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0099 - Hexennacht

0099 - Hexennacht

Titel: 0099 - Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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durchfuhr es sie, gib, daß alles nur Einbildung ist, und laß mich aufwachen.
    »Was für einen Tribut?« entfuhr es ihr heiser.
    »Bring’ uns ein Opfer. Ein junges schönes Mädchen«, geiferte Radegonde auf sie nieder. »Wie entscheidest du dich? Willst du das Schicksal deines Sekretärs erleiden?«
    »Niemals!« stieß Harriet hervor. »Behalte ich… behalte ich meine Schönheit, wird man mir nichts ansehen?«
    »Du wirst aussehen wie jetzt, aber du wirst ein Erkennungszeichen von uns aufgeprägt bekommen.«
    »Welches?«
    Die Schönheit ging Harriet über alles, sogar über ihr Leben.
    »Allerdings mußt du uns schwören, daß du — wenn du zu uns gehörst — nicht lügst, sondern wirklich eine der unseren bist.«
    »Wenn ich es schwöre«, winkte Harriet ab, »geht ihr dann endlich und laßt mich schlafen?«
    Die Luft wurde ihr knapp.
    Von irgendwoher hörte sie Radegondes Stimme. »Bedingungen erfüllen wir nicht…«
    Dann stürzten sich fünfundzwanzig Hexen auf den Weltstar und balgten sich darum, es tun zu dürfen.
    Den Sieg trug ein besonders gräßliches Monster mit rotem Haar und widerlicher Fratze davon.
    Mit Armen und Beinen stieß sie auf die anderen Hexen ein, bis sie zurückwichen.
    Dann setzte sie sich breitbeinig über Harriet und leckte sich über den Rand des Mauls.
    »Es ist soweit. Clara Johnsen wird gerächt…«
    Wie gebannt sah Harriet zu ihr auf. Ihr wurde übel von dem üblen Gestank, der dem Maul entwich. Dann bemerkte sie schaudernd, wie der Hexe lange, spitze Vampirzähne wuchsen.
    Da begriff Harriet alles.
    »Ich will nicht«, sagte sie bebend. »Ich bin doch jetzt eine von euch. Ihr dürft doch nicht…«
    Sie wollte das lüsterne Weib mit dem roten Haar abwehren, doch die anderen Hexen rissen ihr die Arme zur Seite. Die Zähne der rothaarigen Hexe stießen auf den weißen, schlanken Hals der Diva nieder.
    Rasender Schmerz fuhr durch den Körper des Stars. Schwarze Kreise rotierten vor ihren Augen. Sie wollte schreien, doch die Stimme versagte ihr den Dienst.
    »Genug, Schwester«, befahl Radegonde.
    Aber die blutgierige Hexe war so in Rage, daß sie von den anderen Hexen gewaltsam zurückgerissen werden mußte.
    Wispernd zogen sich die Hexen zum Fenster zurück.
    Radegonde preßte ihre Knochenhand auf die blutende Halswunde.
    »Jetzt bist du eine von uns. Jetzt bist du eine Hexe«, sagte sie dumpf. Dann eilte sie den anderen nach.
    Es war draußen noch dunkler geworden. Die Schatten woben durch die Finsternis, formierten sich — und waren dann verschwunden.
    Mit weit aufgerissenen Augen verharrte Harriet Gilbert in ihrer liegenden Haltung.
    Ihr Geist war noch immer regungslos, ohne Bewußtsein. Sie machte sich nicht klar, was mit ihr geschehen war und welche Folgen es haben würde.
    Eine totenähnliche Schwäche überfiel sic und machte sie trunken und wehrlos.
    Die Augen fielen ihr zu. Und als die Vertraute der Diva Penny Collins im Nachthemd kurze Zeit später ins Schlafzimmer trat, um nach ihrer Herrin zu sehen, fand sie diese aufgedeckt und in tiefem Schlaf vor.
    Der Vorhang blähte sich im Nachtwind. Kopfschüttelnd schloß Penny das Fenster und verriegelte es. Ein Leichtsinn ohnegleichen von Miß Gilbert, bei offenem Fenster zu schlafen.
    Penny, die über die Finanzlage ihrer Herrin aufgeklärt war, zitterte täglich davor, daß Harriet Gilbert entführt werden könnte.
    Penny Collins hatte keine Ahnung, was noch vor wenigen Minuten hier vorgefallen war.
    Im Park schrie ein Kauz. Und die nächtliche Stille bedrückte Penny auf einmal.
    Sie sah noch einmal in das Büro des Sekretärs und fand dort noch Licht. Auch hier stand das Fenster weit offen, das Penny schließen mußte.
    Der Sekretär mußte so von Müdigkeit übermannt worden sein, daß er sogar vergessen hatte, das Licht auszuknipsen.
    Morgen sag’ ich ihm aber mal gehörig meine Meinung, nahm sich Penny Collins vor.
    ***
    Am nächsten Morgen gegen halb sieben Uhr kam Penny ins Schlafzimmer der Diva und zog die Jalousien hoch.
    »Aufstehen, Miß Gilbert. Guten Morgen!« rief sie. Sie näherte sich dem Himmelbett.
    Die Diva lag auf dem Bauch und hatte das rechte Bein bis an ihren Leib gezogen. Haare verdeckten ihr Gesicht.
    »Miß Gilbert? Hier ist Ihr Juice!«
    Sie stellte das Glas mit dem Orangensaft auf den Nachttisch.
    »Das Badewasser läuft schon ein«, meldete sie. »Sind Sie wach? Hören Sie mich?«
    »Ja, Penny. Du bist ein alter Quälgeist«, flüsterte Harriet.
    Mit geschlossenen Augen hörte sie die

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