01 Arthur und die vergessenen Buecher
wird.«
»Aber das ist Schnaps«, bemerkte ich. »Alkohol.«
»Ja und?«
»Wir sind noch zu jung, um Alkohol zu trinken.«
Gerrit schwieg einen Moment, dann begann er zu lachen.
»Ihr kommt nach Amsterdam, um eines der Vergessenen Bücher vor den Suchern zu retten und wollt zu jung sein, um ein Gläschen Genever zu trinken? Das glaube ich nicht.«
Erneut hob er sein Glas und bedeutete uns, das ebenfalls zu tun.
Larissa und ich blickten uns überrascht an und griffen dann zögernd zu unseren Gläsern.
» Proost !«, rief Gerrit und leerte sein Glas in einem Zug. Ich nippte nur an meinem, und der Tropfen Genever, der dabei seinen Weg in meinen Mund fand, zog mir das ganze Gesicht zusammen. Bei Larissa war es genauso.
Wir setzten unsere Gläser gleichzeitig ab. Gerrit schüttelte tadelnd den Kopf. »Ein anderer Gastgeber als ich könnte sich jetzt beleidigt fühlen.«
»Ein anderer Gastgeber wüsste wahrscheinlich auch nichts über die Vergessenen Bücher«, gab ich zurück.
»Gut gekontert«, lachte er. »Und zurecht. Aber ich weiß noch viel mehr: Ihr seid hier, um das ›Buch der Antworten‹ zu finden.«
Larissa und ich warfen uns einen überraschten Blick zu. Von einem Buch der Antworten hatten wir noch nie etwas gehört.
»Was guckt ihr so erstaunt?«, fragte Gerrit. »Das Buch der Antworten ist eines der dreizehn Vergessenen Bücher. Das ist doch der Grund, warum ihr in Amsterdam seid.«
»Dann wissen Sie mehr als wir«, sagte ich und verschränkte meine Arme über der Brust.
Er zwinkerte mir zu. »Du darfst mich ruhig duzen. Wir Holländer ziehen das Du dem Sie vor. Und so viel älter als ihr bin ich ja auch nicht.«
Dann wurde er wieder ernst. »Man hat euch also vorher nicht genau gesagt, worum es geht? Da habt ihr Glück, mich getroffen zu haben. Ich stehe in dieser Sache voll auf eurer Seite.«
»Und das sollen wir einfach glauben?«, fragte ich.
»Schließlich habe ich euch vor eurem Verfolger gerettet, oder?«
»Das kann auch nur ein Trick gewesen sein, um uns in Sicherheit zu wiegen.« So leicht ließ ich mich nicht überzeugen.
Gerrit lächelte. »Es ist gut, wenn ihr keinem traut, denn es sind einige Menschen hinter dem Buch der Antworten her, die es auf keinen Fall in die Finger bekommen dürfen. Euer Verfolger gehört dazu. Und er arbeitet nicht alleine, sondern hat Helfer.«
»Und du weißt, wer sie sind?«, fragte Larissa.
»Leider nicht. Ich weiß nur, dass sie sich hier versammeln. Denn es ist eine Spur zum Buch der Antworten aufgetaucht.«
»Und was ist das für ein Buch?«, wollte ich wissen.
»Wie der Name schon sagt: Es enthält die Antworten auf alle Fragen, die ein Mensch stellen kann.«
»Aber das ist unmöglich«, widersprach ich ihm. »Sämtliche Bibliotheken der Welt enthalten diese Antworten nicht – wie können sie da in einem Buch stehen?«
Gerrit schüttete sich noch etwas von dem Genever nach. »Du zweifelst, weil du nicht genug über die Vergessenen Bücher weißt. Deshalb will ich euch ein wenig darüber erzählen. Nur dann könnt ihr auch die Gefahren richtig einschätzen, die von ihnen ausgehen.«
Er nahm einen Zug aus seinem Glas. »Stellt euch eine Wüste vor, so endlos wie das Meer, so heiß wie die Sonne und so unerforscht wie die fernsten Planeten unseres Sonnensystems. Das ist die Rub’al-Khali, die unheimlichste der arabischen Wüsten. In ihrer Mitte liegt eine Stadt ohne Namen. Ihre zerfallenen Mauern sind bedeckt vom Sand ungezählter Jahrtausende. Sie ist so alt, dass es keine Legende gibt, die ihren Namen erwähnt. Nur die Beduinenstämme in der Wüste flüstern an ihren Lagerfeuern von diesem Ort, den sie selbst nicht zu betreten wagen. Diese Stadt wurde einst von einem Volk von Magiern bewohnt, die tausend Generationen lang alles Wissen über die Natur und ihre unbekannten Kräfte erforscht und gesammelt haben. Alle geheimen Erkenntnisse schrieben die Magier in den Vergessenen Büchern auf. Wer die Bücher besitzt, verfügt über einen Zugang zu den tiefsten Geheimnissen der Welt – und dadurch über unendliche Macht.«
»Wenn diese Stadt schon so lange verschüttet ist, woher weißt du dann so viel über sie?« fragte ich skeptisch.
»Weil es Überlieferungen gibt«, erwiderte er. »Nicht alles Wissen der Welt besteht aus Geschriebenem. Die größten Geheimnisse werden nur selten zu Papier gebracht. Sie werden mündlich weitergegeben. Das haben die meisten Menschen leider vergessen.«
Das klang einleuchtend, überzeugte mich aber
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