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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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geistigen Kräfte sind.« Gemma machte eine kleine Pause, um sich zu sammeln. »Jünger als ich erwartet hatte - vielleicht sechzig -, und immer noch durchaus attraktiv, wenn auch vielleicht ein bißchen hager.« Ein Zug in Kincaids Miene veranlaßte sie, eilig weiterzusprechen. »Er hatte von den Geschehnissen hier keine Ahnung und war ziemlich besorgt um Hannah Alcock. Ich hatte den Eindruck, er fand diesen timeshare-Urlaub ziemlich untypisch für sie, und das bereitete ihm Unbehagen. Sie schmeißt anscheinend die ganze Klinik praktisch allein, und er hat für den Rest des Personals sehr wenig übrig. Ohne Hannah, sagte er, würden sich die Verwandten und das Finanzamt um das Vermögen streiten müssen, oder er würde es vielleicht einfach dem National Trust vererben.« Gemma lächelte. »Seinen Humor hat er sich trotz allem bewahrt.«
      »Tja, ich hab’ meinen leider verloren«, versetzte Kincaid. »Hannah ist tatsächlich etwas passiert - gestern hat jemand sie die Treppe hinuntergestoßen.«
      »Ist sie...«
      »Nein, es ist ihr nichts passiert. Aber jetzt ist sie plötzlich verschwunden.«
      Gemma sah auf die Karte, die immer noch ausgebreitet auf der Kühlerhaube lag. Kein Wunder, daß er so unkommunikativ gewesen war. »Sie wollen sie suchen«, sagte sie. »Wissen Sie schon wo?«
      »Hm?« Sein Blick schien auf eine große Blumenschale konzentriert. »Nur eine Möglichkeit«, antwortete er vage. »Die Aysgarth-Wasserfälle.«
      »Ich fahre mit Ihnen. Keine Widerrede«, fügte sie hinzu, obwohl er durch nichts zu erkennen gegeben hatte, daß er sie überhaupt gehört hatte. »Ich hole nur rasch meine Sachen aus dem Auto. Sie können mich unterwegs aufs laufende bringen.«
      Gemmas Fallakte war unter den Beifahrersitz gerutscht, und während sie noch quer über dem Fahrersitz lag und nach dem Hefter angelte, hörte sie Kincaid sagen: »O mein Gott!«
      Der völlig ausdruckslose Ton seiner Stimme veranlaßte sie, sich so heftig aufzurichten, daß sie sich den Kopf am Wagendach anschlug und es nicht einmal spürte.
      Sein sonst so lebhaftes Gesicht war starr und reglos wie Marmor.
      »Was ist?« fragte Gemma erschrocken.
      Er sah sie an. »Hannah.« Seine Stimme gewann an Kraft. »Sebastian hatte überhaupt nichts damit zu tun. Er war nur im Weg. Genau wie Penny.«
      »Wie...«
      »Der Grund ist nicht etwas, das Hannah über den Mord an Sebastian weiß.« Kincaid umfaßte mit beiden Händen Gemmas Schultern. »Hannah war von Anfang an das Zielobjekt.«
     
     

19
     
    Als Hannah fröstelnd in der Kälte stand, die von den gewaltigen Steinplatten unter ihren Füßen heraufzog, ging ihr auf, daß sie sich etwas vorgemacht hatte. Die fieberhafte Energie, die sie beim Erwachen beschwingt hatte, war verpufft, und jetzt fühlte sie sich so hohl und leicht wie eine leere Hülle. Was heute morgen vernünftig schien, hielt jetzt einer logischen Prüfung nicht mehr stand.
      Nichts als der Mut der Verzweiflung hatte sie heute morgen aus dem Haus getrieben. Sie würde sich nichts von der Furcht diktieren lassen; sie würde sich nicht verhätscheln und entmündigen lassen wie ein schwaches altes Weib.
      Das hatte durchaus überzeugend geklungen. Aber Tatsache war, daß sie geflohen war, als säßen ihr die Furien im Nacken; geflohen vor dem Haus und seiner gesichtslosen Bosheit.
      Sie schob die Gedanken weg und blickte flußabwärts zum sanften Tal der Ure hinunter, das zu ihren Füßen ausgebreitet lag. Eine Wolke schob sich vor die Sonne, und Hannah zog ihre Jacke fester um sich. Sie hätte das einzige Wesen auf der Welt sein können, so tief war hier die Einsamkeit; nirgends ein Zeichen menschlichen Lebens - nicht einmal Schafe oder Trockenmauern, nur die baumbestandenen Hänge und ein blauer Horizont und auf der anderen Seite drüben ein glänzender Teppich rostroten Laubs.
      Das sanfte Geräusch des Wassers, das glucksend und murmelnd in seinem steinigen Bett dahinplätscherte, hätte beruhigend wirken können, aber es vertiefte nur ihr Gefühl der Isolation. Oben bei den Mittelfällen sprangen Eltern mit ihren Kindern über halb im Wasser versunkene Steine, aber sie konnte nur die Bewegungen ihrer Münder erkennen, als lachten und schrien sie in einem Stummfilm.
      Seufzend drückte sie ihr verletztes Handgelenk an die Brust. Hier gab es keinen Trost für sie. Besser, sie fuhr zurück und stellte sich. Duncan wäre zornig, und Patrick - wenn Patrick sie als eine

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