0099 - Gangster, Erben und Verwandte
nichts wußte. Als ich schon die nächste Frage formulieren wollte, war die Stadtpolizei gerade dabei, den Ort aufzuspüren, wo vor wenigen Minuten die Schüsse gekracht hatten. Autos hielten mit kreischenden Bremsen unten in der Straße, Cops sprangen heraus und vereinzelte Befehle wurden gerufen, die wir hier oben nicht verstehen konnten.
Der Sterbende atmete immer schwächer. Ich fragte noch einmal nach Rocky Black. Aber ich bekam auch diesmal keine Antwort.
Plötzlich richtete er sich mit letzter Kraft empor, krallte seine Finger in unsere Rockaufschläge und stöhnte gurgelnd:
»Bei Miller’s Sta —«
Seine Stimme verhauchte. Es war unmöglich, auch nur einen winzigen Laut mehr zu verstehen.
Draußen polterten Stiefel im Treppenhaus. Die Cops kamen herauf. Noch bevor sie die Wohnung betraten, zuckte der sterbende Gangster ein paarmal zusammen, ein Blutsturz brach aus seinem Mund — und dann war alles erledigt…
***
Wir erklärten den Streifenbeamten die Situation und baten sie, den Abtransport der Toten vorzunehmen. Danach gingen wir mit zwei Polizisten die Nachbarhöfe ab und suchten eine Spur von Rocky Black. Aber unsere Mühe war vergebens. Black war verschwunden.
Da es bereits nach zwölf war, fuhren wir zurück zum Districtsgebäude. Im Archiv ließen wir uns die Unterlagen von Rocky Black geben. Von seiner Karteikarte lösten wir seine Fotos, die der Erkennungsdienst von ihm angefertigt hatte. Danach gaben wir Fotos und einen vorbereiteten Text an die Fahndungsabteilung weiter. Dort würde man den Druck eines Steckbriefes veranlassen. Schon am nächsten Morgen konnte Black seinen Steckbrief in ganz New York an den Anschlagsäulen sehen, wenn er so unvorsichtig war, überhaupt auf die Straße zu gehen.
Nach einer kurzen Mahlzeit in einem kleinen Lokal auf dem Wege zurück in die 168. Straße trafen wir wieder bei llenderling ein. Seine Leiche hatte man inzwischen abtransportiert, damit sich der Arzt der Mordkommission damit beschäftigen konnte.
Lieutenant Masters empfing uns mit der Frage:
»Na, habt ihr inzwischen den Mörder gestellt?«
»Beinahe«, sagte ich. »Die Sache mit der 333 war ein Volltreffer. Wir ließen uns alle in Frage kommenden Wagen aufschreiben. Mit den Nummern gingen wir zur Abteilung für Autodiebstähle. Und dort war tatsächlich ein weinroter Mercury 57, Kennzeichen NY-3-333, als gestohlen gemeldet worden. Inzwischen hatte man den Wagen aber schon wieder gefunden und ein paar Fingerabdrücke sicherstellen können. Wir warteten, bis die Abdrücke identifiziert waren. Dabei stellte sich heraus, daß der Dieb ein alter Bekannter der Polizei war, ein gewisser Rocky Black. Na, wir dachten, daß es nicht schaden könnte, wenn wir mal in seiner Bude nachsähen, ob er vielleicht zu Hause .wäre.«
Masters hatte interessiert zugehört. Jetzt fragte er gespannt:
»War er es?«
»O ja! Gleich mit zwei Komplicen, und alle drei schossen auf uns, was ihre Magazine hergaben. Einen traf ich sofort tödlich, als er auf mich angelegt hatte, den zweiten verletzte Phil durch einen Brustschuß so schwer, daß er kurze Zeit später ebenfalls starb. Nur die Hauptfigur, nämlich Black, konnte entkommen. Aber wir haben bereits die Herausgabe eines Steckbriefes über unsere Fahndungsstelle erwirkt. Er wird sich nicht lange halten können, wenn er nicht so gute Freunde hat, die für ihn alles erledigen, daß er ein Jahr lang nicht unter Menschen zu gehen braucht. Und was hat sich bei Ihnen inzwischen getan?«
Masters zuckte die Achseln.
»Ich habe gut ein Dutzend Leute vernehmen lassen. Leider ist so gut wie nichts dabei herausgekommen. Ein paar bestätigten nur, daß sie auch den roten Wagen vor dem Hause gesehen hatten, aber nicht einer hatte auf die Nummer geachtet. Wenn der Zwölfjährige nicht gewesen wäre, könnten wir noch absolut im Dunkeln herumtappen.«
»Auch sonst haben sich keine weiteren interessanten Dinge ergeben?« Masters wiegte den Kopf hin und her. »Wir haben noch etwas gefunden, aber der Himmel allein weiß, ob es mit der Ermordung Henderlings in Zusammenhang steht oder nicht.«
»Und was ist das?«
Einen Zettel hervorholend, sagte der junge Lieutenant:
»Hier, dieses Stück Papier hatte Henderling in seiner Brieftasche.«
Wir lasen den Zettel. Der Text bestand aus wenigen Worten, die mit einem ungespitzten Bleistift darauf gekritzelt waren: »Hüte dich, Henderling! Ich habe noch nicht vergessen, was du mir angetan hast! Und eim s Tages wirst du dafür
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