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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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merkwürdigerweise deshalb, weil sie sich erinnerte, wie nervös sie gewesen war, als sie ihm zugeteilt worden war.
      Und außerdem hatte sie bei diesem Fall - wenn man es überhaupt einen Fall nennen konnte - das Gefühl, ständig im dunkeln zu tappen. Wie sollte sie Nachforschungen anstellen, wenn sie gar nicht wußte, wonach sie forschen sollte? Der Ort der Handlung lag in Yorkshire, und sie hatte keinen blassen Schimmer, ob die fragmenthaften Informationen, die sie ausgrub, überhaupt von Nutzen waren.
      Die Lavender Lane wirkte wie ausgestorben, als hätten sämtliche Bewohner plötzlich ihre Sachen gepackt, um zum Mond zu fliegen. Nirgends ein Kinderwagen, in keinem der Vorgärten stehengebliebene Kinderfahrräder oder Tretautos. Gemma klingelte bei den Nachbarn zu beiden Seiten, jedoch ohne Erfolg. Natürlich, die Hypotheken hier konnten nur Doppelverdiener bezahlen - die Mütter waren wahrscheinlich alle irgendwo bei der Arbeit und die Kleinen beim Babysitter oder im Hort. Sie wollte gerade entmutigt zu ihrem Auto zurückkehren, als sie sah, wie sich in einem der Fenster des Hauses gegenüber ein Store bewegte.
      Die Frau, die auf Gemmas Läuten öffnete, trug Jeans und T-Shirt. Auf ihrer Hüfte hockte ein etwa zweijähriger Junge mit schmutzigem Gesicht. »Wenn Sie die Lyles suchen«, sagte sie und musterte Gemma mit neugierigem Blick, »die sind im Urlaub.«
      »Ich weiß. Wir führen im Zusammenhang mit gewissen Ereignissen an ihrem Urlaubsort eine Routineuntersuchung durch. Kennen Sie die Lyles? Vielleicht können Sie mir weiterhelfen.«
      »Janet ist doch nichts passiert?« Das Kind hörte das Erschrecken in der Stimme der Mutter und begann zu quengeln.
      »Nein, nein, Mrs. Lyle geht es gut, aber es hat zwei unerklärliche Todesfälle gegeben.«
      »Unerklärlich? Sie meinen Unfälle?« Die Frau faßte ihr Kind fester, und der Kleine begann nun wirklich zu brüllen.
      »Wir sind nicht sicher.« Gemma bemühte sich, das Heulen des Kindes zu übertönen. »Deshalb machen wir diese Untersuchungen. Wenn ich Ihnen vielleicht ein paar Fragen...«
      »Dann kommen Sie doch lieber herein.« Die Frau schaukelte den Jungen auf ihrer Hüfte und sagte: »Schon gut, Malcolm, schon gut.« Dann bot sie Gemma die freie Hand. »Ich bin Helen North.« Sie wies mit dem Kopf zum rückwärtigen Teil des Hauses. »Kommen Sie mit in die Küche. Janet und ich sind ganz gut befreundet, wenn er nicht dabei ist«, bemerkte sie über ihre Schulter, »und es täte mir sehr leid, wenn ihr etwas zugestoßen wäre. Sie hat es sowieso schon schwer genug gehabt, das arme Ding.«
      Gemma folgte ihr. Helen, fand sie, war ein recht altmodischer und eleganter Name für diese lässige junge Mutter. Helen North führte Gemma an einen kleinen Tisch in der hellen Küche und setzte ihren kleinen Sohn mitten in einem Durcheinander von Bauklötzen nieder.
      »Möchten Sie vielleicht eine Tasse Tee?«
      »Gern, danke.« Im allgemeinen dankte Gemma Gott für eine starke Blase - bei ihrer Arbeit mußte sie mehr Tee trinken als ein Pastor -, aber diesmal hatte die Aussicht auf eine Tasse Tee ausnahmsweise etwas Verlockendes.
      »Gut«, sagte Helen. »Ich setze nur das Wasser auf.«
      Der schwache Singsang in der Stimme der Frau war bei den letzten Worten ausgeprägter geworden.
      »Sie sind Irin«, sagte Gemma.
      »Aus County Cork.« Helen lächelte. »Ich geb’ mir Mühe, nicht so zu reden, als wäre ich gerade erst herübergekommen, aber es bricht eben immer wieder durch, wenn ich nicht aufpasse. Würden Sie glauben«, sie zauste die roten Locken ihres Sohnes, »daß er das Haar von seinem Vater hat? Und dabei bin ich doch die Irin.«
      »Und mein Sohn«, antwortete Gemma, »hat Haare wie ein Skandinavier, so hell und so glatt.« Sie lachten gemeinsam.
      »Vielleicht ist das der Grund, weshalb Eddie Lyle mich nicht mag«, sagte Helen, als sie Gemma eine Tasse hinstellte und sich ihr gegenüber setzte. »Iren sind in seinen Augen nicht ganz gesellschaftsfähig. Er war Berufssoldat, obwohl man das kaum glauben würde, wenn man ihn so sieht. Er war in Nordirland stationiert, und für ihn sind alle Iren eine miese Bande.
      Oder vielleicht kommt es auch daher, daß mein Mann für den Bauunternehmer hier arbeitet.« Mit einer raschen Geste deutete sie zur Siedlung hinaus. »Ich frag’ mich wirklich, woher der Mann seinen Hochmut nimmt. Seine Eltern waren auch nur kleine Wirtsleute. Ich finde das

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