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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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zusammen hinaus, wobei Gemma automatisch eine Hand unter Tobys Hosenträger schob.
      Ihre Begeisterung und ihr Neid mußten deutlich auf ihrem Gesicht zu sehen sein, denn Kincaid sagte beinahe zerknirscht: »Ich hätte Sie schon viel früher einmal heraufbitten sollen.«
      Gemma beurteilte den Balkon als sicher und ließ Toby los. Mit geschlossenen Augen, das Gesicht zur Sonne erhoben, lehnte sie sich an das Geländer. Sie hatte hier ein Gefühl von Frieden und Zuflucht, das sie zu Hause niemals fand. Es wunderte sie nicht, daß er eifersüchtig darüber wachte. Seufzend öffnete sie die Augen.
      »Sie haben mich nicht angerufen, damit ich das Panorama bewundere. Was gibt es also?«
      Kincaid erklärte kurz die Umstände von Jasmines Tod und, etwas zögernd, seine Zweifel. Während er sprach, sah er zu, wie Toby vergnügt mit einem Stock in seinem einzigen Blumentopf herumstocherte. »Vielleicht ist es albern von mir«, sagte er, »aber irgendwie fühle ich mich verantwortlich. Als hätte ich sie im Stich gelassen, ohne es zu wissen.«
      Im klaren Licht sah Gemma die Schatten unter seinen Augen und neue Linien um seinen Mund. Sie blickte wieder auf die Dächer. »Sie waren eng befreundet mit ihr?«
      »Ja. Zumindest glaubte ich das.«
      »Hm.« Widerstrebend wandte Gemma dem Ausblick den Rücken. »Gehen wir hinunter und sehen wir uns um, ja?«
      »Und später lade ich Sie und Toby zum Mittagessen ins Pub ein, und hinterher können wir vielleicht einen Spaziergang im Park machen?« Sein Ton war leicht, aber Gemma spürte bittendes Drängen, und ihr kam der Gedanke, daß ihrem sonst so autonomen Chef davor graute, den Tag allein zu verbringen.
      »Ist das Bestechung?«
      Er lächelte. »Wenn Sie so wollen.«
      Das erste, was Gemma in Jasmine Dents Wohnung auffiel, war der Geruch - nur ein Hauch, süß und würzig zugleich. Sie krauste die Nase in dem Bemühen, ihn zu identifizieren, dann hellte sich ihr Gesicht auf. »Das ist Weihrauch. Ich habe keinen Weihrauch mehr gerochen, seit ich aus der Schule bin.«
      Kincaid sah sie verdutzt an. »Was denn?«
      »Riechen Sie es nicht?«
      Er reckte die Nase in die Luft, schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich bin ich zu sehr daran gewöhnt.«
      Gemma mußte eine irrationale Anwandlung von Eifersucht auf diese Frau unterdrücken, von der sie nichts wußte, in deren Wohnung er so viele Stunden verbracht hatte. Es ging sie schließlich überhaupt nichts an, was er mit seiner Zeit anfing.
      Sie blickte sich im Zimmer um, ohne Toby ganz aus den Augen zu lassen. Die Besitztümer eines Lebens, dachte sie; Besitztümer einer Frau, die den Dingen Bedeutung beigemessen hatte, sie ihrer Farbe, ihrer Beschaffenheit, ihrer Assoziationen wegen geliebt hatte und nicht wegen ihres materiellen Werts.
      An einer Wand hingen Bilder, und Gemma trat näher, um sie genauer anzusehen. Das Mittelstück des Arrangements war eine sepiabraune Fotografie Eduards VIII. als junger Mann in Pfadfinderuniform. Schön und lächelnd stand er da und wußte noch nichts von Mrs. Simpson und Abdankung. Ein Andenken an Jasmines Eltern vielleicht? Der Druck daneben zeigte zwei turbangeschmückte indische Prinzen, die auf Elefanten und von ihren Heeren gefolgt gegeneinander ritten. Der Künstler hatte offenbar von perspektivischer Darstellung keine Ahnung gehabt; die Elefanten schienen in der Luft zu schweben, und das verlieh der ganzen Komposition etwas Stilisiertes und Eigenwilliges.
      Gemma trat ans Fenster und strich mit den Fingern leicht über die geschnitzten Holzelefanten, die auf dem Fensterbrett auf gestellt waren. »Sind Elefanten nicht Glücksbringer? Komm mal her, Toby. Sieh sie dir an. Sind sie nicht schön?« Sie wandte sich Kincaid zu und fragte: »Glauben Sie, ich kann ihn mit den Elefanten spielen lassen? Sie scheinen ganz stabil zu sein.«
      »Aber ja, warum nicht?« Er kam ebenfalls ans Fenster, schob es hoch, und sie lehnten sich beide hinaus und sahen in den Garten hinunter.
      »Oh«, sagte Gemma beinahe atemlos, als sie das kleine Rechteck gepflegten grünen Rasens sah, das von Beeten vielfarbiger Tulpen eingerahmt und von leuchtender Forsythie und knospenden Pflaumenbäumen beschattet wurde. »Der ist ja hinreißend.« Sie dachte an ihr eigenes verkümmertes Fleckchen Garten, meistens mehr nackte Erde als Rasen, und sah zu Toby hin, der ganz vertieft mit den Elefanten spielte. »Könnte er...«
      »Besser nicht.« Kincaid

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