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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Büchern auskennt.«
    »Pah! Wieso sollte ich eifersüchtig sein?«, entfuhr es mir. Aber so sicher, wie ich klang, war ich mir nicht.

Lehrgeld

    Wir gelangten ohne Probleme zum Krasnapolsky. Hinter der Rezeption stand noch immer derselbe Mann wie vorhin. Diesmal hatte ich weniger Herzklopfen, als ich auf ihn zuging.
    »Sind unsere Eltern inzwischen eingetroffen?«, fragte ich.
    »Woher soll ich das wissen?«, antwortete er. »Sie reisen ja nicht unter ihrem richtigen Namen. Vielleicht sind sie da, vielleicht auch nicht.«
    »Dann geben Sie uns bitte unsere Taschen zurück und wir sehen selbst nach.« Der arrogante Tonfall ging mir inzwischen gut von der Zunge.
    Aber der Mann rührte sich nicht.
    »Was ist?«, fuhr ich ihn an. »Wollen Sie, dass sich unsere Eltern über Sie beim Direktor beschweren?«
    Der Mann beugte sich vor, bis seine Nase fast die meine berührte. Ich konnte das Aftershave riechen, das er heute Morgen aufgetragen hatte.
    »Einmal klappt der Trick vielleicht, Kleiner«, zischte er. »Aber nicht zweimal nacheinander. Wenn ihr eure Taschen wiederhaben wollt, dann musst du schon was springen lassen. Und ein Zehner wird diesmal nicht genügen.«
    Ich schluckte. Soviel zum Thema Arroganz. Jetzt konnten wir nur noch versuchen, möglichst preiswert aus der Sache herauszukommen.
    Ich machte ein zerknirschtes Gesicht (was mich nicht viel Anstrengung kostete), fummelte in meiner Hosentasche herum und zog schließlich zwei zerknitterte Geldscheine hervor. Es waren 15 Euro. Dazu legte ich noch ein paar Münzen, die ich in der linken Tasche gebunkert hatte. Insgesamt waren es 18 Euro und 50 Cent.
    »Das ist alles, was ich noch habe«, stotterte ich.
    Der Mann sah mich skeptisch an. »Und was ist mit der Kleinen da? Hat die nichts mehr?«
    »Das ist unser letztes Geld, ehrlich«, beteuerte ich. »Bitte, geben Sie uns unsere Taschen wieder.«
    Der Mann strich das Geld mit einer gut geübten Bewegung ein. »Da hast du noch mal Glück gehabt, Kleiner. Ich hätte auch die Polizei benachrichtigen können. Die sehen das gar nicht gerne, wenn Minderjährige hier alleine in der Stadt herumstromern.«
    Er ließ uns unsere Sachen aus dem Gepäckaufbewahrungsraum holen. Ich sparte mir ein Dankeschön. »Und lasst euch hier bloß nicht mehr blicken!«, rief er uns nach, als wir uns auf den Weg zum Ausgang machten.
    Jetzt waren wir um 18 Euro ärmer und eine Erfahrung reicher: Um jemanden dauerhaft zu täuschen, braucht man mehr als nur eine schnelle Idee.
    »So ein gemeiner Blödmann«, schimpfte Larissa, als wir den Rokin in Richtung Spiegelkwartier entlang marschierten. »Kinder erpressen, das ist doch wohl das Letzte.«
    »Wir haben schließlich angefangen«, gab ich zu bedenken. »Hätte ich ihn beim ersten Mal nicht so runtergeputzt, dann wäre er vielleicht auch nicht so gierig gewesen.«
    Aber das beruhigte sie ganz und gar nicht. »Anzeigen sollte man den Kerl! Stell dir vor, wir hätten wirklich kein Geld mehr gehabt. Dem war das doch völlig egal! Zwei mittellose Kinder, hilflos in den Straßen einer fremden Stadt!«
    Das war’s. Ich prustete laut los. Larissa sah mich ärgerlich an, aber dann lösten sich ihre Züge und sie stimmte in das Lachen ein. Eigentlich, dachte ich, ist sie doch ganz OK.
    Am Ende des Rokin bogen wir in die Amstel ein. Das war etwas verwirrend: eine Straße, die genau so hieß wie der Fluss, neben dem sie verlief. Nach diesem Fluss war übrigens die Stadt benannt, denn Amsterdam bedeutet ›Damm über die Amstel‹.

    Weit vor uns konnten wir im Gegenlicht der Sonne die Umrisse der Magere Bruk erkennen, einer der ältesten und schönsten Hebebrücken der Stadt. So weit mussten wir aber nicht gehen. An der Keizersgracht bogen wir rechts ab und liefen weiter geradeaus, bis wir die Nieuwe Spiegelstraat erreichten.
    Hier reihten sich Dutzende von Galerien und Antiquitätengeschäften aneinander. Entsprechend dicht war auch der Besucherstrom, der sich über die schmalen Gehsteige drängte. Es dauerte noch einmal fast zehn Minuten, bis wir vor dem Antiquariat von Karel van Wolfen standen.
    Durch eine Glastür mit verblichener goldener Schrift gelangten wir in einen engen dunklen Raum, dessen Luft vom staubigen Geruch alter Bücher erfüllt war. Ich kannte dieses Aroma vom Hinterzimmer des Bücherwurms, in dem er seine alten Bücher aufbewahrte. Das hier war dagegen der reinste Bücherfriedhof. Vergilbte Taschenbücher stapelten sich auf einem großen Tisch in der Mitte des Raums. Die

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