0099 - Die Lava-Falle
Körper fühlte sich an, als wäre er gesplittert. Ich konnte mich nicht bewegen. Mein Kopf dröhnte, als hätten sich wilde Hornissenschwärme eingenistet. Als ich die Augen öffnete, waren meine Lider schwer wie Blei. Meine Umgebung war in dichte Schleier gehüllt.
»John, endlich!«
Die Stimme kam mir bekannt vor, aber ich brauchte einige Zeit, bis ich sie aus meiner Erinnerung ausgegraben hatte.
»Bill, bist du das?« fragte ich krächzend.
»Himmel, John, erkennst du mich denn nicht?« Jemand berührte mich an der Schulter, und die Schleier lichteten sich ein wenig. Ein Gesicht schälte sich heraus. Bill! »Es hat dich böse erwischt, John! Du mußt dich ausruhen. Die Ärzte sagen, daß du unwahrscheinliches Glück hattest. Du bist direkt auf den Beton gefallen, aber du hast dich noch so geschickt abgerollt, daß dir nicht allzu viel passiert ist.«
Ich fühlte, wie meine Kräfte zurückkamen. »Was bedeutet – nicht allzu viel? Etwas gebrochen?«
Bill grinste erleichtert. »Nein, nichts! Du mußt Knochen aus Eisen haben. Ich sah dich fallen und dachte noch, du stehst nicht mehr auf!«
»Genau das tue ich aber«, erwiderte ich und schwang die Beine von der Trage hinunter, auf der ich lag. Sie hatten mich auf den Korridor des Krankenhauses gelegt. Wahrscheinlich waren alle Betten belegt.
Ich hatte mir zuviel zugemutet. Der Korridor wirbelte plötzlich um mich herum, und ich lag wieder flach.
»Bleib liegen«, warnte Bill. »Der Arzt sucht ein Zimmer für dich, in dem du ein paar Tage bleiben kannst.«
»Du spinnst!« erklärte ich heftig und setzte mich ein zweites Mal auf. Bill stützte mich, und diesmal ging es schon etwas besser. »Ich kann mich nicht ins Bett legen, solange Surtur sein Unwesen treibt.« Ich betrachtete Bill genauer und stutzte. »Du hast ja eine ordentliche Beule an deiner Denkerstirn! Wo ist Giorgio? Wie lange war ich bewußtlos?«
»Immer der Reihe nach.« Bill setzte sich neben mir auf die Trage. Obwohl es ihm bedeutend besser als mir ging, war er sichtlich angeschlagen. »Du warst eine Stunde lang weggetreten. Giorgio ließ dich abstürzen. Er selbst kam sicher auf den Boden. Ich wollte ihn aufhalten, aber der Kerl entwickelte unglaubliche Kräfte. Das waren die Einflüsse der Hölle. Bevor ich Deckung aufbauen konnte, schlug er mich mit bloßen Fäusten nieder, als wollte er mir den Schädel zermalmen. Die Ärzte haben zehn Minuten gebraucht, um mich wieder auf die Beine zu bringen. Danach war Giorgio natürlich schon längst verschwunden.«
»Wieso bist du nicht sofort auf den Ätna gefahren?« Ich atmete tief durch, um die bohrenden Schmerzen in meinem Kopf zu mildern.
Bill winkte ab. »Habe ich getan. John. Während sich die Ärzte um dich bemühten, war ich am Krater. Alles normal, keine Spur von Giorgio. Er hat sich irgendwo in der Stadt verkrochen. Ich habe mit Capitano Alfieri gesprochen. Er hat eine dichte Postenkette oben auf dem Vulkan aufgestellt. Giorgio kommt nicht an den Krater heran.«
»Na gut, wenigstens etwas.« Ich ließ mich von der Bahre gleiten. Es ging mir wirklich noch nicht gut, aber ich biß die Zähne zusammen.
Ein Arzt und zwei Krankenschwestern tauchten im Korridor auf. Als sie mich entdeckten, erhoben alle drei ein fürchterliches Gezeter, um das ich mich jedoch nicht kümmerte. Ich winkte ihnen nur zu und ging langsam und vorsichtig mit Bill durch die Halle und hinaus auf den Parkplatz.
Die Sonne stand bereits tief. Nur noch wenige Stunden bis zur Dunkelheit.
»Wir sollten Giorgio vor Einbruch der Nacht finden«, sagte ich zu Bill. »Im Schutz der Dunkelheit kann er den Posten zu leicht entwischen.«
Bill startete den Lamborghini. »Wir könnten mit seinen Freunden sprechen, ob sie vielleicht ein Versteck kennen. Bei seinen Eltern habe ich schon angerufen, und der Capitano war bei ihnen. Sie wissen von nichts, aber sie wollen Altieri verständigen, wenn sie ihren Sohn sehen.«
»Dann zum Dom«, stimmte ich zu. Ich überließ im Moment gern Bill die Initiative. Noch fühlte ich mich viel zu schwach, um von mir aus etwas zu unternehmen. Ein Sturz aus dieser Höhe auf Betonboden war keine Kleinigkeit.
»Ach ja!« Bill schlug sich an die Stirn und stöhnte schmerzlich auf, weil er genau die Stelle traf, an der Giorgio ihn erwischt hatte. »Jane und Suko landen in etwa einer Stunde in Catania.«
Ich blickte ihn überrascht an. »Wieso denn so schnell? Die Verbindungen sind schlecht. Ich habe morgen früh mit ihnen gerechnet.«
»Das ist
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