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0099 - Hexennacht

0099 - Hexennacht

Titel: 0099 - Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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ihm auch ein paar Fragen stellen, da wir hörten, daß er Rieh Fleetwood, das heutige Todesopfer, persönlich gekannt hat.«
    »Ist das so wichtig? Wenn er Fleetwood kannte, dann nur flüchtig«, murmelte Harriet. Sie trank ihr Glas leer. »Es hat mir alles sehr zugesetzt, Officer. Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht weiterhelfen kann. Unsere Filmarbeit steht unter einem bösen Stern.«
    »Es sieht ganz so aus. Aber Sie wissen wohl nicht zufällig, wo Mr. Webster sich im Augenblick aufhält?«
    »Nein.« Nervös strich sich Harriet Gilbert über das blonde Haar. »Er hat es mir nicht mitgeteilt. Ich glaube, er ist mit seiner neuen Flamme unterwegs. Mr. Webster ist nämlich ein kleiner Casanova, Officer.«
    »Dann bitte ich um Verzeihung für die Störung. Werden Sie im Atelier bleiben, nachdem die Dreharbeiten abgebrochen worden sind?«
    »Nein, ich fahre nachher zurück. Vielleicht fahre ich auch an den Strand. Es ist so entsetzlich schwül, nicht wahr?«
    Der Detektiv verließ den Raum.
    Harriet stand auf und blieb bewegungslos an dem kleinen Fenster ihrer Garderobe stehen.
    Viele Fragen quälten sie. Sie wußte nicht, warum diese Todesfälle sein mußten. Sie war doch jetzt eine Hexe geworden. Warum ließ man unschuldige Menschen nicht in Ruhe?
    Und was hatte man mit ihr vor? Die große Oberhexe Radegonde hatte ihr versprochen, daß ihre Schönheit erhalten bleiben würde. Mehr hatte sie in der Nacht nicht interessiert. Nun aber überlegte sie, ob sie sich je von der Bedrohung ihrer unheimlichen Schwestern freimachen konnte, oder ob sie immer gegenwärtig sein würden… Tag und Nacht — immer.
    Dann kam Molly Jenkins, ihre Garderobiere, herein. »Die tollsten Gerüchte sind im Gange«, meldete sie erhitzt. »Man glaubt bereits, daß der Regieassistent ein feindlicher Spion war, der hier im Atelier sein Unwesen trieb.«
    Harriet schwieg dazu. Sie sah auf ihre gefalteten Hände nieder. »Molly, ich bin k.o. Ruf’ bei Penny an und sag’ ihr, sie soll mich mit dem Auto abholen. Oder halt, nein… bloß das nicht. Sag’ ihr, daß ich… ich nehme mir ein Taxi.«
    »Kommt nicht in Frage. Ich fahre Sie heim«, erbot sich Molly. »Das fehlte noch, daß Ihnen auch was passiert, Miß Gilbert.«
    Was fällt ihr ein, mich so zu bevormunden? Harriet merkte wieder, wie die Mordlust sie überkam und Besitz von ihr ergriff. Sie war nicht mehr sie selbst, als sie aufblickte und sich vorstellte, diesen fetten, faltigen Hals der Garderobiere zusammenzudrücken, bis kein Atem mehr darin war.
    Vielleicht hätte Molly Jenkins letztes Stündchen bereits geschlagen, wenn nicht in diesem Augenblick Don geklopft hätte.
    »Fahr noch nicht weg, Sweety«, rief er, den Kopf zur Tür hereinsteckend, »der Probestreifen von der Einstellung vorhin ist entwickelt. Wir sehen ihn uns gleich an. In fünf Minuten im Vorführraum.«
    Und weg war er.
    Die Gier, Leben zu zerstören und zu vernichten, war bei Harriet fürs erste verflogen.
    Sie erhob sich.
    »Soll ich Ihr Make-up erneuern, Miß Gilbert?« fragte Molly. »Wie können Sie bei dieser Hitze bloß einen hohen Rolli tragen? Ich würde mich zu Tode schwitzen.«
    Harriet Gilbert gab ihr keine Antwort. Sie wandte ihr den Rücken zu.
    »Geh, Molly«, sagte sie, »heute abend treffen wir uns drüben in dem unterirdischen provisorischen Studio des Science Fiction Films. Aber erzähl’ niemand etwas davon. Wir drehen heimlich weiter.«
    »Wann, Miß Gilbert?«
    »Gegen neunzehn Uhr.«
    Da fiel ihr ein, daß sie ein Rendezvous mit Archibald Kottuschinsky hatte.
    Egal, dachte sie. Das Filmen geht vor. Ich werde nachher mit ihm telefonieren.
    Langsam verließ Harriet ihre Garderobe und schlenderte durch die hohe Atelierhalle.
    Die Polizei war immer noch am Werk. In kleinen Gruppen standen die Beamtei mit Filmleuten zusammen. Harriet kümmerte sich nicht darum.
    Sie ging auf die Tür zum Vorführraum zu und bemerkte, wie der Filmvorführer erregt auf Don Kelly einsprach.
    Was hatte er ihm erzählt? Kelly sah den Mann an wie ein Gespenst.
    Dann fiel Kellys Blick auf seinen Star.
    »Ah, Harriet. Setz dich.« Seine Stimme klang irgend wie fremd, doch Harriet kam nicht darauf, weshalb.
    Nach kurzer Zeit kehrte Don Kelly mit dem Produktionsleiter Holloway und dem Kameramann Underwood zurück. Sie setzten sich neben Harriet Gilbert.
    Don Kelly hob die Hand. Der Vorführer sah es in seiner Kabine, schaltete das Licht im Zuschauerraum aus und den Projektor an, der die Leinwand beschien.
    Dann ließ er den

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