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0099 - Hexennacht

0099 - Hexennacht

Titel: 0099 - Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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für sie gefüllt hatte. Sie trank ein paar Schlucke. »Irgendwie tut sie mir leid.«
    Der Professor äußerte sich nicht darüber. Seine Gefühle spielten in seinen Überlegungen im Moment keine Rolle. Er zerbrach sich den Kopf über die künftigen Aktionen der Hexen und versuchte nachzuempfinden, wie sie gegen Harriet Gilbert vorgehen würden.
    Es war durchaus nicht sicher, daß sie die Diva töten würden. Für eine Frau, die bisher durch ihre Schönheit ihr Geld verdient hatte, gab es noch eine größere Strafe als der Tod — die Häßlichkeit.
    »Woran denkst du?« wollte Nicole wissen.
    »Ich frage mich, wie die Gilbert mit der Tatsache fertig werden würde, häßlich zu sein. Die Hexenbisse haben Mir Wesen verändert. Weißt du, daß sie mir an die Kehle springen wollte? Zweimal sogar? Jedesmal aber verwehte ihre Mordlust, als sie mein Amulett ansah. Selbst wenn es, mir gelänge, Nicole, die Hexen zu eliminieren und ihren Bann hier auf Erden zu brechen, so ist es mir vermutlich unmöglich, Harriet Gilbert zu bekehren und ihr das Böse auszutreiben. Die Glut des Hasses ist in Harriet noch zu frisch und drängt zur Entladung.«
    »Du mußt es versuchen. Wann wirst du die Gilbert Wiedersehen?«
    »Keine Ahnung. Aber heute abend um 19 Uhr gehen im unterirdischen Atelier auf dem Filmgelände die Aufnahmen für den Film ›Die jadegrüne Rose von Kentucky‹ weiter.«
    »Ohne Harriet Gilbert?«
    Zamorras Augen verengten sich. »Ja. Ich habe darüber kurz mit dem Regisseur gesprochen. Er hat sich heute mittag mit den Drehbuchautoren getroffen. Kelly hat folgenden Plan: Die bisher abgedrehten Szenen des Films mit der Gilbert sollen verwendet werden, allerdings in anderer Reihenfolge als bisher. Ursprünglich sollte der Film die Liebesgeschichte zwischen einer Millionärin und einem armen Geiger beinhalten. Nun soll es anders aufgezogen werden. Die Millionärin versucht, den attraktiven Fiedler für sich zu gewinnen, aber der ist einer blutjungen Dame aus der Nachbarschaft versprochen, und sie ist so rein und gütig und zart, daß sie zuletzt triumphiert. Da erst ein Drittel des Films gedreht wurde, scheint der Plan von Kelly gelingen zu können.«
    »Das stelle ich mir nicht sehr einfach vor.«
    »Kelly schafft das schon. Er hat auch schon eine Darstellerin für diese blutjunge Rivalin der Millionärin: Eine Komparsin, sie heißt June Atkins. Ein wirklich entzückendes Ding. Die spielt die Gilbert glatt an die Wand.«
    »Ich weiß immer noch nicht, wann du hoffst, die Gilbert wieder zu treffen!« erinnerte Nicole.
    »Das ist doch ganz einfach zu beantworten!« Zamorra lachte leise. »Die Gilbert ist eitel. Glaubst du, sie läßt sich so einfach ausbooten? Sie hat einen gültigen Vertrag als Hauptdarstellerin mit der BYRON-Filmgesellschaft.«
    Nicole Duval begriff. In ihren lebhaften gesprenkelten Augen zuckte das Verstehen auf. »Du glaubst, daß sie heute abend im unterirdischen Atelier erscheint und ihren Platz beansprucht?«
    Zamorra schob den leeren Teller von sich. »Genau das meine ich«, sagte er. »Obwohl ich sie als Hexe entlarvt habe und obwohl auch sie weiß, daß jede Dreharbeit mit ihr nutzlos ist, weil sie auf keinem Zelluloidstreifen mehr abgelichtet werden kann, wird sie verlangen, daß sie ihre Rolle zu Ende spielt. Heute nacht kommt es zum Knall. Und wir gehen hin.« Er beugte sich vor. »Vermutlich holt sie sich ihre neuen grausamen Schwestern als Verstärkung. Und dann ist meine Stunde gekommen, Nicole.«
    »Hoffentlich nicht in anderer Hinsicht«, sagte Nicole mit blassen Lippen. »Du hast der Diva die Maske vom Gesicht gerissen und sie als Hexe entlarvt. Glaubst du nicht, daß du jetzt ihr meistgehaßter Mensch bist?«
    »Ich habe ihr nicht die Maske vom Gesicht, sondern den Rollkragen vom Hals gerissen«, schmunzelte Zamorra. »Du hättest die Bißspuren sehen sollen, Nicole. Sie hat ihren nackten Körper doch immer gern zur Schau gestellt. Doch damit ist es jetzt wohl vorbei.« Nicole bekam eine Gänsehaut, als sie ihn so sprechen hörte. Ihr wurde übel bei dem Gedanken, bald wieder einer grausamen Dämonenschar gegenüberstehen zu müssen.
    »Wieviele«, stammelte sie, »sind es diesmal? Hast du eine Ahnung?« Zamorra wurde wieder ernst. »Wieviele Hexenopfer gab es damals in Boston?«
    Nicole erschrak. »Du meinst… oh nein! Es waren Hunderte, man hat darüber keine genauen Zahlen, sagt Bill Fleming.«
    »So viele können es eigentlich nicht sein. Ich habe auch Micky Pool und den

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