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0099 - Gangster, Erben und Verwandte

0099 - Gangster, Erben und Verwandte

Titel: 0099 - Gangster, Erben und Verwandte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erben und Verwandte Gangster
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Steintreppe hinab zur Haustür.
    Zwei Kinder spielten vor der Treppe mit Papierschnitzeln, die sie in einer Pfütze schwimmen ließen.
    »Ein Wagen ist nicht in der Nähe«, murmelte Phil.
    »Dann haben wir den Rücken frei, wenn wir ’raufgehen«, sagte ich.
    In der nächsten Seitenstraße ließen wir den Wagen stehen. Wir stiegen aus, schlugen die Türen zu, und ich schloß ab. In so einer Gegend empfiehlt es sich nicht gerade, den Wagen unverschlossen herumstehen zu lassen.
    Langsam gingen wir zurück. Wie zwei Spaziergänger, die sich versehentlich in eine weniger angenehme Gegend verlaufen haben.
    In einer Drugstore auf der gegenüberliegenden Straßenseite tranken wir einen Whisky. Es war kurz vor zwölf Uhr mittags und kein Betrieb. Hinter seiner Theke stand ein Schlacks von sechzehn oder siebzehn Jahren und blätterte in einem Klatschmagazin, wo kein gutes Haar an unseren Berühmtheiten gelassen wird. Manchmal kommt mir die Leserschaft solcher Sumpfblüten wie eine gewisse Sorte von Sagenwesen vor. Da sie selbst ewig in der Sumpf- und Schattenwelt leben, möchten sie jedes andere Lebewesen auch zu sich herabziehen. Und sie fühlen sich befriedigt, wenn es ihnen wenigstens in einem billigen Blättchen gelingt…
    Als wir zahlten, fragte ich beiläufig: »Sagen Sie mal, Mister, wohnt hier in der Gegend ein gewisser Rocky Black? Wir haben ihn vor Jahren mal gesehen, aber wir sind nicht so ganz sicher, ob wir die richtige Gegend wiedergefunden haben.«
    Vielleicht waren wir die ersten, die Mister zu ihm sagten. Jedenfalls fühlte er sich geschmeichelt und beeilte sich, uns zu antworten:
    »Sicher wohnt Rocky hier! Genau gegenüber! Vierte Etage rechts!«
    Um meine Rolle weiterzuspielen, wandte ich mich zu Phil:
    »Siehst du! Ich hab dir’s doch gesagt, daß wir in der richtigen Gegend sind. Vielen Dank, Mister!«
    Wir tippten an die Hüte und verdrückten uns.
    Die beiden Kinder spielten immer noch in der Pfütze. Entweder kam hier nie die Sonne bis herab zur Erde oder die Pfütze stammte nicht vom letzten Regen, denn der war vor gut vierzehn Tagen gefallen. Allerdings roch es in der ganzen Gegend so, als kippte man sämtliche Abwässer einfach auf die Straße.
    Die beiden schmutzigen Kinder kümmerten sich überhaupt, nicht um uns. Wir mußten über sie hinwegsteigen, sonst wären wir nie auf die Treppe gekommen. Im Hausflur empfing uns der Duft von Knoblauch.
    Phil rümpfte die Nase.
    »Hast du eine Zigarette?« fragte er. »Oder noch besser eine Gasmaske?«
    »Mit einer Zigarette kann ich dienen.«
    Wir steckten uns jeder eine an und gaben uns Mühe, nur den Rauch zu riechen. Dann stiegen wir die Treppen hinan, denn von der Erfindung des Fahrstuhls war hier noch nichts bekanntgeworden.
    Auf der zweiten Etage sprach uns ein alter Mann an und behauptete steif und fest, er wüßte, wer wir seien. Und zwar kämen wir von der Lotterie, um ihm seinen Gewinn auszuzahlen. Es würde ja auch wirklich Zeit, er wartete schon seit sechs Jahren auf die zweihunderttausend Dollar, die er gewonnen hätte.
    Wir sahen an dem fahrigen, stumpfen Blick seiner Augen, wie es um ihn stand. Leider war es uns unmöglich, an ihm vorbeizukommen, denn er hielt Phil kurzerhand am Ärmel und mich am Rockaufschlag fest. Und wir hatten beide nicht den Nerv, seine dürren Hände mit Gewalt wegzustreifen.
    Endlich wurden wir von einer dicken, resoluten Frau erlöst, die aus einer Tür kam, uns einen kurzen, entschuldigenden Blick zuwarf und auf den Alten einredete. Er sollte doch nicht immer die beiden Musiker aus dem dritten Stock mit den Männern von der Lotterie verwechseln! Er kenne uns doch nun schon ein paar Jahre. Wir wären doch die, die jeden Nachmittag so schöne Musik machten…
    Der Alte gab sich mit dem Märchen zufrieden und ließ sich zurück in die Wohnung führen, so daß wir unseren Weg fortsetzen konnten.
    In der vierten Etage gab es genau wie in den unteren Stockwerken je zwei Wohnungen, die nach rechts und links gelegen waren. Uns war rechts gesagt worden, also hielten wir uns daran.
    Zuerst lauschte Phil durch das Schlüsselloch.
    »Nichts zu hören«, raunte er. »Dies kann nur eine Flurtür sein. Dahinter ist alles dunkel.«
    »Probier mal die Türklinke!«
    Er versuchte es vorsichtig. »Zugeschlossen!« sagte er.
    Ich überlegte. Wir hatten keinen ausreichenden Grund, die Tür einfach aufzubrechen. Es blieb uns also gar nichts anderes übrig, als zu klingeln.
    Ich drückte den Klingelknopf nieder. Die Schelle schlug

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