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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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heraus und sah es sich an. Es paßte zu Jasmine, fand er - smaragdgrünes Leder, in das kleine goldene Drachen geprägt waren, elegant und ein wenig exotisch. Ich muß sie fragen, wo sie das gekauft hat, dachte er und schüttelte den Kopf. Er würde wohl noch eine ganze Weile brauchen, um es zu begreifen.
      Die goldgeränderten Seiten des Büchleins flatterten wie Schmetterlingsflügel unter seinen Fingern. Namen, in Jasmines zierlicher Hand geschrieben, sprangen ihm entgegen: Margaret Bellamy, mit einer Adresse in Kilburn; Felicity Howarth, Highgate. Theo fand er unter »T«, nur Vornamen und Telefonnummer.
      Er tippte die Nummer ein, langsam, beinahe zögernd. Das wiederholte Summen des Telefons klang fern und dünn, und er war nahe daran aufzugeben, als eine Männerstimme sich meldete. »Kinkerlitzchen.«
      »Wie bitte?« sagte Kincaid verblüfft.
      »Kinkerlitzchen. Was kann ich für Sie tun?« Diesmal klang die Stimme leicht ungeduldig.
      Kincaid faßte sich. »Mr. Dent?«
      »Ja. Was kann ich für Sie tun?« Aus der leichten Ungeduld wurde massive Gereiztheit.
      »Mr. Dent, mein Name ist Duncan Kincaid. Ich wohne mit Ihrer Schwester Jasmine in einem Haus. Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, daß sie in der vergangenen Nacht gestorben ist.« Das Schweigen am anderen Ende der Leitung dauerte so lange an, daß Kincaid Zweifel bekam, ob der Mann überhaupt noch am Apparat war. »Mr. Dent?«
      »Jasmine? Sind Sie sicher?« Theo Dents Stimme klang verwirrt. »Aber ja, natürlich sind Sie sicher«, fuhr er in etwas festerem Ton fort. »Was für eine idiotische Frage! Aber ich... ich habe überhaupt nicht damit gerechnet...«
      »Nein, ich glaube, keiner...«
      »War sie... ich meine, sie hat doch nicht...«
      »Sie wirkte sehr friedlich, Mr. Dent«, sagte Kincaid behutsam. »Aber Sie werden wohl herkommen und sich um die Formalitäten kümmern müssen.«
      »Oh, selbstverständlich.« Die Aussicht, tätig werden zu müssen, schien einen Ausbruch zielloser Energie bei ihm auszulösen. »Wo hat man sie... wo ist sie jetzt? Ich kann erst heute abend weg. Ich muß den Laden zumachen. Ich kann nämlich nicht Auto fahren, wissen Sie. Ich muß den Zug nehmen...«
      Kincaid unterbrach. »Ich kann Sie hier in der Wohnung erwarten, wenn Sie möchten, und Ihnen dann die Einzelheiten berichten.« Er wollte nicht am Telefon erklären, weshalb sich die Beerdigung möglicherweise verzögern würde.
      Theo stieß einen hörbaren Seufzer der Erleichterung aus. »Wäre das möglich? Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich nehme den Zug um fünf. Wohnen Sie oben oder unten? Jasmine hat mir nie...«
      »Oben.« Theos Unwissenheit überraschte Kincaid nicht - er selbst hatte schließlich nicht einmal gewußt, daß Jasmine einen Bruder hatte.
      Sie legten auf, und Kincaid schloß einen Moment aufatmend die Augen. Das Schlimmste war geschafft. Es war nicht so arg gewesen, wie er erwartet hatte. Jasmines Bruder hatte eher verwirrt gewirkt, als von Schmerz überwältigt. Vielleicht hatten die beiden einander nicht besonders nahegestanden, wenn auch, wie er allmählich herausfand, Jasmines Schweigen zu einem Thema keineswegs als Indikator ihrer Einstellung dazu genommen werden konnte. Zu wirr im Kopf, um klar zu überlegen, trottete er in die Küche und öffnete den Kühlschrank - Eier, eine verschrumpelte Tomate, ein verdächtig aussehendes Stück Käse, einige Dosen Bier. Er öffnete eine der Dosen, trank einen Schluck, verzog das Gesicht, stellte die Dose wieder weg.
      Er hatte sein Hemd zur Hälfte aufgeknöpft und stand schon vor der Schlafzimmertür, als es klopfte - scharf, amtlich, zweimal. Kincaid öffnete die Wohnungstür und kniff verdutzt die Augen zusammen. Er sah Major Keith selten in etwas anderem als seiner Gartenmontur, und heute sah er ganz besonders korrekt aus - Tweedanzug mit Regimentskrawatte, blitzblank gewichste Schuhe, einen weichen Filzhut in der Hand. Ein Ausdruck ängstlicher Besorgnis lag auf dem runden Gesicht.
      »Major?«
      »Ich habe eben mit dem Briefträger gesprochen. Er sagte, er habe heute morgen, als er hier vorbeikam, einen Krankenwagen wegfahren sehen, und ich wollte wissen - als ich eben unten geklopft habe, rührte sich nichts. Es ist ihr doch nichts passiert?«
      Ach, du lieber Gott! Kincaid ließ sich schlaff an den Türpfosten fallen. Wie hatte er vergessen können, daß der Major nichts wußte? Und dabei waren die beiden Freunde

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