0099 - Ein Freund der Menschen
erreichen. Er sah Crest nach der Waffe greifen. Mit einem heiseren Trompeten warf er sich nach vorn.
Crest sah den Angreifer nur als verschwommenen Schatten. Seine Hände zitterten. Das Unheil kam auf ihn zu. Er schoß auf die schwankende Silhouette vor seinen Augen. Der leichte Rückschlag der Waffe zeigte ihm, daß sie auf seine Bedienung reagierte. Ein flammender Strahl verließ die Mündung. Plötzlich war die drohende Gestalt verschwunden. Crest wollte aufstehen, um nachzusehen, was geschehen war.
Eine Welle der Übelkeit lief durch seinen Körper. Alles, was er in diesem Moment erkennen konnte, waren farbige Punkte und Kreise. Es gelang ihm, sich auf die Knie aufzurichten. So kroch er über den Boden.
Etwas war ihm im Wege. Er berührte es. Es war weich und nachgiebig. Entsetzt machte sich Crest mit der Tatsache vertraut, daß es die Leiche des Unithers war. Er hatte ihn getötet.
„Er hat dich angegriffen", meldete sich sein Logiksektor. „Du hast das Recht, dein Leben zu verteidigen."
Sein Leben? War er nicht hierhergekommen, um zu sterben? Warum sollte er etwas verteidigen, mit dessen Verlust er sich bereits abgefunden hatte? Die Space-Jet! Das war es! Rhodan hatte gesagt, daß sie auf keinen Fall in die Hände einer fremden, raumfahrenden Spezies fallen dürfe. Die Menschheit mußte jeden Pluspunkt ihrer schwer erkämpften Position halten, wenn sie nicht zurückfallen wollte.
Es scheint mein Schicksal zu sein, für die Menschen zu kämpfen, dachte Crest.
Sein Blick klärte sich. Vor ihm lag bewegungslos die mächtige Gestalt des Rüsselwesens. Es war tot.
Irgendwo in seinem ausgelaugten Körper schienen noch Reserven zu sein, die ihm die Willenskraft gaben, sich ganz zu erheben. Er hatte jetzt eine Waffe, die ebenso gefährlich war wie die seiner beiden Feinde, die noch am Leben waren. Nun war es an der Zeit, sich in die Nähe des Diskus zu begeben, um nachzusehen, was die Unither unternehmen würden. Vielleicht waren sie bereits dabei, den Schutzschirm zu zerstören. Diese Vorstellung trieb ihn an. Er riß sich zusammen.
Wenn mich ein Unbeteiligter beobachten könnte, würde er sehr schnell seine Meinung über die Dekadenz der Arkoniden ändern, dachte er. Trotz seines Alters hatte er sich ausgezeichnet gehalten.
Unwillkürlich straffte sich seine gebeugte Gestalt. Er war als Arkonide geboren worden. In einer langen Phase seines Lebens hatte er sein Volk indirekt verleugnet. War er nicht fast zu einem Terraner geworden, in Worten und Taten? Er hatte als Terraner gelebt. Er würde aber als Arkonide sterben! Fast war er stolz darauf!
7.
In dem Augenblick, als Liszog die Luftschleuse der KASZILL betreten wollte, kam ihm plötzlich die Idee, daß der Arkonide noch an Bord sein könnte. Liszog blieb stehen. Er war es gewohnt, daß andere Unither für ihn Entscheidungen trafen, denen er sich in den meisten Fällen willig anschloß. Hier gab es niemand, der ihm einen Rat hätte geben können.
Golath hatte nur davon gesprochen, daß er in der Zentrale gewesen war. Ihr Gefangener konnte sich irgendwo versteckt haben, bis Golath verschwunden war.
Umständlich zog Liszog seine Waffe. Es war sicher besser, wenn er den Spalt im Bug als Eingang benutzte. Er hüpfte zurück ins Freie. Seine Blicke richteten sich auf den Wald, in der Hoffnung, daß er Zerft sehen würde. Doch die Umgebung war ruhig. Liszog zwängte sich durch den Riß, der bei dem Aufprall der KASZILL entstanden war. In dem Gang, der zur Zentrale führte, herrschte graue Dämmerung.
Der junge Unither fühlte sich unbehaglich. Er umklammerte den Hitzestrahler und ging weiter. Das Schott zur Zentrale war halb geöffnet. Er bemühte sich, leise zu sein.
Seine Vorsicht erwies sich als unnötig. Der Raum war leer. Er sah die Geräte, von denen Golath gesprochen hatte, ordentlich zusammengestellt am anderen Eingang. Alles war in Ordnung.
Erleichtert aufatmend, wandte er sich dem Rüsselreiniger zu. Er überzeugte sich, daß das Gerät noch funktionierte. Müde ließ er sich auf dem Lager nieder. Der traditionelle Vorgang der Säuberung begann.
So lag er immer noch, als der ahnungslose Crest die KASZILL durch die Luftschleuse betrat.
*
Crests Körper war zu einer Ansammlung von Schmerzen und automatenhaften Reaktionen geworden.
Die Anstrengungen hatten sein schmales Greisengesicht gezeichnet. Spuren von Übermüdung, Erschöpfung und Verausgabung hatten sich eingegraben. Seine Augen lagen tief in den Höhlen. Das Haar,
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