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0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

Titel: 0098 - Im Labyrinth der grünen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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hatte das Haus noch nicht erreicht, da hatte Alonzo Gonzeiras dem aufglucksenden Hahn schon den Hals umgedreht.
    Nicole wandte sich ab. Gonzeiras beschrieb Gesten über der Wasserschüssel und murmelte Worte, die Nicole Duval nicht verstand. Er schnitt dem Hahn den Kopf ab und warf ihn weg. Blutstropfen sprühten auf seinen weißen Jeansanzug.
    Gonzeiras hielt das zappelnde Tier fest, aus dessen abgeschnittenem Hals ein letzter Gluckser kam, und ließ sein Blut ins Wasser tropfen. Es bildete Schlieren, die Gonzeiras betrachtete. Dabei murmelte er weiterhin Beschwörungen.
    Nicole Duval verstand den Namen Zamorra. Achtlos warf Gonzeiras den geköpften Hahn in die Büsche. Er schüttelte den Kopf.
    »Seltsam«, sagte er. »Auch mit diesem starken Zauber kann ich nichts wahrnehmen. Mir scheint, Zamorra führt etwas im Schild. Aber das werde ich ihm austreiben. Nicole, du mußt dich auf der Stelle entscheiden. Für mich oder gegen mich. Willst du meine Königin der Finsternis sein?«
    Nicole Duvals Herz schlug bis zum Hals. Alonzo Gonzeiras’ dunkle Augen funkelten. Nicole hätte eine Närrin sein müssen, ihm zu sagen, wie sehr sie ihn haßte und verabscheute. Nie, niemals wollte sie diesem menschlichen Ungeheuer gehören, und wenn es ihr zehnmal die ganze Welt bot.
    Aber Nicole mußte klug sein.
    »Alonzo«, flüsterte sie, »ich kann dir meinen Bescheid auch schon jetzt geben. Ja, ich will die Königin der Finsternis werden, deine Geliebte und Gefährtin.«
    »Gut. Dann komm mit mir ins Haus. Wir wollen diese Abmachung besiegeln. Wenn du in meinen Armen liegst, werde ich erkennen, ob du es ehrlich meinst oder nicht.«
    Nicole erschrak. Sie hatte nicht geglaubt, daß Gonzeiras so schnell aufs Ganze gehen würde. Er riß sie an sich und küßte sie leidenschaftlich. Nicole erwiderte seine Küsse, duldete seine Zärtlichkeiten. Dabei überlegte sie glasklar.
    Nicole bewies ihr Format. Innerhalb von Sekunden hatte sie einen Plan fertig.
    »Alonzo, Geliebter«, sagte sie, »laß uns ins Haus gehen. Ich bin ganz verrückt nach dir, voller Leidenschaft.«
    Alonzo Gonzeiras grinste. Er kannte seine Wirkung auf Frauen, und in seinem Hochmut nahm er als ganz natürlich an, daß Nicole von ihm hingerissen war. Er zog sie ins Haus, an zwei Zombie-Bediensteten vorbei. Er führte Nicole in eins seiner Schlafzimmer im ersten Stock. Ein breites rundes Bett, mit weißen Seidenlaken bezogen, stand in der Mitte des Zimmers.
    Helles Sonnenlicht fiel in den Raum. Dank der Klimaanlage war die Temperatur angenehm. Nicole schaute sich um, während Alonzo Gonzeiras leidenschaftlich ihren Hals und ihre Schultern zu küssen begann. Die antik aufgemachte Lampe auf dem Nachttisch hatte einen massiven Bronzefuß. Sie erschien Nicole für ihre Zwecke geeignet.
    Nicole wich zurück. Sie nahm Gonzeiras’ Kopf in ihre Hände.
    »Cheri, du bist so stürmisch!« seufzte sie. »Ich mag leidenschaftliche Männer.«
    Gonzeiras wollte Nicole aufs Bett legen.
    »Gleich wirst du deinen Zamorra vergessen«, keuchte der Macumba-Oberpriester. »Ich bin ein Naturereignis!«
    »Ich auch«, sagte Nicole Duval, »Bei mir siehst du Sterne.«
    Sie ließ den Lampenfuß auf Gonzeiras’ Hinterkopf niedersausen. Der Verbündete des Drachendämons Cumbacho richtete sich auf und starrte Nicole mit glasigen Augen an.
    »Was…?« fragte er völlig fassungslos.
    »Du bist nicht mein Typ«, zischte Nicole und schlug ihm den Lampenfuß übers Ohr.
    Alonzo Gonzeiras fiel um wie ein Baumstamm. Er blieb auf dem Bettvorleger liegen. Nicole atmete schwer. Sie stellte die Lampe wieder an ihren Platz. Es war keine Zeit zu verlieren. Nicole Duval zog dem Bewußtlosen seinen massiven silbernen Ring aus und durchsuchte die Taschen seines blutbespritzten Jeansanzugs nach dem Universalschlüssel.
    Sie fand ihn schnell. Nicole Duval streifte den Ring über, der seinem Träger die Macht über die grünen Henker verlieh, und eilte aus dem Schlafzimmer. Sie wollte in die Kellerräume und dort die Machtinsignien der Macumba-Götter holen.
    Damit wollte sie die Palast-Villa so schnell wie möglich verlassen. Nicole hatte nur eine unklare Vorstellung davon, wo jenes Labyrinth war, in dem sich die Macumba-Götter befanden. Aber ob sie versuchen sollte, zu Ogun, Bara und Jara zu gelangen, oder mit Zamorra Verbindung aufzunehmen, das konnte sie sich später überlegen.
    Sobald sie aus der Villa gelangt war und ein gutes Versteck gefunden hatte. Die lebenden Zombies im Haus, die Bediensteten

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