01 Arthur und die vergessenen Buecher
lassen.«
In dem Moment klingelte in einem Nebenraum das Telefon. »Ach herrje, ach herrje!«, rief er. »Das muss Johann sein. Den haben wir ganz vergessen.«
Er sprang auf und verschwand durch eine Tür. Schon wenige Sekunden später tauchte er mit einem Schnurlostelefon in der Hand wieder auf. Er streckte mir den Hörer hin.
»Hallo?«, sagte ich.
»Arthur!«, tönte die Stimme des Bücherwurms aus dem Lautsprecher. »Wie geht es euch?«
Ich warf einen Blick auf Larissa. »Uns geht es gut«, antwortete ich. »Abgesehen von einer ersten Begegnung mit Sam und Ham Slivitsky.«
»Aber ihr seid ihnen entwischt, was? Das ist die Hauptsache.« Er schien nicht wirklich überrascht von meiner Neuigkeit zu sein. Das machte mich stutzig. Hatte er mit dem Auftauchen der beiden gerechnet und uns ins offene Messer laufen lassen?
»Und warum haben Sie uns nicht gesagt, dass wir das Buch der Antworten suchen sollen?«
»Die Zeit war ein wenig knapp dafür. Und außerdem habt ihr es ja auch so herausbekommen. War es Larissa?«
Ich stutzte erneut. Was war das für eine Frage? Wieso Larissa? Steckte sie irgendwie mit dem Bücherwurm unter einer Decke?
»Nein«, sagte ich. »Es war Gerrit.«
»Gerrit?«
Er kannte ihn also nicht. Oder er tat zumindest so. Na gut – was er konnte, das konnte ich schon lange.
»Das erkläre ich Ihnen ein anderes Mal. Wollen Sie Larissa sprechen?«
Er schwieg einen Atemzug lang. »Ja, bitte. Und Arthur – seid vorsichtig, mit wem ihr euch einlasst.«
»Werden wir. Ich reiche Sie jetzt weiter.«
Ich gab Larissa den Hörer. Sie berichtete ein paar weitere Details über unsere Verfolgung und schwärmte ihm von Gerrit vor. Ich tat so, als würde ich nicht zuhören. Schließlich verabschiedete sie sich und reichte Jan den Hörer zurück.
Einen Augenblick lang saßen wir alle schweigend um den Tisch. Schlagartig spürte ich wieder, wie müde ich war. Nur mit Mühe konnte ich ein Gähnen unterdrücken. Jan hatte es trotzdem bemerkt.
»Ihr hattet einen anstrengenden Tag. Was haltet ihr davon, wenn ich euch eure Zimmer zeige und wir unser Gespräch morgen fortsetzen?«
Das war ein guter Vorschlag. Wir wünschten van Wolfen eine gute Nacht und folgten Jan mit unseren Taschen eine weitere wackelig anmutende Treppe hoch ins Dachgeschoss.
Er zeigte auf zwei nebeneinanderliegende Türen. »Da könnt ihr schlafen«, sagte er. Ich öffnete eine der Türen. Der Raum dahinter war so winzig, dass ich mich wunderte, wie ein normales Bett hier herein passen konnte. Stehen konnte ich nur in der rechten Hälfte des Zimmers; die linke wurde von einer Dachschräge begrenzt, die sich fast bis zum Boden erstreckte. Außer einem Stuhl und einem kleinen Holztisch befanden sich keine weiteren Möbel im Raum. Aber das Bett war frisch bezogen und sah ausgesprochen einladend aus.
Ich stellte meine Tasche ab und warf einen Blick in Larissas Zimmer. Es was das exakte Spiegelbild meines Raums.
Jan wies auf eine Tür am Ende des schmalen Flurs. »Dahinten findet ihr Bad und Toilette. Ich habe frische Handtücher für euch rausgelegt. Und wenn ihr sonst noch was braucht – ich bin noch etwas länger wach.«
Er wünschte uns eine gute Nacht und kletterte die Treppe herab. Ich ließ Larissa den Vortritt im Bad und packte ein paar Sachen aus meiner Tasche auf den kleinen Tisch. Heute wollte ich nicht mehr über Vergessene Bücher, den Bücherwurm, die Bewahrer und anderes wirres Zeugs nachdenken, sondern nur noch schlafen.
Als das Bad frei war, putzte ich mir schnell die Zähne, machte eine kurze Katzenwäsche und ließ mich wenig später ins Bett sinken. Vorher öffnete ich noch das kleine Fenster ein Stück, um frische Luft ins Zimmer zu lassen. Dann stülpte ich mir die Kopfhörer meines MP3-Players über die Ohren, denn mit Musik kann ich am besten einschlafen.
Die Matratze war angenehm weich, die Bettwäsche duftete frisch, und ich glaube, ich brauchte nur wenige Minuten, um in einen tiefen Schlaf zu sinken.
Die geheime Botschaft
In meinen Träumen wurde ich wiederholt durch eine große Stadt gehetzt, die Amsterdam nicht unähnlich war. Ich wusste nicht, wer hinter mir her war; meine Verfolger waren stets nur dunkle Schatten ohne Gesicht.
Ich war allein und versuchte verzweifelt Larissa zu finden. Nur sie hatte die Adresse, zu der wir mussten. Ich ging ins Hotel Krasnapolsky, um dort auf sie zu warten, aber der Empfangschef schob mich kurzerhand zur Türe hinaus, wo schon die Schatten auf mich warteten.
Ich
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