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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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öffnete sich. Zwei kleine Mädchen mit dunklem Haar, das herzförmige Gesichter umrahmte, standen vor ihm. Mit ernsten Gesichtern sahen sie ihn an und brachen dann, noch ehe er etwas sagen konnte, in übermütiges Gekicher aus. Sie machten kehrt und rannten »Mama, Mama« rufend ins Haus hinein.
      Das Zimmer nahm die ganze Breite des Hauses ein, Eßecke auf der linken Seite, Wohnraum rechts von ihm. Auf dem Stück abgewetzten Teppich, das er sehen konnte, lagen Horden von Patienten einer Puppenklinik herum. Bücher stapelten sich auf Tischen, ein Feuer brannte mit ruhiger Flamme im offenen Kamin des Wohnzimmers, und die Versuchung, sich zu setzen und ^ein Nickerchen zu machen, wurde beinahe unerträglich.
      Anne Percy erschien, wischte sich die Hände an ihrer weißen Baumwollschürze und rettete ihn aus seiner Verlegenheit. Sie lächelte erfreut, als sie sah, wer es war, musterte ihn dann etwas kritischer.
      »Sie sehen ja völlig erschöpft aus. Was kann ich Ihnen Gutes tun?«
      Die beiden Mädchen linsten hinter ihr hervor wie chinesische Akrobaten, ihre Heiterkeit durch die Anwesenheit der Mutter kaum gedämpft.
      »Molly, Caroline, das ist Mr. Kincaid.«
      »Hallo«, sagte er ernst.
      Sie begannen wieder zu kichern und versteckten sich in schöner Einmütigkeit hinter ihrer Mutter.
      »Kommen Sie doch mit in die Küche. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich koche, während wir uns unterhalten.«
      Sie führte ihn durch eine Schwingtür in eine große, freundliche Küche, in der es appetitanregend nach Brathühnchen und Knoblauch duftete.
      Nachdem sie den Kindern gesagt hatte, daß das Essen frühestens in einer halben Stunde fertig sein würde, scheuchte sie sie hinaus, zog Kincaid einen hohen Hocker heran und stellte sich wieder an den Herd, um irgend etwas umzurühren; dies alles mit einer anmutigen Sparsamkeit der Bewegungen.
      »Möchten Sie etwas trinken? Ich habe mir einen Wermut eingeschenkt, den brauch’ ich sowieso für das Hühnchen, aber Sie sehen aus, als könnten Sie ganz gut einen Whisky vertragen. Sie sind ja wohl nicht im Dienst, nicht wahr? Stimmt es eigentlich, daß Polizeibeamte im Dienst nicht trinken, oder ist es nur ein Mythos, der vom Fernsehen verbreitet wird?«
      »Danke.« Kincaid nahm dankbar das Glas, das sie ihm reichte, und nach dem ersten Schluck begann sich von seinem Magen aus Wärme in seinem ganzen Körper auszubreiten. »Nein, das stimmt nicht. Ich kenne eine ganze Menge Kollegen, die im Dienst trinken. Alkoholismus trifft man bei der Polizei genauso häufig wie anderswo. Vielleicht sogar noch häufiger, wenn man bedenkt, wie hoch der Streß in diesem Beruf ist. Aber ich trinke eigentlich nie im Dienst. Ich habe immer gern einen klaren Kopf.«
      »Ich weiß zwar Ihren Rang, aber nicht Ihren Vornamen. Ich kann Sie doch nicht weiterhin Mister oder Superintendent nennen. In einer Küche paßt das nicht, finde ich.«
      »Ich heiße Duncan.« Er lachte über ihre Überraschung. »Ich habe schottische Vorfahren. Und meine Eltern hatten eine heftige Vorliebe für Macbeth. Es hätte schlimmer sein können. Sie hätten mir ja auch Prospero oder Oberon aufbrummen können.«
      »Sie können von Glück reden. Meine älteren Geschwister nennen mich immer noch Annie Rose. Ich komme mir jedesmal vor, als wäre ich drei Jahre alt und nicht eine erwachsene Frau mit eigenen Kindern und einem halbwegs ordentlichen Beruf. Meine Patienten nennen mich Dr. Anne. Da fühlen sie sich besser aufgehoben.«
      »Ich werde einfach Anne sagen.«
      Er setzte sich und trank seinen Whisky, während sie zwischen Küchenschrank und Herd hin- und herging, und ließ sich von der Wärme des Raums umspülen wie von einem warmen Bad. Er hatte das Gefühl, als säße er schon ' seit Jahren auf diesem Hocker in dieser Küche und könnte noch jahrelang so sitzen bleiben. Konzentration stand Anne Percy gut zu Gesicht, dachte er, während er ihr beim Kochen zusah. Sie hatte das gleiche herzförmige Gesicht wie ihre Töchter, aber das weiche, feine Haar war heller, hatte die Farbe von braunem Zucker.
      Sie sah nach einem Auflauf im Rohr, wischte sich dann die Hände und drehte sich, an die Arbeitsplatte gelehnt, zu ihm um.
      »So. Jetzt müßte eigentlich ein paar Minuten lang alles von selber gehen.«
      Kincaid war einen Moment unsicher, abgelenkt von einem kleinen Mehlfleck auf ihrer Augenbraue. Was er von ihr wollte, war so formlos, so nebulös,

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