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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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drehte sich dann aber noch einmal herum. »Sie war heute morgen ganz gut auf den Beinen, wenn man bedenkt, was für einen Sturz sie hinter sich hat. Sie hat keinen Tag älter als siebzig ausgesehen.« Mit einem Schatten ihres grimmigen Lächelns nickte sie ihm zu und ging ins Haus.
      Kincaid war auf dem Weg zu seinem Wagen, um sich eine Karte zu holen, als Janet Lyle mit gesenktem Kopf, die Hände tief in den Taschen ihres Anoraks, um das Haus herumkam. Sie machte ein finsteres Gesicht, das erstemal überhaupt, daß Kincaid bei ihr einen Ausdruck schlechter Laune sah. Ihre Miene hellte sich auf, als sie ihn gewahrte, und sie ging schneller, wechselte ihren Kurs, um ihn abzufangen. »Ach, Sie fahren wohl nicht zufällig nach Thirsk?«
      »Nein, ich hatte es eigentlich nicht vor. Brauchen Sie eine Fahrgelegenheit?«
      »Ja, verflixt, Eddie ist heute morgen einfach mit dem Wagen abgebraust.« Verärgerung verlieh ihren Gesten Lebhaftigkeit, und zum erstenmal konnte Kincaid sie sich als energische, durchsetzungsfähige Krankenschwester vorstellen. »Er sagte, er müßte ein Fax ins Büro schicken. Aber ich habe neulich ein paar Stiefel für Chloe bestellt - hier im Dorf ist ein hervorragender Schuhmacher. Sie sollten heute morgen fertig sein, und am Freitag schließt der Laden den halben Tag. Das ist wirklich sehr dumm jetzt.«
      Sie sah tatsächlich verstimmt aus, aber sie wirkte, da sie ihre mäuschenhafte Art abgelegt hatte, auch ausgesprochen lebendig.
      »Ihr Mann sagte, Sie fühlen sich nicht wohl.«
      »Ach das!« Janet tat es mit einem Achselzucken ab. »Das ist typisch seine Art. Als seine Mutter starb, stand für ihn fest, daß ich langsam dahinsieche und dringend einen richtigen Urlaub brauchte. Man nennt das Übertragung, wenn ich nicht irre.« Sie lächelte, und ihre ebenmäßigen weißen Zähne blitzten. »Wenn ich den Urlaub gewollt hätte, dann wäre ich nach Mallorca geflogen.«
     
    Gemma steuerte ihren Wagen langsam durch das Tor von pollowdale House und hielt mit laufendem Motor an, um sich erst einmal umzusehen. Das erste, was sie erblickte, war Kincaids Midget, der auf dem gekiesten Vorplatz stand. Da wußte sie, daß sie an der richtigen Adresse war.
      Als nächstes sah sie Kincaid selbst, der neben seinem Wagen stand, auf der Kühlerhaube eine Karte ausgebreitet. Cordhose und seegrüner Pullover, Tweedjackett mit Ellbogenflicken, das hellbraune Haar vom leichten Wind malerisch zerzaust - ein gutaussehender Mann, dachte Gemma. Sie hielt neben ihm an, stieg aus und schlang sich ihre Umhängetasche über die Schulter.
      »Olala, der lässige Landedelmann heute, wie? Planen Sie Ihre nächste Jagd, oder stehen Sie nur für Country Life Modell?«
      Er fuhr herum. »Gemma!« Die aufblitzende Freude auf seinem Gesicht erlosch so rasch, daß sie glaubte, ihr Auge habe sie getrogen. »Wo zum Teufel sind Sie gewesen?«
      »Ja, ich freue mich auch, Sie zu sehen, vielen Dank. Ich hab’ mir fast das Genick gebrochen, um möglichst schnell hier zu sein, und das ist das einzige, was Sie mir zu sagen haben?« entgegnete Gemma gutmütig, aber ein wenig schockiert war sie doch. Es war nicht Kincaids Art, so auf andere loszugehen.
      »Entschuldigen Sie, Gemma.« Das vertraute Lächeln kehrte wieder, wenn auch nicht ganz so strahlend wie sonst. »So, und jetzt sagen Sie mir, wo Sie gewesen sind.«
      Sie lehnte sich an ihren Escort - zu spät fiel ihr ein, daß er dringend eine Wäsche brauchte - und kramte in ihrem Beutel nach ihrem Heft. Die Seiten flatterten raschelnd, als sie sie durchblätterte. Sie wußten beide, daß sie das Heft gar nicht brauchte, aber es war ein Requisit, das ihnen einen glatten Übergang vom Privaten zum Dienstlichen erlaubte.
      »Es ist mir schließlich doch noch gelungen, mit Miles Sterrett zu sprechen. Dieser Drachen von einer Sekretärin in der Klinik bewacht ihn ja wie ihren Augapfel. Daraufhin habe ich aber mein Glück bei der Haushälterin versucht, und siehe da, es ging wie geschmiert. >Ein kurzer Besuch nach dem Abendessen<, sagte sie. >Wir wollen ihn nicht ermüden.<« Gemma machte eine kleine Pause und klappte über ihrem eingelegten Finger das Heft zu. »Ich habe übrigens gestern abend Ewigkeiten versucht, Sie zu erreichen. Aber Sie haben sich nicht gemeldet.«
      »Okay, mea culpa. Und weiter?«
      »Er hat einen leichten Schlaganfall gehabt, aber er ist immer noch mehr auf Draht als manche Leute, die angeblich im Vollbesitz ihrer

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