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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Tohuwabohu lagen van Wolfen und Jan auf dem Boden, die Arme und Beine gefesselt und mit einem Tuch um den Mund.
    »Überraschung!«, rief Ham gespielt fröhlich. Van Wolfen wollte etwas sagen, bekam aber nur einen gurgelnden Laut heraus.
    »Was war das?« Ham beugte sich mit gespielter Aufmerksamkeit zu van Wolfen herab. »In deinem Alter sollte man doch gelernt haben, sich deutlich auszudrücken.«
    Ich überlegte fieberhaft, was ich tun konnte. Über die Treppe zu fliehen, war nicht möglich. Sam Slivitsky stand nicht nur direkt neben der Tür, er hatte auch Larissa am Arm gefasst. Selbst wenn ich entkommen konnte, würde sie zurückbleiben müssen.
    Die Slivitsky-Brüder hatten sichtlich Freude an der Situation. »Die kleinen Täubchen wollen uns nicht erzählen, was sie in Teylers Museum gefunden haben«, säuselte Ham scheinheilig.
    Jetzt brummte auch Jan etwas unter seinem Tuch und versuchte, sich aufzusetzen. Mit einem Fußtritt warf ihn Sam wieder zu Boden.
    »Es scheint, als wollten unsere Freunde hier etwas mitteilen«, lachte das Narbengesicht höhnisch.
    »Dann sollte man ihnen doch auch die Gelegenheit dazu geben.« Ham ging in die Hocke und nahm van Wolfen den Knebel ab. Der alte Buchhändler hustete und spuckte und richtete sich in eine sitzende Position auf.
    »Na, Alterchen, ist dir plötzlich wieder eingefallen, was wir wissen wollen?«, fragte Ham, der noch immer vor van Wolfen in der Hocke saß.
    »Das hier«, erwiderte der Buchhändler und spuckte dem Dicken ins Gesicht.
    Angeekelt sprang Ham auf und hätte dabei beinahe das Gleichgewicht verloren. Er zog ein grünes Taschentuch hervor und wischte sich damit das Gesicht ab.
    »Das wirst du mir bezahlen«, zischte er und versetzte van Wolfen einen heftigen Tritt in die Seite, sodass der Alte schmerzgekrümmt auf die Seite fiel.
    Larissa wollte sich losreißen und sich auf den Dicken stürzen, aber Sam lockerte seinen Griff keinen Millimeter.
    »Ich glaube, wir müssen uns hier noch ein wenig unter Erwachsenen unterhalten«, sagte Ham. »Sperr die Kleinen so lange oben weg. Die knöpfen wir uns später vor.«
    Sam geleitete uns die Treppe hoch, nicht ohne den einen oder anderen Puff loszuwerden.
    »Los, los«, lachte er. »Die Täubchen kommen jetzt in den Taubenschlag. Und danach geht’s in den Kochtopf.«
    Er schubste uns den Gang entlang in Larissas Schlafzimmer. Mit einem lauten Knall schlug er die Türe hinter sich zu und drehte den Schlüssel im Schloss um.
    »Jetzt sitzen wir in der Falle«, sagte ich. »Und das Register ist auch verschwunden.«
    »Aber die Slivitskys haben es noch nicht gefunden«, erwiderte sie. »Und als Falle würde ich unsere Situation nicht gerade bezeichnen.« Dabei ließ sie für einen Moment ihr typisches Grinsen sehen.
    Ich sah sie fragend an. »Das Türschloss?«
    »Das Schloss ist kein Problem für mich«, sagte sie. »Aber es nutzt uns nicht viel, solange wir unten an ihnen vorbei müssen.«
    Ich ließ mich aufs Bett sinken. »Also doch Falle.«
    »Fallen sehen anders aus. Hilf mir mal, das Bett von der Wand wegzuschieben«, forderte Larissa mich auf.
    »Warum?« Ich blickte sie verständnislos an.
    »Siehst du das da?« Sie deutete auf die Tapete hinter dem Bett. Ich drehte mich um und entdeckte einen viereckigen Umriss, der sich leicht von der Wand abhob.
    »Was ist das?«
    »Ich vermute, dahinter verbirgt sich der Mechanismus für den Flaschenzug.«
    Sie sah meinen ratlosen Ausdruck und wartete meine Antwort gar nicht erst ab.
    »Komm gucken«, sagte sie und öffnete das kleine Fenster. »Links über dir.«
    Ich lehnte mich vorsichtig hinaus. Van Wolfens Haus war, wie viele Häuser entlang der Grachten, leicht vornüber geneigt. Über und zwischen den Fenstern zu unseren Schlafzimmern ragte ein Holzbalken aus der Wand hervor. An seinem Ende hing ein Seil mit einem Metallhaken.
    Ich hatte diese vorstehenden Balken schon an vielen anderen Häusern bemerkt, darüber aber nicht groß nachgedacht.
    »Was meinst du, wie man hier die Möbel in die oberen Stockwerke kriegt?«, fragte Larissa. »Die Treppen sind zu schmal und verwinkelt. Deshalb hieven die Amsterdamer größere Teile einfach mit dem Flaschenzug außen am Haus entlang nach oben.«
    Das klang plausibel. Trotzdem wusste ich noch nicht, worauf sie hinaus wollte.
    Larissa seufzte. »Nun sei doch nicht so begriffsstutzig. Wo es rauf geht, da muss es doch auch runter gehen.«
    »Du willst ... dass wir uns an diesem Ding nach unten abseilen?«
    Sie nickte.

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