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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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einfach.« Sie stützte den Kopf in ihre Hände und drückte die Finger auf die Augen.
      »Hannah...« Kincaid streckte den Arm aus, um sie zu berühren, und zog seine Hand wieder zurück.
      Durch ihre Finger hindurch sagte sie: »Sie müssen das verstehen. Ich glaubte, ich hätte mir das vollkommene Leben eingerichtet. Ich war intelligent und tüchtig, allgemein geachtet. Und ich hatte das Glück gehabt, die Arbeit zu finden, die mir wirklich Freude machte.« Hannah hob den Kopf. »Die Leute denken immer, ich hätte keine Chance gehabt zu heiraten. Das alte Stereotyp von der frustrierten alten Jungfer. Lieber Gott!« sagte sie bitter. »Man sollte meinen, über diese Zeiten wären wir hinaus, aber wir sind es nicht. Frauen werden immer noch zuerst als Ware beurteilt, als Anhängsel eines Mannes. Wenn man keinen Mann hat, ist man nicht gesellschaftsfähig. So einfach ist das. Was den Sex angeht...«, sie lachte rauh, »das ist die einfachste Sache der Welt. Vor der Ehe hatte ich Angst. Vor dem Verlust der Kontrolle über mein Leben.« Hannah schob ihre Tasse ein Stück von sich weg und sah zur Balkontür hinaus. »Meine Eltern haben mein ganzes Leben bis ins kleinste Detail bestimmt. Sie bestimmten, was ich aß, wie ich mich kleidete, wie ich mein Haar zu schneiden hatte, mit wem ich verkehrte, ja, sogar, was ich dachte. Den einzigen Schritt, den ich selbständig hätte tun können, den haben sie mir... Sie haben ihn mir abgenommen. Da habe ich mir geschworen, ich würde mir das nie wieder von einem anderen Menschen antun lassen. Können Sie das verstehen?«
      »Ja«, sagte Kincaid leise, »ich denke schon.«
      »Ja, und so habe ich dann jahrelang gelebt, mein Leben selbst in die Hand genommen und so weiter, und im letzten Jahr überfiel mich dann plötzlich dieses Gefühl der Sinnlosigkeit und Leere. Sicher, ich hatte Freunde, ich hatte Liebhaber, aber ich hatte keinen Menschen, der wirklich in mein Leben gehörte. Vielleicht«, sagte sie seufzend, und Kincaid spürte, wie ein Teil ihrer Spannung sich löste, »leide ich an einer Art klimakterischem Schwachsinn, einem hormonellen Ungleichgewicht. Aber es fühlt sich nicht so an.«
      Sie sprach jetzt mehr mit sich selbst als mit Kincaid. Ihr Blick war verschwommen. »Meinem Leben fehlt etwas, es ist so unbezogen. Es fühlt sich an...« Der Redefluß versiegte. Hannah schwieg einen Moment, dann sah sie Kincaid mit klarem Blick an. »Jetzt hab’ ich’s schon wieder getan, nicht wahr? Genau wie am ersten Abend, und dabei fanden Sie meine Lebensgeschichte damals schon langweilig genug. Tut mir leid.«
      »Hannah, was hat das alles mit Patrick Rennie zu tun?«
      Sie kaute auf ihrer Unterlippe, holte dann tief Atem, bevor sie sprach. »Das kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen. Aber später werde ich...« Sie unterbrach, als er protestieren wollte. »Nein, ich möchte, daß Sie es erfahren. Aber erst muß ich verschiedenes mit Patrick klären. Danach können Sie mir sagen, ob ich einen Analytiker oder einen Rechtsanwalt brauche.« Sie lächelte ihn mit einem Anflug der humorvollen Direktheit an, die ihn von Anfang an fasziniert hatte. »Ich verspreche, daß ich es Ihnen sage. Hinterher.«
      »In Ordnung.« Kincaid lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schob den Teller mit dem kalten Ei weg.
      Hannahs Blick fiel auf seinen Teller. »Ach, jetzt hab’ ich Ihnen das ganze Frühstück verdorben. Sie haben ja überhaupt nichts angerührt.« Sie stieß mit den Oberschenkeln gegen den Tisch, als sie aufstand, und die Kaffeepfütze auf dem Tisch vergrößerte sich noch ein wenig. »Ich gehe jetzt lieber. Mir tut das alles wirklich leid, Duncan.«
      »Du lieber Himmel, nun hören Sie schon auf, sich zu entschuldigen. Sie haben keinen Anlaß dazu, und außerdem paßt es nicht zu Ihnen.« Er folgte ihr zur Tür. »Den kalten Toast werde ich schon verschmerzen.«
      »Mein ganzes derzeitiges Leben paßt nicht zu mir.« Sie lachte, zum erstenmal an diesem Morgen ganz spontan. »Vielen Dank. Bitte haben Sie Geduld mit mir. Ich weiß, ich habe kein Recht, das von Ihnen zu verlangen.«
      »Aber ja.« Kincaid stand an der offenen Tür und sprach zu ihrem Rücken. Sie war schon auf dem Weg durch den Flur. »Darin habe ich Übung.«
     
    »Sir.« Gemmas Stimme vibrierte praktisch vor morgendlicher Energie. »Ich habe mit den Nachforschungen angefangen, um die Sie mich gebeten haben, und ich habe auch schon einige Informationen für Sie.«
      Kincaid

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