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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Hut durch.
    Ich zögerte. Wir hatten diesen Mann erst vor ein paar Minuten kennengelernt und schon wollte er uns helfen? Das war mir ein Zufall zu viel. Wer hatte es eigentlich noch auf uns abgesehen? Erst der angebliche Hammer, dann der Narbige und jetzt dieser merkwürdig gekleidete Strahlemann. Andererseits: Welche Alternative hatten wir? Vielleicht konnten wir den Narbengrufti mit fremder Hilfe endgültig abschütteln.
    »Komm schon!«, rief Larissa, die mit Gerrit bereits draußen stand. Ein Blick zurück zeigte mir, wie der Narbengrufti sich gerade durch die Menschengruppe hindurchzudrängen begann. Er gab sich keine Mühe mehr, seine Anwesenheit vor uns zu verbergen. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Ich machte kehrt und folgte Larissa und Gerrit, die den kleinen Hof vor der Glastür schon fast durchquert hatten.
    Wir bogen um eine Häuserecke. Vor Staunen wäre ich fast stehen geblieben. Vor uns lag ein idyllischer kleiner Platz mit einer kurz gemähten Wiese in der Mitte, um den ein paar Dutzend schmale Häuser gruppiert waren. Sie mussten schon ziemlich alt sein, denn viele von ihnen machten einen ziemlich windschiefen Eindruck. Vor jedem Haus befand sich ein gepflegter kleiner Vorgarten. In der Luft lag der Duft von frisch gemähtem Gras, die Vögel zwitscherten, und vom Lärm der Großstadt um uns herum war nichts zu vernehmen. Es war, als ob wir durch ein magisches Tor in eine andere Welt getreten wären.
    Gerrit ging mit großen Schritten den Fußweg zu unserer Rechten entlang. Am Ende der Häuserreihe machte er vor dem kleinsten Haus halt, das ein wenig zurückgesetzt im Schatten seiner großen Nachbarn lag. Er trat durch die Gartenpforte und öffnete die niedrige Eingangstür. Mit einem mulmigen Gefühl folgte ich Larissa ins Innere des Hauses.
    Wir standen in einem schmalen Flur mit mehreren Türen und einer wackelig aussehenden Treppe ins Obergeschoss. Gerrit schloss die Haustür hinter uns und dirigierte uns durch die erste Tür in einen niedrigen Wohnraum mit einem großen Fenster zum Innenhof.
    Trotz des Sonnenlichts, das durch das fast bis zum Boden gezogene Sprossenfenster fiel, war der Raum dunkel. Das lag zum einen an einem riesigen schwarzen Holzschrank an einer Wand, zum anderen an einem großen runden Tisch aus dunkelbraunem Holz mit gleichfarbigen Stühlen und mehreren tiefbraunen Ledersesseln in den Ecken des Raums. Vor dem Fenster war zudem ein halbes Dutzend Blumentöpfe aufgereiht, die einen Teil der Sonnenstrahlen abfingen.
    Gerrit trat ans Fenster und winkte uns, ihm zu folgen. Von hier aus konnte man fast den gesamten Hof überblicken. Ich trat neben ihn und machte sofort wieder einen Schritt zurück. Nur wenige Meter von uns entfernt stand der Narbengrufti. Er schritt Haus für Haus ab und starrte in die Fenster. Noch ein paar Schritte, dann würde er direkt vor uns stehen.
    Gerrit hatte meine Reaktion bemerkt. »Keine Angst«, beruhigte er mich. »Durch diese Scheiben kann er von außen nichts erkennen.«
    Ich traute seinen Worten nicht. Larissa und Gerrit standen direkt hinter dem Fenster, als unser Verfolger vor das Haus trat. Er beugte sich vor, bis wir die lange Narbe auf seiner Wange deutlich erkennen konnten, und blickte uns direkt in die Augen. Ich hielt den Atem an. Auch Larissa machte automatisch einen Schritt nach hinten; nur Gerrit blieb seelenruhig stehen. Der Hagere verharrte mehrere Sekunden in seiner Stellung, dann richtete er sich auf und ging zum nächsten Haus weiter. Erleichtert atmete ich tief durch.
    Gerrit drehte sich um. »Setzt euch«, forderte er uns auf und wies auf den Tisch. »Ich glaube, ich bin euch ein paar Erklärungen schuldig.«
    Wir folgten seiner Einladung. Gerrit legte seinen Hut auf den Tisch, holte aus dem Schrank eine verkorkte Steingutflasche sowie drei schmale, hohe Gläser und stellte sie auf den Tisch. Er hockte sich zu uns, zog den Korken aus der Flasche und schenkte daraus eine klare Flüssigkeit in die Gläser. Dann verkorkte er die Flasche wieder und hob sein Glas.
    Ich zog ein Glas vorsichtig zu mir hin und schnupperte daran. Es roch wie Schnaps. Angewidert lehnte ich mich zurück. Larissas Reaktion fiel ähnlich aus. Gerrit stellte sein Glas zurück und blickte uns fragend an.
    »Das ist doch nur Genever«, sagte er. »Trinkt! Es wird euch gut tun.«
    »Was ist Genever?«, fragte Larissa.
    »Ein traditionelles niederländisches Begrüßungsgetränk für liebe Gäste. Eine Delikatesse, die aus Wacholderbeeren hergestellt

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