01 Arthur und die vergessenen Buecher
(auch wenn ich diese Entscheidung später vielleicht bereuen sollte), verfehlte ihre Wirkung nicht.
Wir betraten den Laden. Von van Wolfen und Jan war nichts zu sehen. Ich steckte meinen Kopf durch die Tür zum Büro, um unsere Rückkehr zu melden, als mich ein großes Paar Hände packte und in den Raum zog.
»Hey!«, schrie ich – und verstummte sofort. Vor mir stand Sam Slivitsky, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Hinter mir stolperte Larissa in den Raum, dicht gefolgt von Ham Slivitsky, dem angeblichen Antiquar.
»Na, wen haben wir denn da?«, höhnte der Narbengrufti, der wieder (oder immer noch?) in seine klassische Tracht gekleidet war, und stieß mich grob in die Ecke des Raums.
»So trifft man sich wieder.« Der kahlköpfige Ham schob Larissa zu mir hin. »Ihr habt uns das Leben ganz schön schwer gemacht, Kinder. Aber um uns abzuschütteln, muss man schon etwas schlauer sein als ihr.«
Erst jetzt bemerkte ich, wie verwüstet das Büro war. Schubladen waren herausgerissen und durchwühlt worden. Der Inhalt des Aktenschranks in der Ecke lag in einem großen Haufen davor auf dem Boden. Auch den Safe hinter dem Bild hatten die Brüder gefunden und geöffnet. So weit ich erkennen konnte, war er leer. Das bedeutete, sie hatten das Register von Leyden entdeckt – oder nicht?
»Jetzt wollen wir doch mal hören, was ihr Schönes in Teylers Museum gefunden habt«, sagte Ham. »Leider seid ihr uns ja dort entwischt, sonst hätten wir uns die Mühe hier sparen können.«
»Und ich muss mich noch bei euch für dieses wunderbare Souvenir aus Haarlem bedanken«, grollte Sam. Er zog mit seiner freien Hand ein Hosenbein hoch und zeigte auf den Verband um seinen Unterschenkel. »Wenn ihr uns gegeben habt, was wir suchen, machen wir vielleicht einen kleinen Ausflug zum nächsten Hundezwinger.«
Wenn ich ihre Worte richtig interpretierte, wussten sie nichts vom Register. Aber wo befand es sich dann? Hatten van Wolfen und Jan es an einem anderen Ort versteckt?
Ich tat so als hätte ich keine Angst vor den beiden. »Wo sind Herr van Wolfen und Jan?«, herrschte ich sie an.
Ham blickte seinen Bruder an und lachte. »Hörst du das? Das Schäfchen will den Wolf spielen.« Mit zwei schnellen Schritten war er bei mir und packte mich grob unter dem Kinn.
»Hör zu, Kleiner, wir sind hier nicht im Speisewagen, sondern ganz unter uns«, zischte er. »Hier stelle ich die Fragen, und du antwortest gefälligst. Oder willst du etwa, dass deiner kleinen Freundin etwas passiert?«
»Ich bin nicht Arthurs kleine Freundin «, protestierte Larissa. »Und Sie können uns gar keine Angst machen.«
»Soll ich mir die beiden mal ein wenig vornehmen?«, fragte Sam seinen Bruder mit einem gierigen Leuchten in den Augen.
»Später«, winkte Ham ab. »Jetzt reden wir erst mal übers Geschäft.«
Er stemmte die Hände in die Hüften. »Was habt ihr in der Bibliothek des Museums gesucht?«
Ich ging in die Offensive. »Das Buch der Antworten«, sagte ich. »Das wissen Sie doch ebenso gut wie ich. Aber wir haben es nicht gefunden.«
»Und warum sollte ich dir glauben?« Seine Augen zogen sich zu zwei schmalen Schlitzen zusammen.
»Weil es die Wahrheit ist«, bekräftigte Larissa.
»Euer Gastgeber und sein Freund behaupten aber etwas anderes.« Ein bösartiges Lächeln spielte um seinen Mund. »Sie sagen, ihr habt durchaus etwas aus Haarlem mitgebracht.«
War das nun ein Bluff oder hatten van Wolfen und Jan wirklich geredet? Ich konnte es mir eigentlich nicht vorstellen. Und wo waren sie überhaupt?
»Das sollen sie mir selbst sagen«, erwiderte ich und wunderte mich selbst über meinen forschen Ton.
»Sie sind derzeit nicht besonders redselig«, grinste Sam hämisch.
»Bevor ich sie nicht gesehen habe, sage ich gar nichts.«
»Oho! Der Kleine hat immer noch nicht genug.« Sam machte einen Schritt auf mich zu, aber Ham hielt ihn mit einer Armbewegung zurück.
»Ich denke, es kann nichts schaden. So haben wir sie wenigstens alle im Auge.«
Er packte Larissa und mich grob an den Armen und stieß uns in den Laden. »Und denk bloß nicht daran abzuhauen«, sagte er, als er meinen Blick in Richtung Eingangstür bemerkte. »Sam wartet nur auf einen Grund, härter zuzugreifen.«
Wir trabten die Treppe hinauf, dicht gefolgt von den Slivitskys. Oben dirigierte uns Ham in die Küche. Auch hier hatten die Brüder bereits gewütet. Tisch und Stühle waren verschoben, Töpfe und Pfannen aus den Küchenschränken gerissen.
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