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0099 - Hexennacht

0099 - Hexennacht

Titel: 0099 - Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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wußte, daß sie eine Hexe war und auch warum.
    Ihr wurde rot vor Augen. Sie hatte das Gefühl, als ob glühende Lava in ihre Finger ränne. Schon hob sie die Arme, um Zamorra die langen Fingernägel in die Augen zu stoßen, da griff er wie spielerisch unter sein Hemd und zog an einer schmalen Silberkette. Das Amulett kam zum Vorschein.
    Harriet begriff nicht, wie ihr geschah. Sie starrte wie fasziniert das silberne Schmuckstück an und fühlte, wie ihr kalt wurde. Die heiße Welle verebbte.
    Der stumme Kampf zwischen Dämon und Professor Zamorra war zu Ende. Zamorra aber war gewarnt. Es wußte jetzt, daß Harriet Gilbert keine Irdische mehr war. Ihre Seele gehörte den Dämonen.
    Don Kelly hatte von der Auseinandersetzung nichts gemerkt.
    »Das ist ja merkwürdig«, sagte er, an Zamorras Mitteilung anknüpfend, »und deshalb sind Sie mit Ihrer Assistentin hierher gekommen?«
    »Ja. Seit vorgestern nacht sind die Hexen nämlich aus der Ruine verschwunden. Und ich glaube, daß sie sich ebenfalls hierher begeben haben. Ich bin überzeugt davon, daß ich sie hier finden werde.«
    »Hexen?« Don Kelly war sprachlos. Dann setzte sich bei ihm das normale Empfinden durch, welches nicht an das glaubt, was es nicht sehen kann. »Verrückt, einfach verrückt«, sagte er. Er fuhr zu Harriet herum. »Was sagst du dazu, Harriet? Kennst du eine Eve Liverstood oder wie diese Lady heißt?«
    Dieser Professor weiß alles, durchfuhr es Harriet. Ob ihm auch klar ist, daß ich mich nicht mehr im Spiegel anschauen kann? Ob er weiß, daß sich die Zähne der rothaarigen Hexe auf meinem Hals verewigt haben?
    »Lächerlich«, erklärte sie und schlug den Kragen des Bademantels hoch. »Bitte, Don, gehen wir ins Atelier zurück. Ich will mich anziehen. Und was Sie betrifft, Professor, so…« Sie zögerte. »So kenne ich mich mit Parapsychologie nicht aus, aber für mich sind Leute, die diese Lehre vergöttern, einfach Scharlatane, die sich wichtig machen wollen.« Sie warf die Lippen auf, zuckte verächtlich die rechte Schulter und ließ die beiden Männer stehen.
    »Schade um sie«, sagte Zamorra leise.
    Don Kelly wandte ihm wieder seine Aufmerksamkeit zu. »Schade sagen Sie? Weshalb?«
    »Ich fürchte, Mr. Kelly, daß Sie den Film mit ihr nicht zu Ende drehen können!«
    Jetzt glaubte auch Don Kelly, daß dieser attraktive Professor, der eher wie ein charmanter Playboy, aber nicht wie ein Wissenschaftler aussah, ein bißchen übergeschnappt war.
    »Sie erstaunen mich, Professor«, lächelte er, »er geht hier um Millionenbeträge. Der Film ist Ende nächster Woche abgedreht, und — da könnte die Welt untergehen — ich werde es schaffen.«
    Zamorra zuckte mit keiner Wimper.
    »Die Welt wird nicht gerade untergehen«, erklärte er, »aber ich glaube nicht, daß Miß Gilbert fähig ist, zu Ende zu drehen.«
    Zamorra starrte an ihm vorüber. Er konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Er hätte doch nur Gelächter und Ungläubigkeit geerntet.
    Er konnte dem Regisseur nicht sagen, daß Harriet Gilbert eine Hexe war und daß das Böse von ihr Besitz ergriffen hatte.
    Schade um sie, dachte er bestürzt. Sie ist eine so wunderschöne, faszinierende Frau.
    ***
    Die Polizei verhörte sämtliche Leute, die auch nur flüchtig mit den beiden Arbeitern, die von dem Scheinwerfer erschlagen worden waren, und mit dem geköpften Kameraassistenten zu tun hatten. Niemand machte eine Aussage, die den Beamten weiterhelfen konnte.
    Und die einzige Person, die etwas hätte sagen können, log. Die Detektive verhörten die Diva mit allem gebotenen Respekt. Sie tat, als ob sie ihnen behilflich sein wollte, doch sie gab nichts von dem preis, das sie bewegte, und wurde schon nach fünf Minuten entlassen.
    Sie trug jetzt wieder ihren Rollkragenpullover und den engen Rock, der ihre schlanke Figur so vorteilhaft unterstrich. Auf einmal trat einer der Polizeibeamten zu ihr in die Garderobe. »Sie haben einen Privatsekretär namens Gien Webster, M’am?« fragte er.
    Die Diva blickte auf. Sie hielt ein Whiskyglas in der Hand. Über den Spiegel hatte sie ihren Bademantel geworfen. Niemand sollte merken, daß sie kein Spiegelbild mehr besaß.
    »Na und? Was ist mit ihm?« fragte sie scheinbar uninteressiert.
    »Wir haben bei Ihnen zu Hause angerufen, M’am. Ihre Haushälterin Penny Collins sagte, daß Mr. Webster spurlos verschwunden wäre.«
    »Idiotie!« stieß die Diva hervor. »Er ist für ein paar Tage verreist und hat ordnungsgemäß Urlaub bekommen.«
    »Wir wollten

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