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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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wahrscheinlich«, sagte er nach einer kleinen Pause, »aber Ihre Erwartungen waren es auch. Sie hätten, wie man so schön sagt«, in seinem Lächeln lag kein Humor, »die Finger davon lassen sollen.« Einen Moment lang sah Patrick sie schweigend an, dann schien er einen Entschluß gefaßt zu haben. »Tut mir leid, Hannah.«
      Hannah sah zu, wie er seine Hand auf die abgebröckelte Mauer legte, sie übersprang und über den Rasen davonging.
     
    Sie saß auf dem Toilettendeckel, ein feuchtes Tuch an ihr Gesicht gedrückt. Sie hatte aufgehört zu weinen und fühlte sich ausgelaugt, von jenem seltsamen leichten Schwindelgefühl erfaßt, das manchmal auf langes Weinen folgt. Es war Jahre her, daß sie so geweint hatte, ihr Schluchzen aus solchen Tiefen aufgestiegen war. Jetzt fühlte sie sich auf merkwürdige Weise in Frieden, beinahe gereinigt.
      Patrick hatte natürlich recht gehabt. Was hatte sie erwartet? Bedingungslose Annahme? Vielleicht sogar Liebe? Das waren Phantasien gewesen, aus dem Hunger geboren. Sie hatte das Bild des perfekten Sohnes geschaffen, um eine Undefinierte Leere in ihrem eigenen Inneren zu füllen.
      Hannah seufzte und tauchte das Tuch in das Becken mit dem kalten Wasser. Nun, jetzt war es vorbei. Sie hatte getan, was sie sich vorgenommen hatte - es war sinnlos, noch länger hierzubleiben und sich weiter zu erniedrigen. Vorausgesetzt, daß die Polizei sie abreisen ließ. Noch einmal tupfte sie ihr Gesicht mit dem feuchten Tuch ab, dann rieb sie es mit einem Handtuch trocken, vermied es aber, in den Spiegel zu sehen. Es würde Stunden dauern, ehe die Schwellungen zurückgingen, und es war das beste, wenn sie jetzt gleich mit Inspector Nash sprach. Sonst würde ihr ihre Entschlossenheit vielleicht wieder abhanden kommen.
      Auf der Suche nach moralischer Unterstützung ging Hannah zuerst zu Kincaids Apartment, aber als ihre zum Klopfen gekrümmte Hand die Tür berührte, merkte sie plötzlich, daß sie ihm jetzt nicht ins Gesicht sehen konnte, und wandte sich ab. Besser, sie sprach allein mit Nash.
      Der Flur war leer, das Haus still, und Hannah wurde sich bewußt, daß sie keine Ahnung hatte, wie spät es war. Mittag? Früher Nachmittag? Teezeit? Die Zeit hatte alle Bedeutung für sie verloren. Einen Moment blieb sie am Kopf der Treppe stehen und überlegte, was sie Nash sagen wollte. Daß ihr Arbeitgeber krank sei? Daß sie eiligst nach Oxford zurückmüsse, weil dort ein dringendes Projekt wartete?
      Schuldbewußtsein überflutete sie. Wie hatte sie Miles’ Krankheit in diesen letzten Tagen so einfach vergessen können? Es war ihr nicht einmal eingefallen, in der Klinik anzurufen, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen, und das nach allem, was er für sie getan hatte. Höchste Zeit, daß sie sich endlich zusammennahm.
      Sie hörte kein Geräusch. Nur der feine Luftzug verriet ihr, daß die Tür hinter ihr sich geöffnet hatte. Ehe sie sich umdrehen oder etwas wagen konnte, erhielt sie einen harten Stoß in den Rücken.
      Und als ihr die Treppe entgegenkam, klammerten sich ihre Gedanken an ein kleines, belangloses Detail - die Hand in ihrem Rücken hatte sich warm angefühlt.
     
     

15
     
    Von Suffolk nach Sussex nach Wiltshire nach Oxfordshire, Ringelringel Rosen. Gemma wurde schwindlig, wenn sie an die letzten zwei Tage dachte. Und müde.
      Ihre Kleider sahen jetzt schon aus, als hätte sie in ihnen geschlafen, und dabei war dies erst ihr zweiter Besuch an diesem Morgen. Lavender Lane, Wildmeadow Estates. Puh! Der Name paßte auf diese neue Siedlung am Stadtrand von St. Albans wie die Faust aufs Auge. Kästen von Häusern, die wie geklont aussahen, zogen sich in akkuraten Reihen über das Land, aus dem man alles herausgerissen hatte, was mit wilden Wiesenblumen nur die entfernteste Ähnlichkeit hatte. Sahen allerdings nicht billig aus - Mr. Edward Lyle mußte recht gut verdienen.
      Das Haus der Lyles war von den Häusern seiner Nachbarn nicht zu unterscheiden. Gemma hielt den Wagen an und vermerkte sorgfältig den Meilenstand in ihrem Dienstheft. Kincaid vergaß das dauernd, und sie ärgerte sich immer wieder darüber. Vielleicht konnte man es sich mit dem Gehalt eines Superintendenten leisten, so nachlässig zu sein. Dann fragte sie sich seufzend, warum sie eigentlich so schlecht gelaunt war. Sie arbeitete nicht gern allein, das war einer der Gründe. Sie hatte sich an Kincaids Gesellschaft gewöhnt und fand sie merkwürdigerweise durchaus angenehm -

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