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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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sich eine weitere Tür, von der ein Flügel geöffnet war und den Blick auf einen begrünten Innenhof freigab.
    Der Weg vom Bahnhof bis hierhin war kaum länger als ein Kilometer gewesen, aber Montalba schnaufte wie nach einem Marathonlauf. Im Flur war es deutlich kühler als draußen, trotzdem lief ihm der Schweiß in Strömen übers Gesicht. Er holte ein paarmal tief Luft und machte sich dann auf, die Treppe zum ersten Stock emporzuklettern. Ich hielt ein wenig Abstand zu ihm, um nicht von der massigen Figur überrollt zu werden, sollte er einen plötzlichen Schwächeanfall erleiden.
    Wir erreichten das erste Stockwerk ohne Zwischenfälle. Zum Glück für Montalba mussten wir nicht noch weiter nach oben. Er hatte kaum den Schlüssel in das Schloss der Wohnungstür gesteckt, als diese von innen aufgerissen wurde. Eine Frau von gleichen Abmessungen wie der Antiquar kam auf den Flur herausgeschossen und riss Larissa und mich an sich.
    »Larissa! Arturo!«, rief sie immer wieder und presste uns gegen ihren großen Busen.
    Signora Montalba sah genau so aus, wie ich mir eine klassische italienische Mamma vorstellte. Es fehlten eigentlich nur noch die Spaghetti.
    Ich hatte den Gedanken kaum gedacht, als Montalba seine Frau fragte: »Sind die Spaghetti fertig, Sofia?«
    » Si, si! «, rief sie und schob uns in die Wohnung. Ich war schwer beeindruckt. Die Wände mussten mindestens vier Meter hoch sein. Schwere Kronleuchter hingen von den Decken, die rundum mit Stuck verziert waren.
    Sofia Montalba zeigte uns das Bad und verschwand dann in der Küche. Nachdem Larissa und ich uns ein wenig frisch gemacht hatten, gingen wir ins Esszimmer. In der Mitte des großen Raums stand ein mächtiger Esstisch mit zwölf Holzstühlen drum herum, auf dem vier Plätze eingedeckt waren. Abgesehen von einem großen Holzschrank und einer Anrichte war das weiß gekalkte Zimmer leer. Das Ganze sah ziemlich nobel aus.
    Wir hatten uns kaum gesetzt, als auch schon Signora Montalba mit zwei großen dampfenden Spaghettitellern in den Händen aus der Küche kam. Jeder von uns bekam einen davon vorgesetzt; dann verschwand sie erneut, um mit zwei weiteren Tellern für sich und ihren Mann zurückzukehren.
    Signor Montalba hielt uns einen Korb mit Weißbrot hin, aus dem wir uns bedienten, während seine Frau uns Mineralwasser in unsere Gläser einschenkte. Dann machten wir uns über die Spaghetti her. Es waren einfach nur Nudeln mit Tomatensauce, aber sie schmeckten ausgesprochen köstlich und waren nicht mit dem zu vergleichen, was ich zu Hause im Restaurant unter dem Namen S paghetti Napoli vorgesetzt bekommen hatte.
    Nach dem Essen servierte Signora Montalba vier kleine Tassen dampfenden Kaffee.
    »Ihr trinkt doch Espresso, no ?«, fragte sie und stellte eine Schale mit Zucker und einen Teller mit kleinen Keksen darauf auf den Tisch.
    »Ich mag eigentlich keinen Kaffee«, sagte ich.
    » Madonna! «, rief sie aus und schlug die Hände zusammen. »Espresso ist doch kein Kaffee ! Das hat etwa so viel miteinander zu tun wie ein Sportwagen mit einer Seifenkiste! Du musst einfach probieren, dann merkst du das schon.«
    Sie schaufelte mir drei Löffel Zucker in die kleine Tasse und rührte gründlich um. Larissa folgte ihrem Beispiel. Sofia Montalba blickte uns erwartungsvoll an, während wir unseren ersten zaghaften Schluck nahmen.
    Der Espresso war süß und leicht bitter, so wie dunkle Schokolade. Allerdings schmeckte er weitaus vollmundiger, und sein Aroma breitete sich sofort im ganzen Mund aus. Ich nickte Signora Montalba zu.
    » Bene! «, freute sie sich. So saßen wir schweigend einige Minuten um den Tisch (»Einen Espresso genießt man am besten, ohne zu reden«, hatte Signor Montalba erklärt), bis wir alle unsere Tassen geleert hatten.
    »Ihr wundert euch vielleicht, warum wir so gut Deutsch sprechen«, begann Montalba. »Sofia und ich haben mehrere Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet. Damals haben wir auch Larissas Großvater kennengelernt.«
    »Wir haben alle gemeinsam studiert«, ergänzte Signora Montalba. »Auch Sylvia Slivitsky gehörte übrigens zu unserem Freundeskreis.«
    Ich war überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass Sofia Montalba studiert hatte. Erneut wurde mir deutlich, dass man sich nicht zu schnell ein Urteil über jemand anderen bilden sollte.
    »Und Sie arbeiten mit im Geschäft Ihres Mannes?«, fragte ich.
    » No, no «, lachte sie. »In den ersten Jahren schon, aber dann kamen die bambini und ich hatte nur noch wenig

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