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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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völlig in Ordnung, aber Janet sagt immer, er mag es nicht, wenn man darüber spricht. Meiner Ansicht nach ist der Mann größenwahnsinnig.«
      Gemma entdeckte mehr als ein Fünkchen Boshaftigkeit in Helen Norths Geplauder. Edward Lyle mußte sie schon sehr verschnupft haben.
      »Wie kommt es, daß Sie und Janet befreundet sind?«
      »Wir sind hier in der Straße die beiden einzigen Frauen, die zu Hause bleiben. Da kriegt man richtig Sehnsucht nach einem Erwachsenengespräch.« Sie neigte den Kopf leicht zur Seite und sah Gemma nachdenklich an.
      »Manchmal beneide ich Frauen wie Sie, die im wirklichen Leben stehen und mit Erwachsenen zu tun haben.«
      »Ich glaube nicht, daß Sie mich so sehr beneiden wie ich Sie«, erwiderte Gemma. Sie berührte leicht das Haar des umherspazierenden kleinen Jungen.
      »Naja, es war ja auch meine Entscheidung, zu Hause zu bleiben und lieber mit etwas weniger auszukommen. Ich sollte mich wirklich nicht beschweren. Bei Janet ist das etwas anderes. Er hat ihr nicht erlaubt zu arbeiten, nicht einmal, als Chloe zur Schule kam. Das sei nicht standesgemäß! Ich bitte Sie! Und dabei ist sie gelernte Krankenschwester. Mein Gott, ist das eine Verschwendung.«
      Helen schwieg einen Moment, ihr Gesicht voller Verachtung. »Aber als er seine alte Mutter zu ihnen ins Haus holte«, fuhr sie dann gedankenvoll fort, »da kam ihm ihre Ausbildung grad recht. Oh, ja«, beteuerte sie, als hätte Gemma Zweifel geäußert, »die alte Dame konnte man am Ende überhaupt nicht mehr allein lassen, und wer war da besser geeignet als Janet, sich um sie zu kümmern? Die alte Dame hat nämlich getrunken, wissen Sie. Angeblich soll sie angefangen haben, als ihre einzige Schwester starb. Die war damals noch sehr jung. Jedenfalls hat Janet es mir so erzählt. Und sie schluckte viel zu viele Medikamente. Sie ließ sich von irgendeinem alten Kurpfuscher behandeln, der sie mit Tabletten vollgestopft hat. Janet war wütend, aber sie konnte nichts dagegen tun.«
      »Eine gefährliche Kombination«, sagte Gemma.
      »Das kann man wohl sagen«, antwortete Helen. »Das hat sich ja dann auch gezeigt.«
      »Wieso?«
      , »Ach, Sie wissen nichts von dem Unfall?« Gemmas verständnisloser Gesichtsausdruck beantwortete diese Frage. »Eine tragische Geschichte.« Helen schnalzte bedauernd mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Die alte Dame nahm eines Tages, als Janet zu Fuß zum Einkaufen gegangen war, Janets Wagen. Sie hat einen Riesenunfall gebaut und war sofort tot. Später haben sie festgestellt, daß sie getrunken und Tabletten geschluckt hatte.«
      »Wie schrecklich.« Gemma beugte sich auf ihrem Stuhl vor und sagte teilnahmsvoll: »Für Janet muß das ja scheußlich gewesen sein.«
      »Ja, sie machte sich entsetzliche Vorwürfe. Sie hätte dies tun sollen, sie hätte jenes tun sollen. Als hätte sie die alte Frau rund um die Uhr überwachen können. Und ihn hätten sie sehen sollen, ganz der gramgebeugte Sohn. Aber als sie noch am Leben war, hat er sie kaum eines Wortes gewürdigt. Ich bin Janets wegen zur Beerdigung gegangen. Da stand er ganz würdevoll und sehr korrekt am Grab, und eine Krokodilsträne tropfte ihm aus dem Auge. Zum Kotzen, sage ich Ihnen.« Helen schüttelte mit gekrauster Stirn den Kopf. »Warum schießt sie den Kerl nicht in den Wind, können Sie mir das sagen?«
      Die Frage schien rhetorisch zu sein, dennoch schüttelte Gemma den Kopf. »Nein. Tut mir leid. Ist es schon lange her, daß die alte Mrs. Lyle gestorben ist?«
      »Das war im letzten Winter. Und nicht lange danach kam er mit diesem Urlaubsplan daher. Er sagte, er wolle Janet damit aufheitern, aber sie war überhaupt nicht scharf darauf. Ich glaube eher, er wollte seinen Chef damit beeindrucken. Janet hat mir erzählt, daß er sich das Geld leihen mußte, um ihre Woche zu kaufen. Und dann konnte er nicht mal eine Zeit bekommen, in der Chloe schulfrei gehabt und mitkommen hätte können.«
      Der kleine Junge begann quengelig zu werden und an der Bluse seiner Mutter zu zupfen. Er hatte genug davon, übersehen zu werden. Gemma trank ihren Tee aus und machte Anstalten zu gehen. »Vielen Dank für den Tee und dafür, daß Sie sich die Zeit genommen haben.«
      Helen North wurde plötzlich verlegen, die Nachwirkung allzu offenherziger Geständnisse. »Ich hätte nicht sagen sollen... Es ist Janet gegenüber wirklich nicht fair...«
      Gemma beruhigte sie. »Sie haben nicht ein Wort gesagt, das

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