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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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kurz, aber sie schüttelte Kincaids Hand nicht ab, als sie die Treppe hinunterstiegen. Ein Ende der Kunststoffhülle hatte man offengelassen, und Raskin schlug das Material vorsichtig zurück, um Pennys Gesicht zu enthüllen. Lange sah Emma stumm auf ihre Schwester hinunter, dann nickte sie wieder. Raskin zog den Kunststoff wieder hoch und verschloß die Öffnung mit Klebeband. Mit den flinken, routinierten Bewegungen langjähriger Erfahrung schoben die beiden Männer vom Bestattungsinstitut die Bahre in den Wagen und schlossen die Tür, und als der Fahrer sich hinter das Steuer setzte, hörte Kincaid ihn sagen: »Komm, Kumpel. Wir verpassen das Abendessen, wenn wir uns nicht beeilen.« Die Bremslichter des Wagens flammten auf, als er auf die Straße hinausfuhr, und Kincaid bemerkte, daß der Himmel sich bewölkt hatte.
      »Sie hat heute morgen doch etwas gesagt«, bemerkte Emma mitten in seine Gedanken hinein. »Als sie ihre Sachen zusammensuchte. Es war beinahe - Sie werden mich wahrscheinlich für albern halten.«
      »Nein, bestimmt nicht. Erzählen Sie weiter.«
      »Es hörte sich fast wie eine Litanei an, die sie sich ständig vorsagte. >Dies oder jenes, dies oder jenes...< Das hat unser Vater immer gesagt, als wir noch klein waren. Immer wenn wir eine schwierige Entscheidung zu treffen hatten. Dies oder jenes.«
      
     

11
     
    Gemma streckte den Kopf zum Fenster ihres Escorts hinaus und rief dem Tankwart zu: »Können Sie mir sagen, wie ich zum Grove House komme?«
      »Die nächste links, Miss, gleich um die Ecke. Es ist das alte Herrenhaus. Sie können’s gar nicht verfehlen.«
      Er war jung und gutaussehend, und seine freundliche Erklärung heiterte sie auf, obwohl sie das verdammte Haus anscheinend verfehlt hatte. Dreimal war sie jetzt schon im Dorf herumkutschiert, und sie konnte selbst jetzt noch nicht sagen, wo sie gewesen war und wo nicht.
      Dörfer waren ihr sowieso ein Greuel, und dies hier war keine Ausnahme. Mitten im tiefsten Wiltshire gelegen, auf allen Seiten von alten Kiesgruben umgeben, war es beinahe eine Insel. Hier gab es keine Bilderbuchstraße mit adretten kleinen Läden - hier war die Hauptstraße ein buntscheckiges Durcheinander neuer Häuser, zwischen denen hier und dort noch ein altes Gebäude eingezwängt war.
      Aber keines war das, das sie suchte. Nummer zwei, Grove House. Kein Straßenname, keine Hausnummer. Wie sollte man sich da zurechtfinden?
      Am Pub bog Gemma nach links ab, und ehe sie sich’s versah, fand sie sich in einer Sackgasse moderner Einfamilienhäuser wieder. Sich jetzt auch noch aufzuregen, würde überhaupt nichts bringen, sagte sie sich. Also holte sie tief Luft, legte den Rückwärtsgang ein und kroch am Bürgersteig entlang wieder Richtung Hauptstraße.
      Vielleicht drei Meter vor dem Pub an der Ecke entdeckte sie in der Hecke eine Lücke. An dem offenstehenden schmiedeeisernen Tor war ein kleines Schild angebracht. »Grove House«, las Gemma. Die Reifen ihres Wagens knirschten auf dem Kies, als sie in die Auffahrt einbog und anhielt. Der Straßenlärm drang nur gedämpft durch die hohen Hecken, und der Geruch nach frisch um-gegrabener Erde wehte durch das offene Fenster des Wagens herein. Ein Schubkarren und ein Spaten standen bei einem Komposthaufen auf dem Rasen. Jedenfalls glaubte sie, daß es sich um einen Komposthaufen handelte - ihre gärtnerische Erfahrung bestand darin, das Fleckchen Rasen zu mähen, das in der Annonce für ihr Haus als »großzügiger Garten« angepriesen worden war.
      Das Haus selbst vermittelte einen flüchtigen Eindruck von grauem Verputz und Schiefer und grün bewachsenen Mauern. In der Mitte sprang im rechten Winkel eine verwilderte Hecke hervor - die Trennwand zwischen Nummer eins und Nummer zwei. Sie fragte sich, wie das Haus ausgesehen hatte, als es neu gewesen war, und einen Moment lang stellte sie sich vor, das Haus habe sich, ohne sich zu verändern, hinter Mauern verschanzt, während das Dorf rund um es herumgewachsen war. »Ein bißchen sehr verstiegen für dich, mein Schatz«, sagte sie laut, schüttelte den Kopf und stieg aus dem Wagen.
      Nummer zwei war das Haus auf der linken Seite, halb versteckt hinter der Mittelhecke. Gemma strich sich über das Haar und rückte ihre Umhängetasche zurecht, ehe sie läutete. Schnelle Schritte auf gefliestem Boden waren zu hören, und eine Frau öffnete die Tür. Sie war schlank und blond, hübsch auf eine etwas verblaßte Weise, und sah Gemma mit

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