0099 - Hexennacht
Unterbrechung der Dreharbeiten wegen ihm.
Don Kelly ging ärgerlich auf ihn zu. »Jim, was ist denn los?«
Und dann kam das Inferno.
Unter die etwa vierzig Personen in der Halle mischten sich auf einmal knochige, unheimliche Gestalten mit zerfetzten Kleidern.
Eine junge Maskenbildnerin, die Matt Watherland geschminkt und frisiert hatte, sah ein Monster vor sich. Sie schlug mit aufgeregten Fäusten nach der Hexe, doch es hatte keine Wirkung. Staubwolken stiegen auf, dann warf die Hexe das Mädchen nieder, riß ihr den Kittel auseinander und grinste es mit langen Vampirzähnen an.
Schnell war der Widerstand der Maskenbildnerin erlahmt.
»Ich will nicht sterben!« jammerte sie.
Aber die Hexe kannte keine Gnade.
Kraftlos blieb das Opfer liegen.
Ähnliche Szenen spielten sich massenhaft in der Halle ab.
Vier Frauen gelang es, dem Überfall zu entkommen. Die Männer schlugen um sich, doch sie verrichteten nicht viel gegen die dolchscharfen Finger der Monster.
Radegonde hatte sich den Kameramann vorgenommen, wirbelte ihn in die Luft und warf ihn so hart nieder, daß er aufstöhnend und mit gebrochenen Knochen liegen blieb.
Grinsend trieb Harriet Gilbert den Regisseur vor sich her. Entsetzt gehorchte er ihr. Er blutete aus mehreren Wunden.
»Harriet!« stieß er hervor.
Die Diva fauchte. »Du wirst sterben. Du bist nicht mehr wert, am Leben zu bleiben. Du hast mich immer gehaßt und verachtet. Und jetzt willst du mir June Atkins vorziehen.«
Sie bohrte ihm die spitzen Finger in die Brust, doch bevor der Regisseur niederstürzte, wurde sie zurückgerissen.
Zamorra hielt ihr das Amulett vor das Gesicht.
»Schauen Sie es an, Harriet. Schauen Sie es an«, beschwor er sie.
Harriet Gilbert wich zurück. Dann wirbelte Zamorra herum, weil drei Hexen Matt Watherland bedrängten. Mit ein paar Sprüngen war er dort. Die Hexen wollten sich dem neuen Opfer zuwenden, dann erblickten sie das Amulett in Zamorras Hand. Sie wichen zurück. Ihre Knochen klapperten schaurig. Den Umstehenden stockte der Herzschlag, als sie bemerkten, wie die Meute der drei Hexen, zu denen sich jetzt noch mehr gesellten, zähnefletschend zurückwich.
Einige wollten sich auf Zamorra stürzen, doch er befahl ihnen ein kaltes Halt.
Zamorra hielt das Amulett hoch und beschrieb in der Luft das Zeichen des Kreuzes.
»Stellt euch zusammen… alle hierher«, befahl er mit beschwörender, fester Stimme. »Wo seid ihr alle?«
Ihm war, als hörte er von irgendwo her seinen Namen rufen, und es klang fast so wie Nicoles Stimme, doch er konnte die Dämonen, die jetzt von grünlichem Licht umflossen wurden, nicht aus dem Bann des Amuletts entlassen, wenn er nicht riskieren wollte, daß das Grauen wieder von neuem begann.
Die Gerippe waren jetzt von blauviolettem Schimmer umgeben und taumelten vor dem Amulett zurück.
Es war typisch für diese Art der Geisteraustreibung, daß eine dichte Nebelwolke Zamorra und die Hexen einhüllte und den Blicken der Uneingeweihten nicht preisgab, was geschah. Noch gelähmt standen sie alle außerhalb der weißen Dunstschicht, wie erstarrt von dem Erlebten.
Die Hexen wichen bis an die Wand zurück und stießen gegen das halbe Raumschiff aus Pappe.
Einige der Dämonen pfiffen und fauchten und zischten im Gefühl ihrer Hilflosigkeit.
Stumm hielt Zamorra ihnen, als sie nicht mehr ausweichen konnten, das Amulett entgegen, fest vertrauend auf die gute Kraft, die es aussandte.
Die Hexen begannen sich zu winden, sie zuckten unter jammernden Wehlauten wie im Krampf hin und her.
»Verschwindet für alle Ewigkeit«, befahl er scharf.
Die Hexen waren von dem silbernen Glanz des Amuletts wie geblendet. Sie krümmten sich wie Schlangen, sperrten die hohlen Mäuler auf und stießen schwache Flüche aus — aber es waren nur noch Reflexe, hinter denen keine Kraft mehr stand.
Ihre geisterhaften Stimmen wurden immer schwächer.
Es kostete Zamorra unglaubliche Anstrengungen, den Kampf mit den Dämonen zum guten Ende zu führen. Wenn hinter der guten Kraft des Amuletts nicht sein eiserner, harter Wille stand, war das Amulett wirkungslos.
Er bot seine ganze Konzentration auf, um die Hexen zu vernichten.
Er hielt den Atem an, als er plötzlich den blauen Feuerschein bemerkte, der die Knochengestalten einhüllte. Das blaue Licht wurde schwächer und schwächer und verschwand schließlich ganz.
Schauriges Stöhnen drang an Zamorras Ohr. Als hätte das blaue Licht den letzten Funken von Leben in den vor zweihundert Jahren so grausam
Weitere Kostenlose Bücher