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01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

Titel: 01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Hosenscheißer, hab ich recht?«
    »Bedaure, Sir, diesmal ist es ein Mädchen.«
    »Ich seh euch doch durchs Schaufenster! Ich werde euch alle beim Direktor melden!«
    Einmal war ich mit Jo Wood in der Drogerie Boots. Ich wollte eine Flasche Anistropfen kaufen, um damit meinen Hosenumschlag zu besprenkeln und Jeeves’ Theorie zu überprüfen, daß man damit Hunde anlocken konnte (was im übrigen nicht funktionierte, sondern sie nur kläffen und jaulen ließ), als ich Brewer zwischen den Regalen entdeckte. Da er weder mich noch Jo erspäht hatte, kam mir eine spontane Idee.
    »Hör zu, die Sache ist kinderleicht«, sagte ich unvermitteltin gekünsteltem Flüsterton, bei dem alle sofort die Ohren spitzen. »Brewer ist so blöd, daß er garantiert nichts merkt.«
    Jo blickte mich auf seine übliche begriffsstutzige Art an, war aber helle genug und so weit mit meinen Eigenarten vertraut, um zu ahnen, daß ich irgend etwas vorhatte. Auf der anderen Seite des Regals war es mit einem Mal mucksmäuschenstill, ein untrügliches Zeichen dafür, daß Brewer in angespannter Lauscherpose erstarrt war.
    »Du marschierst einfach mit einem scheinbar vollgepackten Turnbeutel, obendrauf ein Paar alte Turnschuhe, in den Laden, gehst zur Buchabteilung und stopfst einen guten Schwung Bücher in die Tasche. Dann legst du die Turnschuhe obendrauf, wirfst dir den Beutel über die Schulter und kaufst unten einen Bleistift oder so was. Am besten, wenn im Laden einiges los ist, zum Beispiel in der Pause. Der merkt nie und nimmer was. Ich hab auf die Tour schon Hunderte Bücher mitgehen lassen. Hast du alles? Dann laß uns zur Kantine rüberziehen.«
    Nachdem ich noch ein paar Freunde eingeweiht hatte, marschierten wir am nächsten Morgen zu siebent in den Buchladen und stiefelten gänzlich unauffällig hoch zur Buchabteilung, die auf einer Zwischenetage über dem Rest des Ladens lag. Wir knieten vor verschiedenen Regalen nieder, zogen einzelne Bücher hervor, warfen uns verdächtige Blicke zu und taten so, als würden wir an unseren Turnbeuteln herumfingern, wobei Turnschuhe zu Boden fielen und hastig wieder zurückgestopft wurden.
    Dann liefen wir mit den Turnbeuteln über der Schulter die Treppe runter zum Mädchen an der Kasse. Nervös schlukkend, legten wir Bestellzettel für einen Schreibblock oder einen Bleistift (HB) auf die Theke.
    Plötzlich kam Brewer wie aus dem Nichts hervorgesprungen. Er hatte sich irrwitzigerweise unter der Ladentheke versteckt, was genügte, einen von uns in verfrühtes Lachen ausbrechen zu lassen, das ich nur durch einen gezielten Tritt gegen sein Schienbein unterbinden konnte.
    »Einen kleinen Augenblick, die Herrschaften!« sagte Brewer.
    Wir starrten ihn mit verschreckter Unschuldsmiene an.
    »Ja, Mr. Brewer?«
    »Dürfte ich euch bitten, eure Turnbeutel auf der Theke zu entleeren.«
    »Also wirklich, Mr. Brewer ...«
    »Keine Widerrede!« bellte er. »Einer nach dem anderen. Fangen wir mit Mr. Fry an. Darf ich bitten, Mr. Fry.«
    Ich zuckte resigniert mit den Schultern und drehte meinen Turnbeutel um, hielt ihn aber so an den Seiten fest, daß nur ein Paar abgewetzte schwarze Turnschuhe auf die Ladentheke fiel.
    »Alles!« sagte Brewer mit triumphierender Stimme.
    »Alles?« wiederholte ich unsicher.
    »Alles!«
    »Wenn Sie darauf bestehen, Mr. Brewer.«
    »Ich bestehe darauf, Mr. Fry!«
    Ich schüttelte kräftig und ließ den gesamten Inhalt des Beutels auf die Theke prasseln. Zum Vorschein kamen:
sechs pottdreckige Sackschutze
etwa 70 buntgemischte Geleebonbons, Pfefferminzdragees, Lakritzpastillen und Erfrischungsdrops
12 zerbröselte Verdauungskekse
4 von Mr. Lanchberrys vorzüglichen Cremeschnitten (drei Tage alt)
200 verschieden große Bleigewichte zum Angeln und Erbsenpistolenkugeln
Bleistiftspäne vom Anspitzen
1 undichte Flasche Vosene-Kurshampoo
1 brandneues Exemplar von Söhne und Liebhaber (den Quittungsbon von W. H. Smith’s gut sichtbar zwischen die Seiten gesteckt)
1 Packung Embassy-Regal-Zigaretten und eine Schachtel Streichhölzer
    Wir hätten uns wegschreien können, schafften es aber dennoch irgendwie, keine Miene zu verziehen.
    »Nimm sofort das Zeug von meiner Theke!« schrie Brewer und grapschte nach Söhne und Liebhaber . Doch die anderen hatten bereits mit der Ausbreitung ihrer eigenen Schätze begonnen, darunter Kondome (die unter kunstvoller Hinzufügung einiger Tropfen Tipp-Ex und Verdünner den unappetitlichen Anblick jüngsten feuchtfröhlichen Gebrauchs boten), ein Fisch,

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