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01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

Titel: 01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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wird er eines schönen Tages seiner Frau oder seinen Kindern (natürlich ist er inzwischen Familienvater),wenn sie in einer Bücherei oder einem Second-Hand-Buchladen auf Columbus war ein Engländer stoßen, ganz beiläufig verraten, der Matteo in diesem Buch sei niemand anderes als er . Und wenn sie dann das Buch lesen, werden sie auf sein graues, schütteres Haar, seinen Speckbauch und in seine glanzlosen blauen Augen schauen und kopfschüttelnd kichern.
    Auf dem Weg zurück zum Thring-Zentrum grübelte Matteo nach – nur worüber? Ich konnte nicht sagen, ob er nun über meine Ratschläge zum Thema Freundschaft nachdachte, den Schnee verfluchte, der das morgige Match zu ruinieren drohte, oder sich Sorgen machte, seine Vase könne im Ofen zersprungen sein. Ich lief neben ihm her, während alles in mir danach schrie, ihm zu sagen:
    »Komm, laß uns einfach umdrehen und weglaufen. Was hält dich hier noch? Mich jedenfalls nichts. Wir folgen der Straße bis zum Ortsausgang, und von dort wird uns schon jemand im Wagen nach London mitnehmen. Wir werden’s schon schaffen. Was brauchen wir denn außer uns beiden? Ich hab den flinken Verstand, und du flinke Beine. Wir suchen uns irgendwo Arbeit. Als Anstreicher, Schaufensterjungen oder Regalpacker. Und wenn wir genug zusammenhaben, kaufen wir uns eine eigene Bude. In meiner Freizeit schreibe ich Gedichte, und du töpferst oder spielst Klavier in Bars. Abends strecken wir uns auf dem Sofa aus und tun, was uns gefällt. Meine Finger streichen sanft durch dein Haar, und vielleicht berühren sich unsere Lippen im Kuß. Warum nicht? Warum nicht ?«
    Statt dessen verabschiedeten wir uns auf die unbeholfene Art derjenigen, die soeben zärtlich miteinander waren. Aber was heißt schon zärtlich miteinander? Ich hatte genommen, er hatte gegeben – und jetzt verschwand er in der Töpferwerkstatt. Die Lust aufs Maschineschreiben war mir gründlich vergangen, so daß ich durch den Schnee zurück nach Fircroft stapfte. Ich hatte das ungute Gefühl, daß, wenn ichgleich auf mein Zimmer ging, ich womöglich Jo Wood mein Herz ausschütten würde. Ich beschloß deshalb, zu unserem Hauspräfekten Ben Rudder zu gehen und um Erlaubnis zu bitten, ein frühes Bad nehmen und mich mit einem Buch ins Bett legen zu dürfen. Die Sache mußte mit ihm abgesprochen sein, damit mir der Abend-Appell erspart bliebe. Rudder konnte ganz schön nervig sein: Kaum vorstellbar, daß so ein autoritärer Schulknecht später nach Cambridge gehen, dort seinen Abschluß und anschließend einen Doktor in Zoologie machen und sich dann urplötzlich in einen eingeschworenen linksradikalen Sozialisten verwandeln sollte, der es bis zum Herausgeber von ›Frontline‹, dem Organ der Workers’ Revolutionary Party, brachte. Unglaublich, aber wahr. Mittlerweile habe ich ihn aus den Augen verloren, so daß er womöglich längst schon wieder was anderes macht. Ich kann es nur hoffen, nicht weil ich an der WRP etwas auszusetzen hätte, sondern weil Leute, die sich immer wieder auf neue Dinge einlassen können, um so vieles glaubwürdiger und glücklicher sind als diejenigen, die dazu nicht in der Lage sind.
    Rudder gab meiner Bitte nach, und ich ging nach oben. Und da geschah es dann.
    Jeder hat seine eigene Geschichte. Bei einigen ist es der gemeinsam gefaßte Entschluß, die Sache auszuprobieren, bei anderen vielleicht das Ergebnis freundschaftlicher Einweisung. Eine der geläufigsten Methoden ist, soweit ich weiß, das Herabrutschen am Seil. Bei mir war es das uralte Klischee von der Seife im Bad.
    Ehrlich gesagt, es war der Schock meines Lebens. Ich habe mich ja bereits über den Anflug von Ekel ausgelassen, der mich überfiel, als ich den Penis des Jungen in Stouts Hill plötzlich seinen Samen verspritzen sah, so daß ich auf das Zeug an sich durchaus vorbereitet war; keine Ahnung hatte ich allerdings von den körperlichen Begleiterscheinungen. Ich glaube, keiner wird je den Schwindel im Kopf bei seinemersten Orgasmus vergessen. Die weiteren Details kann ich mir getrost ersparen. Jeder hat es erlebt, es sei denn, man ist weiblichen Geschlechts, und auch da wage ich zu behaupten, daß es mehr oder weniger auf das gleiche hinausläuft, wenn auch in unterschiedlichen Farben.
    Ich bin davon überzeugt, sogar felsenfest überzeugt, daß mein Durchbruch lediglich das mechanische Ergebnis eifrigen Schrubbens war und nichts mit Matthew und der Tatsache zu tun hatte, daß ich meinen Arm um seine Schultern gelegt hatte. Zumindest

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