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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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mich herrschte komplette Dunkelheit.
    Ich zögerte, Larissas Namen zu rufen. Das hätten auch unsere Verfolger hören können, die bestimmt ebenfalls schon hier unten angekommen waren. Irgendwann mussten der Musiker und Larissa ja merken, dass ich zurückgeblieben war und auf mich warten.
    Mit einer Hand an der Wand tastete ich mich den Pfad vorsichtig weiter entlang. Ich bemühte mich, die Panik, die in mir aufsteigen wollte, zu unterdrücken. Es war wie damals das Paternoster-Gefühl, kurz bevor er an der letzten Etage vorbei nach oben oder unten fuhr – nur schlimmer. Schon als kleiner Junge wollte ich nicht gern in den Keller gehen, um etwas für meine Mutter zu holen, weil ich Angst hatte, die Glühbirne könnte gerade in dem Augenblick ihren Geist aufgeben und mich im Dunkeln stehen lassen.
    Mein Herz pochte heftig. Eine Stimme in meinem Inneren rief »Lauf!«. Aber ich biss die Zähne zusammen und zwang mich, mich ruhig und vorsichtig weiter zu tasten. Der sicherste Weg nach draußen war der langsame an der Wand entlang. Meinem Verstand war das klar, meiner Angst nicht. In meinem Inneren lieferten sich die beiden einen erbitterten Kampf. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Panik durchsetzen würde. Bis dahin musste ich entweder Larissa und unseren Führer oder einen anderen Ausweg aus diesem unterirdischen Labyrinth gefunden haben.
    Ich war vielleicht fünfzig Meter gelaufen, als die Wand unter meiner Hand plötzlich nachgab. Ich blieb stehen. Ein leichter Luftzug strich mir übers Gesicht. Hier zweigte ein Tunnel ab. Vielleicht waren Larissa und der Musiker in ihn eingebogen und ich hatte deshalb die Taschenlampe nicht mehr gesehen.
    Ich überlegte kurz, ob ich der Aposa weiter folgen sollte oder dem Seitengang. Mein Entschluss war schnell gefasst: Luft bedeutete, irgendwo in dieser Richtung musste ein Ausgang liegen.
    Mir war noch nie aufgefallen, dass es unterschiedliche Abstufungen von Dunkelheit gibt: Es kann dunkel sein, und es kann wirklich dunkel sein. So wie hier in diesem Gang. Ich tappte langsam voran, eine Hand an der Wand, die andere nach vorn ausgestreckt, um etwaige Hindernisse rechtzeitig zu spüren.
    Auch die Zeit verstrich in der Dunkelheit anders als im Licht. Sie schien sich zu dehnen; eine Minute konnte zu einer kleinen Ewigkeit werden. So wusste ich auch nicht, wie lange ich dem Gang gefolgt war, als ich vor mir einen schwachen Lichtschimmer entdeckte. Das konnten nur Larissa und der Musiker sein!

    Ich beschleunigte meine Schritte, und das Licht wurde heller, je näher ich kam. Es befand sich nicht direkt im Gang, sondern fiel durch eine Öffnung von der Seite herein. Wahrscheinlich handelte es sich um eine weitere Abzweigung.
    Als ich die Stelle erreicht hatte, entdeckte ich tatsächlich einen Seitengang, der nach zwei Metern einen Knick nach links machte. Von dort kam auch der Lichtschein.
    »Hallo!«, rief ich leise, immer noch besorgt, etwaige Verfolger auf mich aufmerksam zu machen.
    »Hier«, antwortete flüsternd eine Männerstimme hinter der Ecke. Das konnte nur der Straßenmusiker sein. Eine ungeheuere Erleichterung durchströmte mich. Mit wenigen Schritten lief ich um die Biegung des Ganges – und direkt Sam Slivitsky in die Arme!
    »Was für eine Überraschung!« Im Licht der Taschenlampen, die er, sein Bruder und seine Mutter hielten, sah ich sein wölfisches Grinsen erst, als er mich bereits am Oberarm gepackt hatte.
    »Hat er das Buch?« Madame Slivitsky hielt sich nicht lange mit Vorreden auf. Ham versuchte, mir meine Umhängetasche über den Kopf zu ziehen, aber ich wehrte mich mit meinem freien Arm. Sam reichte seine Taschenlampe an seine Mutter weiter und nahm auch meinen zweiten Arm in einen schmerzhaften Griff. Ich mochte mich winden, wie ich wollte: Für Ham war es ein Leichtes, mir die Tasche abzunehmen.
    Er öffnete sie und zog das Buch der Antworten hervor.
    »Sehr gut.« Madame Slivitsky tauschte Sams Lampe gegen das Buch aus. Befriedigt studierte sie es einen Augenblick und wandte sich dann mir zu.
    »Das ist jetzt das dritte Mal, dass sich unsere Wege kreuzen, Kleiner. Ich hoffe für dich, es ist auch das letzte Mal gewesen. Wir werden jetzt gehen – und wenn du uns folgst, werde ich Sam anweisen, dir deine Beine zu brechen. Wie ich sehe, freut er sich schon darauf.«
    Sam nickte begierig. »Vielleicht sollten wir das jetzt schon tun, Mama. Zumindest nur so ein bisschen ...«
    »Ich habe gesagt: beim nächsten Mal«, schnitt ihm seine Mutter das

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