0099 - Hexennacht
Science Fiction Dekoration.«
Sie wollte gehen, doch Don Kelly rief sie zurück.
»Stop, Baby!« sagte er breit. »Bemühe dich heute abend nicht. Was nützt es, mit dir zu drehen, wenn du doch nicht auf dem Film bist?«
Harriet war fassungslos. »Das ist doch nicht dein Ernst«, sagte sie kalt.
»Mein voller Ernst, Harriet. Fragen wir doch Professor Zamorra da hinten! Professor, was hat es zu bedeuten, daß Harriet nicht auf dem Film zu sehen ist?«
Langsam kam Professor Zamorra den Gang hinunter und blieb vor der kleinen Gruppe stehen.
»Hexen«, sagte er, »lassen sich nicht fotografieren.«
Harriet wurde leichenblaß, fast grau.
»Unsere Sexbombe ist also eine Hexe!« Der Produktionsleiter lachte. »Das habe ich schon immer gewußt.«
»Mal im Ernst, Professor«, mischte sich der Kameramann ein, »technisch kann ich es mir nicht erklären, daß Harriet nicht auf dem Film ist.«
»Das läßt sich technisch auch nicht erklären«, bestätigte Zamorra freundlich, »man kann es mit dem normalen Menschenverstand überhaupt nicht definieren, aber es ist so. Hexen sind nicht auf Zelluloid zu bannen, und ich wette«, fuhr er fort, »daß sie auch kein Spiegelbild mehr hat.«
Alle blickten Zamorra an wie ein Wesen von einem anderen Stern. Don Kelly ließ ein ärgerliches Lachen hören. Das ging ja doch zu weit. »Verschonen Sie uns bitte, Professor, mit diesem Blödsinn. Ich kann einfach nicht daran glauben.« Doch dann starrte er Harriet nachdenklich an. »Vielleicht müssen wir uns wirklich mit den Tatsachen abfinden. Du bist nicht mehr fotogeeignet und deshalb für die Filmarbeit unbrauchbar geworden.«
»Was?« kreischte Harriet auf. Sie fühlte, wie die heiße Welle in ihr tobte, und sprang Don Kelly an. Mit wütenden Händen versuchte sie, ihm das Gesicht zu zerkratzen und ihm dann den Hals zu würgen.
Zamorra riß sie heftig zurück.
Sie fuhr herum und fauchte ihn an. »Gehen Sie… gehen Sie fort, Sie… Sie…«
Ihr Blick fiel auf das Silberkettchen mit dem Amulett, das noch über dem Hemd lag. Sie taumelte zurück. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie das Amulett an.
Zamorra ging ihr nach, packte sie an beiden Handgelenken und drängte sie gegen die Wand. Dann winkte er den drei Männern zu.
Sie kamen entsetzt näher. Was wollte der Gelehrte ihnen zeigen?
Angstvoll blickte Harriet zu Zamorra auf. Er streckte die Hand aus und riß ihr heftig den Rollkragen herunter.
»Nein«, stammelte Harriet.
Das Grauen stand ihr im Gesicht geschrieben.
Mit weit aufgerissenen Augen sahen die Männer auf den Hals der Diva.
Er war entstellt durch tiefe Bißwunden.
»Deshalb also die Kette«, ächzte Kelly. »Man sollte die Narben nicht sehen.«
»Diese Narben«, erklärte Zamorra, »wird sie niemals verlieren. Sie zeichnen sie als Mitglied einer Hexenverschwörung aus. Harriet Gilbert ist durch diesen Biß einer Hexe selbst eine Hexe geworden, meine Herren.«
Mit der letzten Kraft, zu der Harriet noch fähig war, riß sie sich von Zamorra los, fuhr herum und rannte aus dem Vorführraum.
Die Scham brannte in ihr wie Feuer. Doch bald wurde sie abgelöst von dem Verlangen, sich an diesem Zamorra zu rächen, es ihn fühlen zu lassen, was er ihr angetan hatte.
Er hatte sogar Kelly überzeugt, dieser widerwärtige Professor.
Sie lief ins Freie, achtete auf keine neugierigen Blicke, auf keine winkende Hand. Als sie durchs Tor des Filmgeländes kam, schleppte sie sich erschöpft zu einem Taxi.
»Fahren Sie«, flüsterte sie, »irgendwohin. Bloß weg von hier.«
Sie lehnte sich im Fond zurück.
Wer ist denn diese abgetakelte Zicke? dachte der Driver und fixierte sie im Innenspiegel. Er gab Gas. Sicher eine Komparsin. Vermutlich ist Harriet Gilbert ihr großes Vorbild. Aber an die wird sie nie heranreichen.
Harriet Gilbert saß mit zurückgelegtem Kopf im Fond und sah zum Wagenhimmel hinauf.
»Fahren Sie mich zum Strand von Santa Monica«, flüsterte sie.
Der Taxifahrer erhöhte die Geschwindigkeit.
Harriet schien eingeschlafen zu sein, denn sie schreckte benommen auf, als der Wagen stehenblieb und der Driver meldete »Santa Monica, Kurzentrum. Wir sind da, M’am.«
Harriet starrte aus dem Wagenfenster. Dann stieg sie aus wie in Trance.
»Hey, ich kriege noch Geld«, schrie der Mann ihr nach. »Und zwar eine ganze Menge, Miß. 10 Dollar 7 Cents, wenn ich bitten darf.«
Harriet näherte sich dem Taxi wieder. »Ich habe kein Geld. Meine Handtasche ist weg.«
»Ach… und Sie glauben wohl, daß ich
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