mehr zu rechnen. Sein schäbiges Amulett hilft ihm gar nichts gegen Cumbacho.«
    Nicole Duval glaubte Gonzeiras aufs Wort. Sie hatte keine Hoffnung mehr.
    ***
    Die Turboprop-Maschine landete um 13.35 Uhr auf einem Privatflughafen zehn Kilometer von Recife entfernt. Auf dem kleinen Flugplatz, den Kaffee- und Bananenfelder umgaben, hatten reiche Hazienderos ihre Sportflugzeuge stehen.
    Die EM-110 C Bandeirante blieb nahe einem Hangar stehen. Dem quirligen Joao da Costa und Castelo Kubitsehek fiel es nicht schwer, zwei Wagen aufzutreiben. Einen alten Doge, den Zamorra und Evita Arajo benutzen wollten. Und einen geländegängigen Jeep mit Allradantrieb.
    Schon zwanzig Minuten nach der Landung zuckelten die beiden Wagen auf der schlaglochreichen Chaussee in Richtung Recife. Die Höhle mit dem unheimlichen Labyrinth befand sich unter einer Felsenklippe südlich von Recife. Eben jener Klippe, auf der Cumbacho die weißgekleideten Mädchen verbrannt hatte, die der Meeresgöttin Jara zu opfern gewagt hatten.
    Als es Zeit war, von der Chaussee abzubiegen, stoppten die beiden Wagen. Zamorra ging zu dem Jeep, in dem Bill Fleming, Joao da Costa und Castelo Kubitschek saßen. Sie hatten Taschenlampen und Fackeln bei sich, schwere Revolver, zwei Macheten, Leuchtpistolen und Kompaß, zwei Handfunkgeräte, die Zamorra für unnützen Plunder hielt, das magische Pulver Evita Arajos, das die Knochenmänner vernichten sollte, und eine in Feldflaschen gefüllte grünliche Flüssigkeit.
    Außerdem Marschtornister mit Verpflegung und allerlei notwendigen Kleinigkeiten und leichte Decken aus einer wärmedämmenden Kunststoffaser. Zamorra schüttelte den drei Mämmern die Rechte.
    »Hals- und Beinbruch. Paß auf, daß du dir nicht noch ein blaues Auge holst, Bill.«
    Bills ›Veilchen‹ schillerte in allen Farben.
    »Wenn ich diesen Gonzeiras erwische, der mir die beiden Neger auf den Hals gehetzt hat, kann er etwas erleben!« schimpfte er. »Oder war es Cumbacho? Na, egal. Dann will ich mal losziehen und den Gott Egon und seine Blase aus dem Labyrinth herauspauken.«
    »Der oberste Macumba-Gott heißt Ogun«, sagte Joao da Costa pikiert.
    »Ob Egon oder Ogun, jedenfalls hat er sich über den Löffel halbieren lassen«, brummte Bill Fleming. »Grüß Nicole von mir, Zamorra.«
    Zamorra kehrte zum Dodge zurück. Der Jeep bog auf einen Feldweg ab und verschwand im Gelände. Bills schnoddrige Redensarten täuschten nicht darüber hinweg, daß es sich um ein Himmelfahrtskommando handelte. Zamorra wußte, in welche Gefahr er und

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