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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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ihnen einschenkte, und zog sich selbst einen steiflehnigen Stuhl an den Tisch. Das Sofa war in der Mitte durchgesessen, und Gemma merkte, wie sie immer wieder in die Knie rutschte, während sie peinlichst zu vermeiden suchte, daß ihr Oberschenkel mit dem Kincaids zusammenstieß. Sie sah sehr wohl Kincaids leise Erheiterung über ihre mißliche Lage. Sehr clever von Felicity, die erhaben auf ihrem steifen Stuhl thronte. Es überraschte Gemma nicht im geringsten, daß sie sofort die Gesprächsführung an sich riß.
      »Sie haben also den Obduktionsbefund bekommen?« fragte sie Kincaid, schlug die Beine übereinander und stellte Tasse und Untertasse leicht auf ihrem Knie ab.
      »Man hat weit mehr Morphium gefunden als die vorgeschriebene Dosis. Könnte sie...«
      »Ich verstehe, wie Ihnen zumute ist«, unterbrach Felicity, sich ihm zuneigend. »Sie sind erschüttert, weil Sie es nicht erwartet haben. Aber ich erlebe dergleichen immer wieder. Es ist nichts Ungewöhnliches.«
      »Margaret glaubte...«
      »Wir wissen beide, Mr. Kincaid, daß Beihilfe zum Selbstmord ein Verbrechen ist. Ich bin sicher, Jasmine überlegte sich, ob sie es riskieren könne, Margaret in so etwas zu verwickeln; und sie hielt Margaret für klug genug, über ihr Gespräch den Mund zu halten. Jasmine brauchte in Wirklichkeit gar keine Hilfe. Sie hatte ja Morphium in flüssiger Form.«
      Kincaid lehnte sich zurück und trank von seinem Kaffee. »Warum eigentlich flüssiges Morphium und nicht Tabletten?« fragte er.
      »Jasmine hatte starke Schluckbeschwerden. Der Tumor drückte, je größer er wurde, immer stärker auf die Speiseröhre. Jasmine konnte nur noch geringe Mengen weicher Nahrung zu sich nehmen. Wenn sie am Leben geblieben wäre, hätte man ihr früher oder später eine Magensonde legen müssen.« Felicity seufzte und nahm eine etwas lockerere Haltung an. »Auch die Schmerzen wären stärker geworden, vielleicht sogar mit Drogen gar nicht mehr zu lindern gewesen. Ich habe schon erlebt, daß solche Tumore die Rippen des Patienten brachen.«
      »Wußte Jasmine, was ihr da bevorstand?« fragte Gemma entsetzt.
      »Ich denke, ja. Jasmine war eine gutinformierte Patientin. Sie war immer über den Stand der Dinge unterrichtet.« Felicity lächelte und schwieg, und Gemma sah die Müdigkeit hinter der forschen Fassade.
      »Wie halten Sie das in Ihrem Beruf aus, die Menschen so entsetzlich leiden zu sehen?«
      Felicitys Achselzucken war beredt. »Irgend jemand muß diese Menschen doch pflegen. Und ich habe eine Begabung dafür. Bei mir fühlen sie sich gut aufgehoben und beruhigt.«
      Kincaid trank seinen Kaffee aus, beugte sich vor und stellte seine leere Tasse nachdenklich auf den Tisch. »Felicity, wie konnte Jasmine genug Morphium für einen Selbstmord ansammeln? Haben Sie nicht die Rezepte für sie ausgestellt?«
      »Sie verlangte schon vor Wochen eine Erhöhung ihrer bisherigen Dosis. Wir versuchen nicht, den Opiatverbrauch sterbender Patienten einzuschränken; wir bemühen uns lediglich darum, es ihnen so angenehm wie möglich zu machen. Es ist gut möglich, daß sie mir nur vormachte, sie brauche mehr Morphium, und in Wirklichkeit ihre alte Dosis beibehielt.« Felicity sah Kincaid an. »Das ist leider alles, was ich Ihnen dazu sagen kann.«
      Offensichtlich war es ihre Absicht, das Gespräch damit zu beenden, aber Kincaid schlug nur ein Bein über das andere und lächelte sie an. »Sie haben uns erzählt, daß Sie Margaret ein paarmal begegnet sind. War ihr Freund auch einmal dabei? Er heißt Roger - ich bin sicher, Sie würden sich an ihn erinnern.«
      »Nein, Margaret kam immer allein, wenn ich da war, und Jasmine erwähnte nie etwas von einem Freund.«
      »Hat Jasmine zu Ihnen etwas davon gesagt, daß sie sich mit ihrem Bruder verabredet hatte?«
      Felicity schüttelte den Kopf und begann, die Kaffeetassen auf das Tablett zu stellen. »Wir haben nie über persönliche Dinge gesprochen. Es gibt Patienten, die einem gleich ihre Lebensgeschichte erzählen; Jasmine war nicht so.«
      »Hat sie überhaupt Besuch bekommen? Oder haben Sie in letzter Zeit jemanden im Haus gesehen, der Ihnen bekannt war?«
      »Nein. Tut mir leid.«
      Kincaid beugte sich vor. Er stand auf und gab Felicity die Hand. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
      Gemma tat es ihm nach. »Danke, daß Sie sich die Zeit genommen haben.«
      »Es kann sein, daß Sie zur Leichenschau kommen müssen«, bemerkte Kincaid,

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