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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Gefühl hatte, man müßte es ihr selbst aus der Ferne ansehen.
      Die Realität dessen, was sie getan hatte, was sie noch zu tun vorhatte, packte sie mit eisiger Hand. Sie hatte in einem Märchenland gelebt, in dem alle Geschichten ein glückliches Ende nahmen, und sie selbst war die gute Fee, die im rechten Augenblick erschien, um alles Unrecht eines Lebens wiedergutzumachen. Lieber Gott, wie konnte sich ein Mensch so lächerlich machen!
      Das Szenario, das sie so oft durchgespielt hatte, hatte niemals sexuelle Anziehung beinhaltet; als daher der Wirbel von Gefühlen sie so plötzlich mitgerissen hatte, war ihr im ersten Moment gar nicht klar gewesen, was eigentlich geschah. Langsam und heimtückisch hatte sich das Wissen eingeschlichen, und etwas in ihr, etwas Wildes, Unge-zähmtes, liebäugelte mit dem Gedanken, sich diesen Gefühlen einfach zu überlassen, sich von ihnen treiben zu lassen, wohin sie wollten. Sie konnte ihm die Wahrheit ja einfach verschweigen; auf anderem Wege würde er sie nie erfahren.
      Dieses Bild ihrer selbst, das durch das Gespräch auf der Cocktailparty heraufbeschworen worden war, hatte sie mit einem Schlag zur Vernunft gebracht und sie veranlaßt, sich voll Entsetzen zu fragen, wie sie solchen Wahnsinn überhaupt hatte ins Auge fassen können. Niemals, wenn sie sich im Geiste bis ins Detail vorgestellt hatte, wie ihre Beziehung sein würde, hatte sie sich als - alte Frau gesehen. Nie hatte sie daran gedacht, daß sie älter werden würde, nie sich vorgestellt, daß man sie eines Tages vielleicht bemitleidete, daß sie abhängig sein würde. Ob sie ihm nun die Wahrheit sagte oder nicht, dieser Tatsache würde sie letztendlich ins Gesicht sehen müssen. Es sei denn, sie machte sich klammheimlich davon und kehrte in ihr altes steriles Leben zurück, als sei nie etwas geschehen. Und wie stand es mit Duncan? Was mußte er von ihr denken, wenn er sie wie einen überalterten Schmetterling von Mann zu Mann flattern sah? Sie fand, sie schuldete ihm eine Erklärung, aber alles konnte sie ihm nicht sagen, jedenfalls nicht, solange sie nicht selbst zu einem Entschluß gekommen war. Ein Gefühl der Dringlichkeit erfaßte sie. Es mußte bald geschehen.
     
    Penny wußte, wie sich der Hase fühlt, wenn er sich von den Hunden gehetzt auf seine Schlauheit verlassen muß. Wenn sie zur Haustür hinausging, würde sie ihrer Schwester in die Arme laufen, und Emma war die letzte, die sie jetzt sehen wollte. Sie wollte überhaupt keinen Menschen sehen - jeder Versuch, ihr Verhalten zu erklären, wäre eine zusätzliche Erniedrigung.
      Schließlich war sie nach oben gegangen, den langen Korridor entlang zur hinteren Treppe und zum Pool. Von dort war es ein leichtes gewesen, den Fußweg zum Tennisplatz zu nehmen, der von Bäumen und dichten Büschen gesäumt war. Sie setzte sich auf ihre Lieblingsbank oberhalb des Platzes, und ihre kleine Gestalt war im schwindenden Licht kaum auszumachen.
      Emma und die Kinder mußten noch draußen im Garten sein; sie konnte die helle Stimme des kleinen Jungen hören, die vom Wind getragen bald lauter, bald leiser klang. Witzig eigentlich, wie gut Emma mit den beiden, Brian und Bethany, zurechtkam. Sie hatten nie Kinder gekannt - keine Nichten oder Neffen, um die sie sich hätten kümmern können, keine Nachbarskinder, die alle naselang ankamen und ein Bonbon wollten -, und Penny wußte nie recht, wie sie sich ihnen gegenüber verhalten sollte. Emma hingegen kommandierte die beiden Kleinen einfach auf ihre übliche barsche Weise herum. Die Kinder schienen das ganz gelassen hinzunehmen, und die drei kamen prächtig miteinander aus.
      Würde Emma, fragte sich Penny, auch sie so behandeln, mit dieser barschen Freundlichkeit, jedoch in ihrem Fall von Mitleid gefärbt? Würde man über sie genauso sprechen, wie man heute abend über die arme Mrs. Lyle gesprochen hatte, und Emma hinter ihrem Rücken bemitleiden? Würde es eines Tages so weit kommen, daß Emma es nicht mehr wagen konnte, sie allein zu lassen; daß sie sich und anderen zur Gefahr werden würde? Der Gedanke war unerträglich. Wieder schossen ihr die Tränen in die Augen, und sie versuchte nicht, sie zu unterdrücken, als sie ihr über das Gesicht strömten und salzig in den Mund rannen. Emma hätte ihr gesagt, sie solle aufhören, sich in Selbstmitleid zu suhlen, und sich zusammenreißen, aber Penny hatte nie ein Talent dafür besessen, Haltung zu bewahren, wie Emma es zu nennen pflegte.
      Sie

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