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0099 - Hexennacht

0099 - Hexennacht

Titel: 0099 - Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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hin. Sind sie in der Nähe?«
    Die Hexe schwieg.
    »Antworte!« befahl Zamorra.
    »Nein. Sie sind weit fort. Ich sehe Berge. Ich höre einen Bach rinnen.«
    Zamorra erschrak. »Wir fahren im Auto. Ich lasse dich nicht mehr aus den Augen, Geist von Maud Prescott. Und durch die Atmosphäre schweben wie du kann ich nicht, denn ich bin ein Mensch.«
    »Ich gebe dir die Möglichkeit dazu«, keifte die Hexe.
    »Nein. Das riskiere ich nicht. Komm…«
    Durch eine Hintertür folgte er der Hexe eine Treppe hinauf ins Freie. Sie blieb immer vor ihm, bot einen gräßlichen Anblick, für den man Nervenstärke brauchte.
    Kurz darauf saßen sie in Zamorras Wagen. Sie hockte neben ihm, mit angezogenen Beinen und hochgezogenen Schultern — wie ein Geier.
    »Leite mich. Wie soll ich fahren?« fuhr Zamorra sie an.
    »Immer nach Norden. Ich leite dich«, knurrte die Hexe.
    ***
    Noch befand sich Nicole Duval nicht in so akuter Gefahr, wie Zamorra glaubte. Sie hockte im Kofferraum des eleganten Straßenkreuzers, an dessen Steuer Harriet Gilbert saß.
    Nicole hatte schnell geschaltet, als bei dem Inferno in der unterirdischen Aufnahmehalle Harriet Gilbert die junge Schauspielerin zur Lifttür gezerrt hatte.
    Nicole war die Treppen hinaufgesprintet und hatte vor den beiden Frauen das Freie erreicht.
    Eine lange Reihe parkender Autos stand in der Nähe des Einganges zum provisorischen Kelleratelier.
    Blitzschnell hielt Nicole einen alten Mann an. »Wo ist der Wagen von Harriet Gilbert?«
    Der Alte kehrte gerade den Asphalt und wies auf den weißen Sportwagen, einen Cadillac. »Der gehört der Diva. Wieso…?«
    Nicole aber sah bereits die Diva mit dem Starlet auftauchen und duckte sich schnell im Schatten eines parkenden Wagens nieder. Dann lief sie rasch weiter und erreichte den weißen Wagen, klinkte den Kofferraum auf und zog den Deckel so zu, daß er einen Spalt offenstand.
    Sie schaffte es im letzten Augenblick. Denn jetzt wurde die Wagentür geöffnet.
    »Einsteigen, Atkins, los«, befahl die harte Stimme der Diva. »Dir werd’ ich beibringen, daß man einer verdienten Künstlerin nicht den Ruhm stiehlt.«
    »Was kann ich denn dafür?« weinte June Atkins. »Miß Gilbert, Mr. Kelly hat mich doch gegen mein Zutun ausgesucht…«
    »Lüge nicht«, tobte die Diva los, »schöne Augen hast du ihm gemacht, du unschuldiges Gänseblümchen…«
    June Atkins schrie auf. »Nein, nein…«
    »Ich möchte dir am liebsten jedes Haar einzeln ausreißen«, tobte Harriet. »Einsteigen! Wird’s bald?«
    »Wohin bringen Sie mich denn?« hörte Nicole das junge Mädchen kurz darauf zähneklappernd fragen. »Was war denn da unten im Atelier los? Was waren das für scheußliche Weiber?«
    Harriet lachte. »Sie sind alle meine Schwestern, und ich bringe dich jetzt zu ihnen.«
    June Atkins schrie erneut auf. »Bitte, bitte, lassen Sie mich aussteigen, bitte…«
    »Halt’s Maul, Atkins«, sagte Harriet Gilbert ungerührt. »Es hat keinen Sinn, mich um etwas zu bitten, was ich nicht erfüllen kann. Ich hab’ dich ihnen versprochen.«
    Nicole vernahm deutlich das Bibbern der jungen Schauspielerin.
    »Diesen Weibern, Ihren Schwestern? Sie haben mich ihnen…«
    »Schweig endlich, dumme Pute. Und gib dir keine Mühe, mich umzustimmen. Ich habe entschieden, daß du mein Tribut bist, den ich den Hexen von Boston zolle. Dann darf ich meine Schönheit behalten, haben sie mir versprochen. Das ist ganz einfach: Wer kennt schon June Atkins? Ich liefere dich den Hexen aus, und sie lassen mich zufrieden. Die Narben auf meinem Hals werden allmählich, schwächer werden. Vielleicht lasse ich mir auch ein Hautstück darüberoperieren, damit die Male ganz verschwinden. Du tust also ein gutes Werk, June!« Die Diva lachte höhnisch. »Eine namenlose, kleine Akteurin wird geopfert, damit der berühmte Star weiter bestehen kann.«
    Nicole hörte atemlos zu. Sie fuhren jetzt sehr schnell, und der Fahrtwind drückte auf die Kofferraumhaube. Es kostete Nicole viel Mühe, sie immer noch hochzustemmen, aber sie brauchte frische Luft.
    »Ich würde alles für Sie tun, Miß Gilbert, denn ich bewundere Sie sehr«, sprach jetzt June Atkins wieder. »Aber Ihre Worte klingen ja fast so, als ob es um mein Leben ginge.«
    Die Diva kicherte. »Kennst du meinen Privatsekretär Webster? Weißt du, was sie mit ihm gemacht haben? Sie drangen in mein Haus ein, er stellte sich ihnen in den Weg — und schon war er verloren. Sie stürzten sich gierig auf ihn, warfen ihn mit ihren Körpern zu

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