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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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über die Straße kam. »Der Park ist geschlossen!« Er wies mit einer Hand auf die Metalltore am oberen Ende der Treppe.
    »Sie können doch klettern, oder?«, fragte ich. Ohne stehen zu bleiben, begann ich, die Treppenstufen emporzusteigen.
    »He, warte!«, hörte ich di Stefano hinter mir rufen, hielt aber nicht an. Als ich die oberste Stufe erreicht hatte, stand auch er neben mir.
    Aus den Toren ragte eine Reihe sehr unangenehm aussehender Spitzen heraus. Di Stefano beäugte sie skeptisch.
    »Wie sollen wir denn da rüberkommen?«, fragte er.
    »Klettern«, erwiderte ich und nahm den Aufstieg in Angriff. Das war leichter gesagt als getan. Es gab im oberen Drittel des Tors keine Querstreben, auf die man seinen Fuß hätte setzen können. Ich drehte meinen Fuß leicht und quetschte ihn zwischen zwei Gitterstäben ein. So konnte ich mich bis nach oben drücken.
    Hier begann das eigentliche Problem. Ich stützte mich mit den Armen oben auf dem Tor ab und schwang vorsichtig ein Bein auf die andere Seite. Das fand natürlich keinen Halt, und für einen Augenblick ruhte mein gesamtes Körpergewicht allein auf meinen Händen. Ich kam ins Wackeln und sah mich schon aufgespießt auf dem Tor sitzen, als mein rechter Fuß sich auf der anderen Seite endlich zwischen zwei Gitterstäben verkeilte.
    Vorsichtig zog ich das andere Bein nach und sprang auf die Terrasse. Ich schwitzte bereits wieder gewaltig.
    Di Stefano, der meine Aktion beobachtet hatte, machte keine Anstalten, mir zu folgen.
    »Los!«, forderte ich ihn auf. Ich trat ganz nah ans Tor heran und legte meine Hände zusammen. »Treten Sie hier rein.«
    Zögernd umfasste er die Gitterstäbe. Seine Füße waren zum Glück klein und passten fast komplett durch die Stäbe. Ich hob meine Hände, er zog sich hoch – und dann gab es ein hässliches Geräusch und er stürzte auf seiner Seite wieder herab. Er ging in die Knie, versuchte aber sofort, sich wieder aufzurichten. Mit einem leisen Schmerzensschrei griff er nach den Torstäben, um sich abzustützen.
    Das Geräusch, das ich gehört hatte, war das Reißen des Stoffs gewesen, der sich an der Spitze eines Gitterstabes verfangen hatte.
    Wie ein Friseurumhang baumelte ihm das Hemd jetzt um den Körper. Es sah ziemlich komisch aus, aber nach Lachen war mir beim Anblick seines schmerzverzerrten Gesichts nicht zumute. Und auch nicht bei dem Gedanken, jetzt doch alleine den Slivitskys gegenübertreten zu müssen. Denn dass ich auf Di Stefano nicht mehr zählen konnte, war mir bei seinem Anblick sofort klar.
    »Ich glaube, ich habe mir den Knöchel verstaucht«, stöhnte er. »Was für eine Schande! Du bittest mich um Hilfe, und ich verhalte mich wie ein unsportlicher Esel, der ich ja auch bin!«
    Er versuchte, sich erneut an den Stäben nach oben zu ziehen, ließ aber gleich wieder davon ab.
    »Ich schaffe es nicht«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Du musst ohne mich gehen.«
    »Nicht schlimm«, beruhigte ich ihn. Das war eine glatte Lüge. Aber was sollte ich sonst sagen? Wie ein kleines Häuflein Elend hockte Di Stefano auf der anderen Seite des Gitters und stöhnte und fluchte abwechselnd vor sich hin.
    »Schaffen Sie’s bis zum nächsten Taxi?«, fragte ich ihn.
    Er nickte matt. »Es wird schon gehen.«
    »Ich muss dann mal …«, sagte ich zögernd.
    »Natürlich. Ich habe dich schon genug aufgehalten.« Er vergrub das Gesicht in den Händen, ob vor Schmerz oder vor Scham, das wusste ich nicht.
    Ich drehte mich dem Park zu. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Jeder Schritt, den ich mich vom Eingangstor entfernte, ließ mich meine Einsamkeit mehr spüren. Und meine Verzweiflung wachsen.
    Der Parco della Montagnola war kreisförmig angelegt. In seinem Zentrum befand sich ein runder Teich mit einem Springbrunnen in der Mitte, der von drei steinernen Schildkröten umringt wurde. Vier weitere Skulpturen standen in den vier Himmelsrichtungen um den Teich. Sie bildeten einen merkwürdigen Kontrast: Auf zwei Sockeln rissen blutgierige Löwen gerade ein Opfertier, während sich auf den anderen Meerjungfrauen friedvoll die Zeit vertrieben.
    Ich näherte mich vorsichtig dem Teich und hielt dabei Ausschau nach den Slivitskys. Sie warteten neben einer der Löwenskulpturen. Madame Slivitsky stand in der Mitte, flankiert von Ham und Sam, der Larissa am Arm festhielt. Ihre Umrisse hoben sich im Mondschein vom dunklen Hintergrund des Parks ab.
    Etwa zwei Meter vor ihnen blieb ich stehen. So weit ich in dem

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