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0099 - Gangster, Erben und Verwandte

0099 - Gangster, Erben und Verwandte

Titel: 0099 - Gangster, Erben und Verwandte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erben und Verwandte Gangster
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auffällig betrieben sie es manchmal.«
    »Wirklich unvorsichtig«, kommentierte ich kurz, um seinen Redefluß nicht zu unterbrechen.
    »Ja, nicht wahr?« fuhr Garries fort. »Na, und dann platzte eines Tages die Bombe. Mr. Blewfield hatte einen Stiefbruder — ich weiß nicht, ob Ihnen das bekannt ist…?«
    Ich zuckte gleichmütig die Achseln. »Ich glaube, in unseren Akten ist das erwähnt. Ein gewisser Mr. Henderling, nicht wahr?«
    »Ja, ganz recht. Ich weiß nicht, wie dieser Stiefbruder hinter die ganze Geschichte kam. Jedenfalls erschien er eines Tages hier in der Bank und verlangte Mr. Blewfield zu sprechen. Er wurde vorgelassen. Nachdem er gegangen war, wurde Broad von Mr. Blewfield verlangt. Er wurde fristlos entlassen. Mr. Blewfield war so laut, daß man ihn im Vorzimmer schreien hörte, obgleich beide Doppeltüren geschlossen waren.«
    »Und was macht Broad jetzt?«
    »Er hat eine Anstellung bei der Chase National Bank.«
    »Was für gesundheitliche Wirkungen hatte diese Aufregung auf Mr. Blewfield?«
    »Er stand dicht vor einem Herzanfall, so daß ich mich veranlaßt sah, den Hausarzt zu rufen. Der erschien sofort und machte Mr. Blewfield eine Injektion. Vermutlich ist es nur diesem Umstand zuzuschreiben, daß die Geschichte damals kein ernsthaftes gesundheitliches Nachspiel für Mr. Blewfield hatte.«
    »Wissen Sie, ob damit das Verhältnis zwischen Mrs. Blewfield und Mr. Broad auch wirklich abgebrochen war?«
    »Das tut mir leid, darüber kann ich nichts sagen. Ich möchte es aber annehmen.«
    »Wieso? Es wäre den beiden doch sicher möglich gewesen, sich heimlich weiter zu treffen?«
    »Das vielleicht, ja. Aber nachdem die Geschichte bekannt geworden war, war es nicht mehr so einfach. Außerdem hatte Mr. Blewfield seiner Frau ein Ultimatum gestellt: entweder sofortige Scheidung oder Schluß mit ihren Beziehungen zu Broad.«
    »Und Sie glauben, daß sich eine Frau von so einem Ultimatum beeindrucken läßt, wenn ihr Gefühl im Spiel ist? Die Ehe Blewfield war doch kinderlos, Mrs. Blewfield brauchte doch also gar keine großen Rücksichten zu nehmen, wenn sie ihren Mann verlassen wollte!« Garries verzog verächtlich seine Lippen.
    »Sie vergessen Mrs. Blewfields Herkunft«, sagte er.
    »Wieso?«
    »Sie ist ein Revue-Girl gewesen. Sehr reizend, sicher. Aber sie kommt aus ärmsten Verhältnissen. Seit ihrer Ehe mit Blewfield hat sie alles gehabt, was sie sich nur wünschte. Hätte sie die Ehe mit ihm tatsächlich durch eigene Schuld zerstört und etwa Broad geheiratet, hätte sie sich urplötzlich wieder daran gewöhnen müssen, daß es auch Menschen gibt, die mit dreihundert Dollar einen Monat lang auskommen müssen. Als Gattin Mr. Blewfields war das ein Betrag, den sie lächelnd beim Bridge verlieren konnte.«
    »Und Sie glauben, Mrs. Blewfield wußte so etwas zu schätzen?«
    »Nur«, erklärte er kalt. »Geld war das einzige, was sie überhaupt schätzte. Während Mr. Blewfield tatsächlich sehr an ihr hing. Vielleicht liebte er sie sogar wirklich von ganzem Herzen. Obgleich ich mir manchmal sagte, er rede es sich nur ein. Aber ich mag mich irren.«
    »Das läßt jedenfalls darauf schließen«, sagte ich, »daß Mrs. Blewfield tatsächlich mit Broad brach, nicht wahr?«
    »Ja, das möchte ich auch annehmen.« Ich überlegte einen Augenblick lang, dann sagte ich:
    »Danke. Das war für heute alles. Wenn sich noch weitere Fragen ergeben sollten, werde ich Sie noch einmal aufsuchen müssen.«
    Ich verabschiedete mich so schnell, daß er gar nicht dazukam, eventuell noch Fragen an mich zu richten. Mit meinem Jaguar fuhr ich zur Chase National, aber dort waren bereits die Pforten geschlossen, als ich ankam. Trotzdem sah ich, daß noch Licht hinter den Fenstern brannte.
    Also drückte ich den Klingelknopf. Es dauerte eine Weile, bis überhaupt jemand erschien, und dann hatte ich alle Mühe, mich mit Hilfe meines Dienstausweises durchzusetzen. Schließlich wurde ich aber doch zu dem Generaldirektor dieser Bank geführt. Ich stellte nur eine Frage:
    »Ist bei Ihnen ein Mr. Broad beschäftigt?«
    »Ja. Jedenfalls war er es. Wenn er das Arbeitsverhältnis nicht auf seine Art gelöst hat.«
    »Was soll das heißen?«
    »Mr. Broad ist seit Dienstag mittag nicht mehr in die Bank gekommen.« Dienstag mittag? überlegte ich. Das war doch der Tag, an dem Mrs. Blewfield, Broads ehemalige Geliebte, ermordet wurde!
    ***
    Wir hatten uns erst für den nächsten Morgen wieder verabredet, weil wir nicht wissen konnten,

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