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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Mädchen. Und jetzt verpasse ich gerade das Fußballtraining meines Sohns.« Er sah wieder auf seine Uhr. »Das ist er allerdings schon gewöhnt.« Raskin seufzte. »Wahrscheinlich ist das ganz gut für ihn - Enttäuschungen stärken den Charakter, stimmt’s?« Spöttische Erheiterung flog wieder über sein Gesicht. »Und ich weiß alles über Sie. Der Chief Inspector hat sich gründlich informiert. Er hat wohl gehofft, er würde ein paar Leichen im Keller finden. Was er dann tatsächlich fand, hat ihm die größten Magenbeschwerden gemacht. Ein shooting star vom New Scotland Yard, Liebling des Assistant Commissioner.«
      Sie lachten beide, tranken dann in einverständlichem Schweigen ihr Bier. Kincaid wurde sich plötzlich bewußt, daß ihm davor graute, den Abend allein zu verbringen; jeder Kontakt jedoch mit den Hausgästen war mit Zweifeln belastet, die er nicht beseitigen konnte.
      »Peter, Sie haben nicht zufällig Dr. Percys Adresse?«
      Raskin hätte sich beinahe an seinem Bier verschluckt. »Sie ist verheiratet, nur damit Sie Bescheid wissen.«
      »Das dachte ich mir schon«, sagte Kincaid, aber er war doch ein wenig enttäuscht, und hastig versicherte er sich, daß sein Interesse an der Frau rein dienstlicher Natur sei. »Ich wollte sie noch ein paar Dinge fragen, da ich ja bei der Obduktion nicht dabeisein durfte...« Er machte ein neutrales Gesicht, gab kein Quentchen seiner Würde preis.
      »Okay, wer’s glaubt, wird selig«, sagte Raskin, und Kincaid mußte wider Willen lachen.
     
    »Mr. Kincaid!« Leise wehte ihm die Stimme aus dem dunklen Garten entgegen. »Oder wäre es richtiger, Superintendent zu sagen?«
      Kincaid erkannte den Sprecher jetzt. Edward Lyle trat aus dem Schatten einer dekorativen Urne und wies zu Kincaids Wagen.
      »Verzeihen Sie, wenn ich Sie aufhalte, aber ich hätte gern ein paar Worte mit Ihnen gesprochen.«
      Lyles Verhalten war noch schleimiger als sonst, und ‘Kincaid seufzte. Er hatte etwas Derartiges aus irgendeiner Ecke erwartet. »Bitte, bitte. Was kann ich für Sie tun?«
      »Natürlich ist diese ganze Geschichte sehr betrüblich, Superintendent, aber meiner Meinung nach geht Chief Inspector Nash zu weit. Dieser Urlaub sollte ein besonderes Geschenk an meine Frau werden, damit ihre Nerven endlich einmal zur Ruhe kommen. Die unglückseligen Ereignisse haben sie auch ohne die grobe Art des Chief Inspectors schon genug aufgeregt. Und die Ruhe, die ich mir erhofft hatte, ist mir völlig genommen worden. Ich bin doch nicht hierhergekommen, um...«
      »Mr. Lyle«, sagte Kincaid geduldig, »ich habe, wie ich bereits früher erklärt habe, keinerlei Befugnis, Chief Inspector Nash irgendwelche Verhaltensmaßregeln zu geben. Ich bin hier selbst bloß geduldet. Aber ich bin sicher, daß er nur seine Pflicht tut.« Kincaid hörte sich ein Klischee nach dem anderen äußern und schnitt ein Gesicht - Lyle schien sie herauszufordern.
      »Meine Arbeit ist sehr anstrengend, Superintendent, und keiner hier scheint in Betracht zu ziehen...«
      »Welcher Art ist denn Ihre Arbeit?« Kincaid versuchte den einsetzenden Schwall von Beschwerden zu stoppen. »Ich glaube, das haben Sie uns noch gar nicht gesagt.«
      »Ich habe ein Bauunternehmen. Die Firma läuft recht gut.« Lyle plusterte sich ein wenig auf. »Eine gute Gelegenheit zur Kapitalanlage im Augenblick, wenn Sie...«
      »Danke«, fiel Kincaid ihm ins Wort, »aber Polizeibeamte verfügen im allgemeinen nicht über übriges Geld. Und jetzt muß ich gehen, wenn Sie nichts dagegen haben. Ich kann Ihnen mit Chief Inspector Nash leider nicht helfen - ein Wort von mir würde ihn sicher nicht Ihnen gegenüber geneigter machen.«
      Aufgeblasener, egoistischer kleiner Schleimer, dachte er, als er in seinen Wagen stieg und Lyle noch einmal zuwinkte. Er und Nash verdienten einander.
      Die einspurige Straße zog sich in Windungen bis dicht unter die Hügel. Kincaid hatte den Midget offengelassen und drehte die Heizung voll auf, weil er hoffte, die frische Abendluft würde sein Gehirn von Spinnweben befreien. Der Himmel hing schwach leuchtend hinter den dunklen Formen der Bäume.
      Nach einer Weile sah er die Lichter des Bungalows durch die Bäume zu seiner Linken und zog den Wagen in die von welkem Laub bedeckte Einfahrt. Es war ein niedriges Haus aus rosenfarbenem Backstein; das Licht kam durch große Panoramafenster zu beiden Seiten einer gewölbten Haustür.
      Er klingelte, und die Tür

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