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0099 - Die Lava-Falle

0099 - Die Lava-Falle

Titel: 0099 - Die Lava-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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redete ich mir ein. Noch hing ich zwei Stockwerke über dem Erdboden!
    Ein Sturz hätte tödliche Folgen gehabt!
    Ich wurde meinem Vorsatz untreu und blickte doch hinunter. Die Erschütterungen im Spalier waren nämlich plötzlich verschwunden.
    Hatte Giorgio schon den Boden erreicht?
    Irrtum! Er hing verkrampft im Lattenrost und konnte offenbar nicht weiter. Direkt unter ihm war eine Querstrebe gebrochen. Er hielt sich nur mit den Händen fest und mußte die Beine anziehen.
    »Ich komme zu dir!« rief ich dem Jungen zu. »Keine Sorge! Ganz ruhig bleiben! Das schaffen wir schon!«
    Ich dachte nur noch daran, daß der junge Mann meine Hilfe brauchte und ohne mich abgestürzt wäre. Alles andere vergaß ich, und das war, ein Fehler, wie ich gleich darauf merkte.
    Ich hielt mich ein Stück seitlich, damit ich Giorgio stützen konnte, doch als ich mit ihm auf gleicher Höhe war, sah ich sein höhnisch grinsendes Gesicht.
    Er war noch immer nicht Herr seiner Sinne, sondern führte einen Befehl Surturs aus. Er versuchte, mich zu töten!
    Ich klammerte mich mit einer Hand fest und tastete mit der anderen nach meinem Silberkreuz. Mit seiner Hilfe wollte ich Giorgio von dem unseligen Bann befreien.
    Ehe ich jedoch dazu kam, schlug er zu. Seine Handkante sauste durch die Luft.
    Noch war ich zu weit entfernt, als daß er mich hätte treffen können, doch das wollte und brauchte er auch gar nicht. Es ging anders viel besser und wirkungsvoller.
    Die Handkante traf eine Querstrebe des Spaliers. Ich konnte nichts dagegen unternehmen, daß die Strebe splitterte. Im nächsten Moment brach unter Giorgios Schlag eine zweite, gleich darauf eine dritte Strebe.
    Nun hatte ich überhaupt keine Hand mehr frei, um mein Silberkreuz zu ziehen. Ich brauchte beide Hände, um die Verbindung zu dem Spalier zu halten.
    Doch auch das nützte mir nichts.
    »John, um Himmels willen!« brüllte unter mir Bill in höchstem Entsetzen.
    Verzweifelt versuchte ich, wieder nach oben zu gelangen, wo das Spalier noch nicht zerbrochen war, doch ich schaffte es nicht. Die Holzstäbe waren dieser Belastung nicht gewachsen. Sie lösten sich aus ihrer Verankerung.
    Während ich es knirschen hörte, sah ich, wie Giorgio sich einfach fallen ließ. Im nächsten Moment ging ein harter Ruck durch meinen Körper, und ich fiel.
    Im Stürzen versuchte ich, mich so zu drehen, daß ich die größte Wucht abfangen konnte. Der Betonboden raste auf mich zu.
    Es gab einen fürchterlichen Aufprall.
    Dann wurde es schwarz vor meinen Augen. Mir war nur noch, als hörte ich aus weiter Ferne ein abscheuliches Gelächter. Ich tauchte in einen endlosen Abgrund ein, tiefer als der Hauptkrater des Ätna.
    ***
    Hinterher ließ sich nicht mehr genau feststellen, ob Capitano Alfieri ein Verschulden traf oder nicht. Niemand wußte, ob seine Carabinieri wirklich nichts von dem Ausbruch gemerkt oder nur einfach in eine andere Richtung geblickt hatten. Tatsache war, daß der Capitano die vier unbequemen jungen Leute lieber weit weg als in Catania gesehen hätte.
    Die Bevölkerung der Stadt war in Aufruhr. Seit Wochen rumorte der Ätna. Daran war man gewöhnt. Man hatte sich sogar auf einen größeren Ausbruch eingestellt.
    Doch seit die amerikanische Touristin in einem Nebenkrater in der Lava versunken war, rissen die Gerüchte nicht mehr ab. Sie hatten sogar zu dem Angriff der Alten auf die vier Freunde geführt.
    Mit derselben Geschwindigkeit hatte sich herumgesprochen, daß sich die vier Frevler im Dom verkrochen hatten.
    Schon rotteten sich Männer und Frauen zusammen, vorläufig noch heimlich, damit die Polizei und die Carabinieri nichts davon merken sollten. Trotzdem war der Capitano sehr gut informiert. Auch er hatte überall seine Augen und Ohren und erfuhr von der brodelnden Stimmung.
    »Seht euch das einmal an!« Jean Lerouge winkte seine Freunde zu einer Dachluke. Sie vertrieben sich die Zeit damit, in die Kuppel des Doms zu klettern. Von hier oben hatten sie einen herrlichen Ausblick.
    Sie interessierten sich jedoch nicht für die touristischen Schönheiten der alten Stadt am Fuß des Ätna, sondern für die Menschenansammlungen.
    »Das ist nicht normal«, stellte Elena fest. Sie spürte sofort den Unterschied zwischen den üblichen Gruppen von Spaziergängern auf den Straßen und diesen Ansammlungen. »Da braut sich etwas zusammen.«
    »Ich warte nicht ab, bis sie kommen und uns holen!« rief der junge Franzose heftig. »Ich haue ab!«
    »Aber Sinclair hat uns doch

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