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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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bitten. Mit Gemma zusammen, die sein Sergeant war, würde das Kramen in Jasmines Wohnung etwas Amtlicheres bekommen, und Gemma mit ihrer praktischen Art würde ihn davon abhalten, allzuviel nachzudenken. Er wälzte sich in seinem Bett zur Seite und griff nach dem Telefon.
      Gemma war ungewöhnlich mürrisch, bis sie seine Stimme erkannte. Selbst dann zögerte sie, nachdem er ihr erklärt hatte, was er wollte; doch er schrieb es der Sorge um ihren kleinen Sohn zu und versicherte ihr, sie könne ihn mitbringen.
      Zufrieden mit diesem Arrangement stand er auf und machte sich auf den Weg in die Küche, um Kaffee zu kochen. Der Anblick seines Wohnzimmers jedoch entsetzte ihn so sehr, daß er abrupt stehen blieb. Gemma hatte ihn schon des öfteren abgeholt oder nach Hause gefahren, aber sie hatte nie seine Wohnung zu Gesicht bekommen. Sie würde ihn für einen absoluten Chaoten halten, wenn sie das Tohuwabohu hier sähe. Da mußte sofort eine größere Aufräum-Aktion gestartet werden.
     
    Es war später Vormittag, als Gemma James ihren Ford Escort vor Kincaids Haus parkte. Sie schaltete den Motor aus und blieb einen Moment lauschend sitzen. Die Stille in der Carlingford Road überraschte sie immer wieder. In ihrem eigenen Haus in Leyton wurde der Verkehrslärm von der Lea Bridge Road höchstens nachts einmal zu einem gedämpften Donnern. Es war eben eine andere Gegend, dachte sie, während sie an den noch schattendunklen Fassaden der Häuser emporsah. Sie waren alle aus rotem Backstein; weiße Fensterstöcke bewahrten sie vor Düsternis und Haustüren in leuchtenden Farben vor Eintönigkeit.
      Toby begann in seinem Kindersitz unruhig zu werden, und sie drehte sich etwas widerstrebend um und öffnete seinen Gurt. Er kletterte nach vorn, um auf ihrem Schoß herumzuhüpfen. »Autsch!« rief sie grimassenschneidend, und er lachte begeistert. »Bald bist du so schwer, daß ich dich überhaupt nicht mehr auf den Schoß nehmen kann. Ich glaube, ich darf dir nichts mehr zu essen geben.« Sie kitzelte ihn, bis er quietschte, dann schlang sie ihre Arme um den drallen kleinen Körper und drückte ihr Gesicht in sein helles glattes Haar. Er war zwei und sah schon wie ein richtiger kleiner Junge aus; sie geizte mit jeder Minute der knapp bemessenen Zeit, die sie mit ihm verbringen konnte.
      Ihr früherer Ärger kehrte zurück. Glaubte Kincaid sie wüßte mit ihrem Samstag nichts Besseres anzufangen, als ihm bei der Lösung irgendwelcher persönlicher Probleme zu helfen? Doch ehrlich wie sie war, gestand sie sich sogleich ein, daß ihr Unwille mehr mit ihrem eigenen Widerstreben zu tun hatte, die Grenze zu überschreiten, die sie sorgfältig zwischen Privatem und Beruflichem gezogen hatte, als mit seiner Zumutung. Sie war gekommen, weil sie sich geschmeichelt fühlte, daß er an sie gedacht hatte, und weil sie neugierig war.
      Kincaid öffnete die Tür und sagte erst einmal gar nichts, sondern musterte sie nur beifällig.
      »Sie haben gesagt, privat«, erinnerte sie ihn brüsk und sah von dem orangefarbenen T-Shirt, das ihr Haar mehr kupferrot als rotblond wirken ließ, zu dem bedruckten Baumwoll-rock und den Sandalen hinunter.
      »Und ich bin froh, daß ich es gesagt habe.« Er lachte sie an und schwang dann Toby in die Luft.
      »Sie sehen auch nicht gerade aus wie die Eleganz in Person«, bemerkte sie mit einem demonstrativen Blick auf seine verblichene Jeans und sein T-Shirt.
      »Stimmt. Ich habe Ihnen zu Ehren gründlich aufgeräumt.« Er trat zurück und bat sie mit übertrieben schwungvoller Geste in seine Wohnung.
      »Wie schön«, sagte Gemma und hörte selbst die Überraschung in ihrer Stimme. Weißgetünchte Wände, um das Südlicht zu voller Geltung zu bringen, helle dänische Möbel mit bunten Baumwollbezügen, an der einen Wand Bücherregale, an der anderen eine Stereoanlage und gerahmte Poster - die Gesamtwirkung war hell und behaglich und verriet einen Mann mit sicherem Geschmack.
      »Was haben Sie denn erwartet? Eine verwahrloste Junggesellenbude voll altem Gerümpel?« Kincaids Stimme klang erheitert.
      »Anscheinend, ja. Mein Exmann hatte eine Vorliebe für Orangenkisten«, antwortete Gemma ein wenig zerstreut, ihre Aufmerksamkeit schon gefesselt von der wahren Attraktion dieses Raums - dem Blick über die Dächer Nord-Londons. Wie an einer unsichtbaren Schnur gezogen, ging sie durch das Zimmer zur Balkontür, und Kincaid folgte ihr rasch und machte ihr die Tür auf. Sie traten

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