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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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begann er, schon wieder in den gewohnten Quengelton verfallend, als Raskin ihn unterbrach.
      »War es so, Mrs. Lyle?«
      Lyle holte Atem, um zu protestieren, aber seine Frau ließ ihn nicht zu Wort kommen.
      »Ja... Natürlich. Ich habe an Chloe geschrieben, unsere Tochter. Sie ist im Internat. Es ist wirklich schade, daß wir keine Zeit bekommen konnten, die mit Chloes Ferien zusammenfiel. Sie hätte...« Sie gewahrte das mißbilligende Gesicht ihres Mannes. »Oh, entschuldige, wie dumm von mir. Ich bin natürlich froh, daß sie jetzt nicht hier ist.« Sie krauste die Stirn, holte Luft, als nähme sie allen Mut zusammen, um weiterzusprechen. »Inspector, was hier geschehen ist, ist schrecklich, aber ich verstehe nicht, was es mit uns zu tun haben soll.«
      Sie wandte sich Kincaid zu, während sie sprach, um ihn in ihren Appell einzubeziehen. Ihr dichtes dunkles Haar bekam durch das feine Grau einen hellen Schimmer, ihr Teint war klar, die dunklen Augen sehr ausdrucksvoll.
      Kincaid dachte plötzlich, wie attraktiv sie war - oder wäre, wenn sie nicht ständig diese Miene ängstlicher Zaghaftigkeit trüge. Er erinnerte sich ihrer Lebhaftigkeit, als er sie mit Maureen Hunsinger zusammen in der Teestube beobachtet hatte, und fragte sich, wie sie wäre, wenn sie nicht gerade Edward Lyle geheiratet hätte. Warum hatte sie ihn geheiratet? Das war die Frage, auf die es ankam. Hatte sie vor fünfzehn, zwanzig Jahren in diesem weichlichen, egozentrischen Wichtigtuer vielleicht eine Verheißung gesehen, von der nichts geblieben war?
      »Mrs. Lyle«, sagte Raskin mitten in Kincaids Spekulationen hinein, »wir müssen allen hier dieselben Fragen stellen. Es könnte ja sein, daß jemand etwas gesehen oder gehört hat, was uns bei unseren Ermittlungen weiterhilft. Ich bin überzeugt, Sie haben dafür Verständnis.«
      »Wir haben nichts Ungewöhnliches gesehen, Inspector«, versicherte Lyle. »Überhaupt nichts.«
     
    Patrick Rennie, stets der perfekte Gentleman, half seiner Frau fürsorglich in den Sessel. Marta sah aus, als könnte sie alle Hilfe gebrauchen - sie gehörte offensichtlich nicht zu den wenigen Glücklichen, die vom Kater verschont blieben. Das flachshelle Haar war strähnig, mit einem schlichten Gummiband zurückgenommen.
      »Meine Frau hat den ganzen Morgen im Bett gelegen«, erklärte Patrick. »Sie hat sich nicht wohl gefühlt.« Sein Gesicht war ernst und freundlich, er sah seine Frau beim Sprechen nicht an. Er selbst sei in den Salon hinuntergegangen, um an einer Rede zu arbeiten, berichtete er. Er habe seine Frau nicht stören wollen.
      »Und waren Sie den ganzen Morgen im Salon, Mr. Rennie?« fragte Raskin.
      »Nein, ich bin immer wieder einmal hinausgegangen. Sie wissen ja, wie das ist. Ich habe Cassie guten Morgen gesagt. Dann bin ich hinaufgelaufen, um ein Buch zu holen - Zitate machen sich in einer Rede immer gut. Irgendwann kam Lyle herein und quasselte ein bißchen. Er hat meine ganze Konzentration zerstört, gerade als ich zur entscheidenden Stelle gekommen war. Sonst habe ich niemanden gesehen. Ach, und Inspector«, in seinem Ton schwang eine Spur Scherzhaftigkeit, »Sie und Ihren Chef habe ich kommen sehen. Vom Salonfenster aus habe ich den Wagen Vorfahren sehen.«
      Frecher Kerl, dachte Kincaid.
      »Mrs. Rennie?« sagte Raskin.
      Sie war nicht imstande gewesen, ihre Hände auch nur eine Sekunde ruhig zu halten. Jetzt leckte sie sich die Lippen. »Ich habe den ganzen Morgen geschlafen, wie Patrick Ihnen schon sagte. Ich habe mich ziemlich mies gefühlt. Es muß die Grippe oder so etwas sein. Ich war gerade aufgestanden und wollte Kaffee machen, als Patrick hereinkam und sagte, es müßte irgend etwas passiert sein, draußen sei alles in Aufruhr.« Sie kramte in ihrer Handtasche nach einer Zigarette. »Es tut mir leid um Miss MacKenzie. Sie schien eine nette Frau zu sein.«
      Ein dürftiger Nachruf, dachte Kincaid, doch wenigstens hatte Marta Rennie einen Gedanken für die Tote übrig.
      »Miss MacKenzie war ziemlich außer sich, als sie gestern abend ging. Es kann nicht sein, daß sie...«
      »Nein, Mr. Rennie«, sagte Raskin, die unausgesprochene Frage beantwortend. »Es ist ausgeschlossen, daß sie sich die Verletzungen selbst beigebracht hat.«
     
     

12
     
    »So, das wär’s dann.« Peter Raskin gähnte und streckte sich.
      »Ja, und der ganze Zirkus war genauso sinnlos wie beim letztenmal«, stellte Kincaid ärgerlich fest. »Fünf

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