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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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lauter Angst wagte ich nicht, eine Hand loszumachen und mit dem Abstieg zu beginnen.
    Larissa beugte sich aus dem Fenster. »Ganz locker!«, rief sie mir zu. »Du bist doch schon fast unten.«
    Sie hatte gut reden. Aber ihre Worte rissen mich aus meiner Starre. Hand um Hand begann ich mich abzuseilen, und mit jedem Handgriff fühlte ich mich sicherer. Ehe ich mich versah, spürte ich den Haken unter meinen Füßen und stand einen Moment später auf dem Bürgersteig. Jetzt waren doch einige Passanten stehen geblieben und beobachteten neugierig das Geschehen.
    » Wat is er aan der hand? «, fragte ein älterer Mann.
    »Das ist der neueste Trend«, sagte ich. »Die Alternative zu Bungee und Base-Jumping.« Er starrte mich verständnislos an.
    Larissa saß inzwischen ebenfalls rittlings auf der Fensterbank. Ich nahm das Seil und zog es in ihre Richtung. Sie ergriff es und glitt mit einer fließenden Bewegung aus dem Fenster. Ich brachte das Seil wieder in eine gerade Position und hielt es fest.
    Im Nu begann sie mit dem Abstieg. Sie kam gerade am ersten Stock vorbei, als sich eines der Fenster öffnete und ein langer Arm nach ihr griff. Es war Sam Slivitsky. Larissa duckte sich. Er verfehlte sie, bekam aber das Seil zu fassen. Sofort begann er daran zu rütteln.
    Ich hielt unten dagegen, so gut ich konnte. Larissa rutschte die letzten Meter herab und sprang zwei Meter über dem Bürgersteig ab. Das plötzlich leichte Seil wurde mir durch Sams Bewegungen aus der Hand gerissen. Der Metallhaken schwankte quer über den Bürgersteig und wieder zurück. Die Schaulustigen duckten sich und verzogen sich schnell in eine sichere Entfernung.
    Sam ließ das Seil los und verschwand aus dem Fenster. Wahrscheinlich würden er und sein Bruder jeden Moment aus der Tür kommen. Ich überlegte fieberhaft, was wir tun sollten.
    Da fiel mir van Wolfens Boot ein. Ich ergriff Larissas Arm und zog sie über die Straße zur Gracht. Sie verstand sofort, was ich vorhatte. Mit einem Satz war sie im Boot gelandet, fischte den Schlüssel unter der Sitzbank hervor und versuchte, den Außenborder anzulassen. Ich machte mich an dem Tau zu schaffen, mit dem das Boot am Poller befestigt war.
    In der Hektik verkantete ich die große Schlaufe und musste sie noch einmal nach unten sinken lassen. Zugleich bemerkte ich aus dem Augenwinkel, wie sich die Tür zu van Wolfens Laden öffnete und Sam und Ham herausgestürzt kamen. Sie brauchten einen Moment, um uns zu entdecken. In der Zeit hatte ich das Tau endlich über den Poller gezogen und sprang ebenfalls ins Boot.
    Larissa mühte sich noch immer mit dem Motor ab. Die Slivitskys waren nur noch wenige Meter von uns entfernt. Der Narbengrufti hinkte leicht, was sein Tempo etwas verlangsamte. Ich zog eines der beiden Ruder hervor, die an der Innenwand des Bootes befestigt waren, und stieß uns von der Grachtenmauer ab. Der Bug des Kahns zeigte jetzt zur Mitte der Gracht, aber das Heck war immer noch nah am Ufer. Ich lief zwei Schritte auf dem schwankenden Boot und drückte auch das Heck von der Mauer weg.
    Mit einer Geschwindigkeit, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte, ließ sich Sam auf den Boden gleiten und schnappte nach dem Ruder. Der Rückstoß verwandelte sich sofort in sein Gegenteil. Ich stolperte und wäre fast über Bord gegangen. Im letzten Augenblick ließ ich das Ruder los und sackte auf die Holzplanken.
    Larissa zog zum wiederholten Mal den Seilzug des Motors. Wir waren inzwischen zwei Meter vom Ufer entfernt. Sam Slivitsky hatte sich wieder erhoben und schwenkte wütend das Ruder in der Luft.
    Ham rief seinem Bruder etwas zu. Ich konnte nur das Wort Augen heraushören, dann sprang der Außenbordmotor endlich an. Mit einem Ruck setzte sich das Boot in Bewegung. Larissa nahm die Pinne und steuerte uns schnell in die Mitte der Gracht.
    Ich rappelte mich vom Boden auf. Die Slivitskys standen an der Gracht und sahen uns hinterher. Ham hielt sein Mobiltelefon ans Ohr und sprach eindringlich hinein.
    Wir tuckerten unter einer Brücke durch und bogen in eine Gracht ab, die von van Wolfens Haus wegführte. Da uns Sam und Ham nicht folgten, schienen wir fürs Erste in Sicherheit zu sein.
    Ich hockte mich neben Larissa. Eine Weile sagten wir nichts.
    »Das war ziemlich knapp«, bemerkte ich schließlich.
    Larissa nickte. »Wir sind ihnen zwar entwischt. Aber was ist mit van Wolfen und Jan?«
    Darüber hatte ich auch schon nachgedacht. »Vielleicht denken sie, wir haben das, was sie suchen und lassen die

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