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0099 - Hexennacht

0099 - Hexennacht

Titel: 0099 - Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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geretteten Ken Smith danach gefragt, aber sie konnten keine exakten Angaben machen. Ihre Angst war wohl viel zu groß gewesen. Nein, ich rechne nicht mit hunderten. Sagt denn die Chronik aus, wie viele Frauen Eve Livermore als Hexen auf den Scheiterhaufen gebracht hat?«
    Nicole nickte. »Darüber steht Exaktes in dem Geschichtsbuch, das Bill Fleming als Quelle gedient hat. Es waren vierundzwanzig, eine stattliche Zahl.«
    »Diese Zahl könnte hinkommen«, überlegte Zamorra. »Ihre Rachegelüste gegen Eve Livermore lassen sie nicht zur Ruhe kommen. Wenn ich ihnen nur endlich begegnen und dem Spuk ein Ende machen könnte.«
    Nicole rümpfte ihre kleine Stupsnase. »Mir wäre es lieber, wir machten jetzt Urlaub in Griechenland«, sagte sie verträumt. »Oder meinetwegen an der französischen Riviera. Jedenfalls weit, weit fort von hier.«
    Doch das war natürlich eine Illusion, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatte. Man konnte die Hexen nicht weiter wüten lassen.
    »Eines allerdings begreife ich nicht«, sagte Zamorra beunruhigt, »wenn sie Eve Livermore und ihre Nachfahrin so hassen, warum machen sie die Diva zu ihresgleichen? Warum lassen sie sie am Leben und nehmen sie in ihre Hexenschar auf?«
    Nicole erschrak. »Du hast recht. Das klingt völlig idiotisch. Aber kann man von Hexen Logik verlangen?«
    Zamorra überlegte. »In diesem Punkt bestimmt. Irgend etwas stimmt da nicht. Das ist nicht die Rache, auf die sich die Hexen zwei Jahrhunderte lang vorbereitet haben.«
    Nicole beugte sich vor. »Wir waren uns doch einig, daß es für die Gilbert eine viel größere Strafe ist, nicht mehr berühmt und schön zu sein, als zu sterben. Und das haben diese weiblichen Dämonen wahrscheinlich erkannt.«
    »Du wirst vermutlich recht haben«, stimmte Zamorra langsam zu, »und doch will mich da ein unheimliches Gefühl beschleichen. Es wäre ja auch möglich, daß sie Harriet Gilbert in die Falle locken wollen. Denn Hexen sind nicht nur blutgierig und mordlustig, sondern auch verlogen, hinterhältig und falsch.«
    »Wenn das stimmen sollte«, flüsterte Nicole, »dann hat sie keine Chance. Aber könnte es dir nicht doch gelingen, sie wieder zu dem zu machen, was sie bisher war: Zu einer Schauspielerin mit schönem Körper und ganz beachtlichem Können? Zu einer Frau, die den Hexenbann abgestreift hat?«
    »Ich fürchte, das wird mir nicht gelingen. Aber ich kann es ja versuchen.«
    ***
    Für June Atkins war alles ein Traum, aus dem sie jeden Augenblick zu erwachen glaubte.
    Sie stand um 19.14 Uhr vor dem berühmten Regisseur. Er sah sie an und erklärte ihr leise, daß sie in seinen Augen das allerschönste Mädchen wäre, das er jemals gesehen hätte.
    June Atkins hatte bisher als Komparsin und kleine Chargendarstellerin in Fernsehproduktionen gearbeitet. Für sie schien es schon ein großer Glücksfall zu sein, überhaupt zu einem Film mit der großen Harriet Gilbert von Don Kelly als Komparsin verpflichtet worden zu sein. Aber jetzt das…
    Sie trug bereits ein eng anliegendes Kleid mit weitem Rock, das der Mode von 1927 entsprach.
    »Die Szene, die wir jetzt drehen«, erklärte der Regisseur, »steht bereits im geänderten Drehbuch. Du triffst deinen Jugendfreund Matt Watherland nach zwei Jahren wieder. Du hast ihn immer geliebt, siehst deine geheimen Wünsche erfüllt, ahnst aber nicht, daß die Millionärin dabei ist, ihn sich zu kapern.«
    June nickte. Über Harriet Gilbert gingen die wildesten Gerüchte auf dem Filmgelände herum. Manche erzählten sich sogar, daß sie die Schuld an den drei Todesfällen, die in der Halle 16 passiert waren trüge.
    Noch immer hing sie mit schwärmerischer Bewunderung an der Diva, obwohl sie ihr gegenüber immer sehr unleidlich und gereizt gewesen war. Aber das hatte sie ihr längst verziehen.
    Der Darsteller des armen Geigers, Matt Watherland, trat auf sie zu. »Du kennst die Rolle, Baby?« fragte er.
    Er war Sänger in einer berühmten Rockgruppe von der Westküste. Dieses war seine erste große Filmrolle. Der dicke Archibald hatte darauf spekuliert, daß viele junge Kinogänger nur seinetwegen ins Kino gehen würden.
    June nickte. »Ich habe ein bißchen Angst. Wenn ich mich nun blamiere?«
    Matt starrte sie an. Sie war verteufelt hübsch. Wozu mußte sie da noch spielen können?
    »Ich hab’ zwar zwei Jahre Schauspielschule hinter mir, aber das genügt sicher nicht!«
    Matt staunte. »Dann bist du ja eine richtige Schauspielerin? Warum zitterst du eigentlich so?«
    Don

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