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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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aber keinerlei Hinweis darauf, was hier vorgefallen sein konnte. Außer dem Tisch und den Stühlen befand sich lediglich ein Holzschrank in dem Raum und an den Wänden hingen drei gemalte Porträts, offenbar von ein- und derselben Person im Zustand zunehmenden Verfalls. Das konnte nur Coenraad van Beuningen sein, der hier mit wahnsinnigem Grinsen das Chaos vor sich betrachtete.
    Am liebsten hätte ich nicht nur das Zimmer, sondern die ganze Wohnung sofort verlassen. Die Luft war plötzlich dichter geworden und drohte, mir den Atem zu nehmen. Was ich in diesem Raum spürte, war einfach nur das Böse . Es steckte in jedem Winkel, jedem Gegenstand, ja, jedem Luftmolekül, und mit jedem Atemzug nahm ich es in mich auf. Angewidert drehte ich mich um, stolperte aus dem Raum und warf die Tür hinter mir zu. Dann löste ich die Finger von meiner Nase und holte ein paarmal tief Luft.
    Auf die Inspektion des nächsten Zimmers hätte ich gerne verzichtet. Aber wie sollte ich das Gerrit und Larissa erklären? Dass ich Angst hatte, weil altes Essen auf ein paar Tellern vor sich hinmoderte?
    Die beiden waren, ihren Stimmen zufolge, bereits einen Raum weiter. Vorsichtig schob ich die Tür zum nächsten Raum auf, bereit, sie sofort wieder zu schließen, sollte mir ein ähnlicher Pesthauch entgegen schlagen.
    Zum Glück geschah nichts dergleichen. Ich öffnete die Tür ganz und trat ein. Dieser Raum war, abgesehen von einem Stapel Papier in der Ecke und einem großen Spiegel an der Wand völlig leer. Es roch lediglich ein wenig muffig, und die Atmosphäre war auch nicht mit der im Nebenzimmer zu vergleichen.
    Ich durchquerte den Raum und trat ans Fenster, das von schweren, zerschlissenen Vorhängen verhüllt wurde, die bis zum Boden reichten. Vorsichtig zog ich einen der Vorhänge beiseite.
    Es war ein fantastischer Anblick, der sich mir bot. Am anderen Ufer der Amstel lagen mehrere beleuchtete Wohnboote, deren Lichter sich im Wasser spiegelten. Kleine Boote mit flackernden Positionslichtern tuckerten vor den mächtigen Gebäuden der Stopera und der Eremitage vorbei, deren Lichter die gegenüberliegende Seite des Flusses beschienen.
    Ich ließ den Vorhang wieder zurückfallen und wandte mich dem Papierstapel zu. Er bestand vorwiegend aus alten Zeitungen. Und alt bedeutet in diesem Fall: mehrere Jahrzehnte. Vorsichtig zog ich die obersten vergilbten Exemplare zur Seite. Das wirbelte eine kleine Staubwolke auf, und ich musste niesen.
    Das Geräusch erschien mir in dem leeren Zimmer so laut wie ein Kanonenschuss. Einen Augenblick rührte ich mich nicht. Es kam mir so vor, als hörte ich Schritte in der Wohnung über uns. Das konnte eigentlich nicht sein, denn wir hatten in keinem Stockwerk Licht gesehen. Ich lauschte noch einmal angestrengt, hörte aber nichts mehr. Wahrscheinlich hatte ich mir das Geräusch nur eingebildet.
    Ich stocherte noch ein wenig in dem Zeitungsstapel herum. Zwischen den Zeitungen lagen einige alte Zettel, die offenbar aus einem Notizbuch herausgerissen waren. Ich stopfte sie in meine Hosentasche, um sie später genauer in Augenschein zu nehmen. Da ich nichts weiter finden konnte, erhob ich mich aus der Hocke, drehte mich um – und das Herz rutschte mir vor Schreck in die Hose! Eine Gestalt bewegte sich im Halbdunkel der gegenüberliegenden Wand! Da war noch jemand im Raum außer mir!
    Instinktiv leuchtete ich mit der Taschenlampe in seine Richtung. Nichts war zu sehen – außer dem Spiegel. Ich stieß ein nervöses Lachen aus. Der Spiegel hatte lediglich meine Drehbewegung zurückgeworfen.
    Trotzdem überkam mich jetzt wieder das mulmige Gefühl, nicht allein zu sein. Mit großen Schritten eilte ich zur Tür und wäre beinahe mit Larissa und Gerrit zusammengestoßen.
    »Hast du was gefunden?«, flüsterte Larissa.
    »Nur ein paar alte Zettel«, erwiderte ich und deutete auf meine Hosentasche. »Und ihr?«
    »Nichts.« Larissa schüttelte den Kopf.
    »Dann lasst uns hier verschwinden!« Ohne auf eine Antwort zu warten, eilte ich voraus zur Wohnungstür.
    Larissa und Gerrit folgten mir. Wir verließen die Wohnung so leise, wie wir gekommen waren. Unten angekommen, zog ich die Haustür vorsichtig einen Spalt auf. Draußen war niemand zu sehen. Ich gab den anderen ein Zeichen, und wir drückten uns durch den Türspalt und zogen die Tür hinter uns zu. Mit ein paar schnellen Schritten umrundeten wir die Ecke zur Herengracht.
    Auf einer Bank unter einer Straßenlaterne ließen wir uns nieder.
    »Ein unheimliches

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